France/    Frankreich-Tagebuch

FRANKREICH -TAGEBUCH 96 23. August 1996 über Elsaß-Lothringen, Metz, dann Verdun nach Caen und Riva Bella. Auffällt, wie furchtbar viele Kämpfe hier stattgefunden haben, wie viele Militärfriedhöfe es gibt. Wir fahren auch durch Valmy. Erster Abend, Strand , Casino, erste Eindrücke. 24. Zuerst das Meer hier, viel Schwarze, diese wunderbar frische Atmosphäre, erinnert an Ost- und Nordsee. Nach Cabourg, Houlgate, Deauville, vor allem Honfleur und Le Havre. Sehr schöner Tag, am Schluß Käseeinkauf in Pont L`Evêque. 25. Caen, Bayeux, Arromanches. Auch hier wieder Militärfriedhöfe. Die Landung am 6. Juni 44. Riesige Pontons, die einen künstlichen Hafen bilden, Monster jetzt im Wasser unter Ebbe und Flut. Geschmack von Tod und Blut überall. Eisen, Schießen, Panzer stehen als "Denkmal" da. Geschütze. In Bayeux der Teppich der Schlacht von Hastings 1066. Ein Tapisserien-Epos über Verrat und Strafe und Tod Harolds, des Vertrauten Wilhelm des Eroberers, den Harold verriet, sich zum König der Angelsachsen machte, von den Normannen dann geschlagen wurde. In Caen auf der Festung. Die Stadt im Krieg fast völlig zerstört. Hier in der Kathedrale St. Etienne auch die Gebeine Wilhelms. Es ist gerade Messe, das mehrfach ausgeraubte Grab, auch von den Hugenotten, nur ein Teil der Gebeine ist noch da, konnten wir nicht sehen. Welche Listen gab es hier. Kriegslisten. Fort Douaumont von den Deutschen so genommen, von 19 Mann als Zuaven verkleidet. Oder auch in Rouen, Johanna verurteilt, aber nur zu lebenslänglich, weil sie widerrufen hatte. Doch die Engländer waren entsetzt, sie wollten den Tod. So wurden ihr nur Männerkleider eines Morgens hingelegt, Hauptanklagepunkt, aß sie Männerkleider trug. Nun mußte sie diees anlegen, das war ihr Tod. Welches Hauptgefühl heute, auch morgens. Daß so viel geschehn ist, geschieht, und nur einer, der damit lebt, also viel weiß, kann geistig mitmachen. Ich weiß zu wenig über die "Tatsachen"? Doch das Gefühl der Niederlage, des Scheiterns, der Kleinheit ist vielleicht wichtig Wie äußerlich sind meist die Erlebnisse, eben touristisch, das heißt, "Kultur" wird nur nach einem "Führer", also künstlich, wie hinter einer Wand wahrgenommen, die Information zerstört die Phantasie, das Gefühl, wenn sie keinen Lebenshintergrund zeigt, nur Staat. Was mich dann mit den Gegenden von hier aus verbindet, ist die Wut. Und die Angst, auch die Ohnmacht. Wie bei Arromanches. Bei solchen Informationen, ähnlich erging es mir in Kreta: 21. 000 deutsche Soldatengräber. 9000 Amerikaner. Die inneren Berührungen in Honfleur, dem alten Hafen, dem schon 1512 von Franz I Le Havre entgegengesetzt wurde. Die ganze Stadt ein Hausmuseum, das alte Hafenbecken winzig, der Vergleich mit dem Hafen Le Havre, den Monstern von Riesenkränen, dem Umschlagplatz von Öl und anderen Industriegiften, Waren, den Riesentankern und Frachtern sagt alles. Dann der Pont de Normandie, höchste und längste Brücke Europas. Während in Honfleur trotz starkem Gedränge wohltuend die Umgebung wirkte, menschengerecht, nahe, die gute Schwingung der Umgebung, man atmete, atmete auf, als wären diese alten normannischen Häuser mit ihren hohen Giebeln, sogar die Lieutenance, früher hatte der Gouverneur hier seinen Sitz, heilend, eine seelische Therapie, und es ist kein Wunder, daß von hier der Impressionismus ausging: Monet. Das lange Licht des Abends, eben westliche Atmosphäre wie in Portugal. Und diese ganz andere, oft drohende Aura der Wolken, ständiger Wind aus dem offenen Meer - also südwestlich. Doch es wird nie kalt. Immer angenehm frisch. Lichtaugenblicke. Auch abwechslungsreicher als das Mittelmeer: Ebbe und Flut, Wattenmeer. Zugleich bedrohlicher, hohe Wellen. Man kann kaum baden. Erster Eindruck bei der Ankunft: da tobte Felix im Watt. Muscheln. Der Sand feucht. Spaziergänger und Liebespaare. Einer schleppte das Mädchen auf den Sand, kniete nieder, küßte sie. Und die Leute tragen alle schon Jacken, Pullover, Ölzeug sogar, obwohl es August ist. Leichte Langeweile macht sich breit, ähnlich wie in Straelen, dem Nest an der holländischen Grenze. Muschelessen. Alle essen hier Muscheln, große Berge. Mit Apfelwein, Cidre. Bodin: Plage: Augenblick der Wolken und Segel, oder Trouville, wie die Boote bei Ebbe auf dem Trocknen liegen, wie große Käfer. Immer der Spiegel der Wolken im Wasser, oder Hambourg: Honfleur, der Hafen bei einem "Feste. Und so ist er noch. Abendlicht im Wasser gespiegelt, Häuser, Boote. Oder: Hotellerie. Dazu wären Gedichte fällig. Ebenso im ethnographischen Museum: l´Epicerie. Alles noch handgemacht. Licht, Stuhl, Korb, Steinmühle - noch wahr da. Der Augenblick noch sinnlich faßbar. Ebenso der Websaal und die geschlossene Bettstatt. Solche Momente auch im Museum der Normandie in Caen auf der Festung. Ein keltischer Tempel, wo vor allem das Ziegelrot, der kultische Hof inmitten, beeindruckt. Vgl. auch Notizheft 26. August. Bei den Kämpfen der Normannen mit den Angelsachsen (Hastings 1066) auf dem achtzig Meter langen Leinenstreifen in Bayeux, es ist kein Wandteppich sondern ein Totenlinnen, wieder der Geschmack von Blut: am unteren Rand liegen die Toten, in ihren Kettenhemden, abgehauene Glieder, geköpfte Pferde, nackte, geplünderte Leichen, gibt es ägyptische Motive, Totenvögel, treffen die Zeiten und die Augen zusammen: die Kopfhörerstimme des Erklärers im Ohr. Die Bilder sollen kommen. Ist die Erinnerung stark genug, ein Tag frißt den anderen auf. Der starke Eindruck von Arromanches mit den schwarzen Pontons vor der Küste, das Meer wie lehmig braun, die Steilküste drohend, aber das Musuem der Landung wirkt wie ein Schrotthaufen, wie eine Ansammlung von Unpoesie und Propaganda, die Broschüren und Filme, die Plakate: ganz schlimmer "amerikanischer" Kitsch, Eisenhower in Bronze und Lebensgröße. Weiter eine merkwürdige Erfahrung, daß mir die Deutschen fast leid tun angesichts dieser Übermacht, obwohl sie hier nichts zu suchen gehabt hatten. Wie auch damals in Verdun nicht. Wieso ist Kenntnis auch Erkenntnis der Illusion, wenn einer, der "weiß" etwas anderes ist, als einer der "informiert" ist, und Ereignisse als Nichts entlarvt? Also auch die Detailkenntnis des Kriegsgeschehens hier. Es ließe sich eher eine Legende der Augenzeugen herstellen, letzte Augenblicke eines Gefallenen, verwunderte Möwen, die kreischend flüchten, Schreien der Stürmenden, Maschinengewehrgeknatter, und die Generäle, Henkersköpfe über Generalstabskarten über einen Kartentisch gebeugt, Eierköpfe, von oben wie ein Knochenstern. Eher bin ich auch jetzt ein Fremder für Gott, für die Leute, für mich, der hier schon gar nicht ans Telefon geht, weil er nicht Französisch spricht. Saint- James 4410 Gräber.Amerikaner. Bayeux 4886 Gräber. Engländer. La Cambe 21.160 Gräber. Deutsche. Kann man sich damit trösten, daß der Tod der einzige Zustand der Vollkommenheit ist. Auch in Riva Bella ein Denkmal des Atlantikwalls: Le Grand Bunker. Und Musée du Debarquement "No 4 Commando". Mit Soldatenpuppen in diversen Uniformen. Gewehre, andere Waffen, Panzer... Wie jedes Nachbild verfälscht und überdeckt es das Grauen der Wirklichkeit. Alle die Museen, ja, die Kirchen, die wir auch hier sehen, so großartige wie etwa die St. Etienne in Caen, Türme, die einmal 80 Meter hoch waren, sperren jenes Grauen ein. Auch Gott ist nach Hegel der Tod. Das Todesbewußtsein kam erst mit dem christlichen Gott, das wäre seine größte Leistung, da er undenkbar ist, Glaube, der wie die Ideen fanatisch, weil abstrakt wird, von Leuten, die noch hier sind, aber das Jenseits des Jenseits ansehen sollen. Alle heidnischen Götter aber waren nur ein Teil von ihm, der hierher in unsere Sensibilität herüberstrahlten, viel "humaner" war, also mit dem Auge, den Sinnen, der Täuschung paktierte.Für jede Stimmung einen. Wie anstrengend aber ist es mit diesem Tod, der auch noch fordert, an ihn, also an etwas Ganz Anderes, jenseits der Grenze zu glauben. L.wollte unbedingt das berühmte Deauville sehen. Und dann war da gar nichts besonderes. Außer dem Namen blieb nichts mehr. Wir fuhren ja Namen nach, auch Le Havre war so ein Punkt. Dagegen überraschten uns unbekannte Orte, wei Honfleur, das wir eigentlich aus der Geschichte kennen müßten. Unkenntnis also macht manchmal reich. Kleine bleibende Erlebnise. Nur sie bleiben wirklich, wo unser eigener Atem hineingemischt ist. Vielleicht vergesse ich deshalb alle anderen, nur gewußten Daten. Auf dem Weg nach Verdun, Krieg im Wagen: weil ... und kann es nicht mehr genau erklären, weil die Stimmung und die winzigen Ereignisse, die mich im Familienkreis in Frage stellten, fehlen. Meine geistigen Interessen, die Produkte, Bücher, Sendungen - darüber kann ich nicht sprechen. Sie wollen es nicht wissen. "Du schreist so!" sagt L. Gehört das mit zur Ironie, die angeblich die Welt regiert? Und als Strafe, weil ich mich zuviel um solch Unsinn kümmere, anstatt meinen Weg zu gehen, sie alle ignorieren. Sie müssen kommen, nicht ich mich "aufdrängen". Jeden Tag ähnliche Dummheiten. Mit Ironie die Ironie begleichen, ja, schlagen. Doch dazu gehört ein höherer Zustand, etwa die Langeweile, die den Gleichmut befördert, jenen Zustand, der der Wahrheit am nächsten kommt: alles ist Fassade, also Nichts. Eitelkeiten spiegeln sie am besten: Auch im Zoo benehmen sich alle Tiere zurückhaltend und vornehm, außer den Affen. Dichter, du Affe, tritt ab. Aber ich fühle , wenn ich mich reserviert verhalte, vornehm, zurückhaltend, als hätte ich eine Chance zur Freundschaft vertan oder als hätte ich jemanden verletzt, ich fühle den Riss, der notwendig wäre, diese heuchlerische Harmonie, die von der Todesangst, dem Abgrund, dem Grauen kommt, meint: alles wieder gut machen zu können. Dem Tode entsprechend müßte man sich verhalten. Warum fühle ich mich gesteigert und erst in mir selbst bei Todesfällen. Oder jetzt im Umgang mit den Totenstimmen. Weitere Kleinigkeiten, wie Schutt, sind die Neuheiten der Reise. Erlebnisschutt, der wie aufgefrischt, erregt. Obwohl doch alles beim Alten ist, der Alltag hier auch weitergeht. Nur wir meinen, eine neue Welt zu erleben! Dies Häuschen hier auch, A. mit zwei jungen Universitätslehrern aus Caen, er Deutscher, sie Französin, für zwei Wochen getauscht haben. Winzig. Wie Puppenstuben. Und billig, brüchig, unfertig, ohne Stil alles. Null-Stil. Doch der Garten mit Apfelbaum angenehm ruhig. Und das Licht, der Wind, die Frische. Und das Ungestörtsein, läßt Feriengefühl aufkommen. Leichte Langeweile also, die sich einem Pausenzustand, jenem Erkenntnisspalt nähert, tatsächlich ein wenig neu macht. Entschlossen - unzusammenhängend Gedankenbilder zu schreiben. Und so das Erlebte zu sammeln, "hereinzuziehen". Aus der Gegend "etwas machen" ist nur so, und nur nachträglich möglich. Auf der Herfahrt bei einer Kreuzung der Schnellstraße, als ich zu spät mich einordne, rast ein Luxemburger Zentimeter entfernt an mir vorbei. Du bringst mich um, weinte sie. Du mußt einen guten Schutzengel haben, wir wären jetzt tot. Der innere Zustand: Kränkung, Streit, Selbstmord- und Mordgedanken hatte sich nach außen verlegt, und sollte zum letzten Zuge kommen. Was rettete uns? Eine Spur Zögern? Hatte ich gebremst? Das Unbewußte ist das offene Tor zu "ihnen". Nachher zerknirscht. Doch wenig Reue. Starke Wut, ungerecht behandelt worden zu sein blieb. In Verdun mit diesem Ingrimm im Bauch. Zuerst zur Gedenkstätte, zum Ossaire Douaumont mit dem Turm wie eine Granate gen Himmel ragend. Und ein unübersehbares Feld von Kreuzen. Nur Franzosen. Das Schlachtfeld 14, wo nur aufgewühlte Erde und zerstückelte Menschenleiber waren. Im Wäldchen bei der Tranchée des Baionettes noch Grabenreste. Und ich wage nicht zu pinkeln, als entweihe ich etwas. Dabei denke ich, wie lächerlich, hier spritzte Blut, wirbelten Glieder in der Luft, wurden Köpfe abgeschossen, Schweiß, Eiter, Brand, Schreie. Und ich wage nicht meinen winzigen Strahl Urin nach 80 Jahren hineinzumischen? Welch Heuchelei jedes verstummende Gedenken an solchen Orten. Hier müßte man weiter schreien, sich wie wahnsinnig gebärden, verrückt werden bei dem Gedanken, auf dieser Erde zu leben. Die Maas, jaja. Die Marne, ja. Immer haben die Deutschen angegriffen. Oder die Preußen. Und schon die Reklame für Neugierige: "Village Gavlois", 2 -Sterne-Hotel. Eierpfannkuchen und Apfelwein. 10 Minuten bis Verdun. Cote 304 und Mort-Homme. Alles so handwerklich nah etwa auf dem Bild von A. Jugelet: Honfleur. Als ich in den Westen kam, konnte ich es noch von zu Hause spüren. Jetzt ist es nur noch blitzartig ein wenig und manchmal da. Kleine Ereignisse. Manche erreichen die Schwelle nicht, etwa ein Regenguß in Deauville. Oder über den Vaches Noires nach Houlgate. Wo wir aßen und schliefen.

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Literature:
Auschwitz:

France/    Fortsetzung

Caen. 27. 8. Das ist der Kopf nach dem Strohhaufen mit Blick auf  den Mont St. Michel. Da zu 
sein, immer noch unsicher, am Leben zu sein. Tatsächlich ein Phantom, das wegen der 
andauernden Greifbarkeiten, Handgreiflichkeiten der äußeren Welt (auch wegen L.) in Wut gerät. 
Rief mehrmals Schutzgeister an. Warum sie mich so schlecht versorgen, meine Reflexe nicht 
besser lenken. Und das Mantra. Das half ein wenig. Fuhr also, das ist immer ein Streß. Außer mir 
eben.

Der T., ach der T. auf dem Mont SM. Auch hier wieder gotische Kirche, dann Coutance, von 
ferne wie eine Nibelungenburg. Und dort beim Optiker, kann ich dann besser sehen?

Sowohl der Atlantikwall von Grandville Haute mit den zerschossenen Bunkern, dem weiten 
Meerblick bis Jersey und Guernsey, als auch die Toten, die überall herumschwirrten, im Kopf, als 
auch der Hl. Michael vom Berge, den sie vertrieben hatten, und der sich dort nicht mehr halten 
konnte, spukten im Hirn. Vor allem aber Streß der entlernden???, böse Geister anziehenden 
Fahrten spukten im Hirn.
	Dachte an meinen Sohn, der auch nicht da ist, nicht anwesend sein kann. Der arme Kerl.
	Prüft der Erzengel, und da muß an Rilke gedacht werden, oje, diese Engelkultur, diese 
Poesie ... wenn ich es nur auch sagen könnte: du bist so groß, daß ich schon nicht mehr bin, wenn 
ich mich nicht nur in deine Nähe stelle... Du bist so dunkel; meine kleine Helle/ an deinem Saum 
hat keinen Sinn.// Nur meine Sehnsucht ragt dir bis ans Kinn/ und steht vor dir wie aller Engel 
größter."

Der gute alte Michael, so auch wieder nicht, wie er da auf der Spitze steht: gepanzert, mit 
Schwert, eiserner Strahlenring. Wie idiotisch menschennah der Herrschaft. Dabei willst du doch 
wirklich prüfen, wie es um meine Seele steht, schlecht. Klein. Elend. Und die Kräfte, mich 
dagegen zu wehren, nehmen ab. Kaum kann ich erwarten, daß er mich von den niedrigen Seelen, 
die dumm dahinleben, trennt, und mitnimmt in den postmortalen schönen Zustand. Mich gar vor 
den mich anfallenden Dämonen, also jenen, die entkörpert weiter so tun, als wären sie noch im 
Fleisch. Auch eine Reise zum Mont Gargan in Süditalien wird nicht helfen.

	Was bleibt vom Besuch. Vielleicht soll man sich vorstellen eine Messe im 10. Jhdt. 
Gregorianischen Gesang, aber auch in dieser Stimmung ist das Gift des Abendlandes da. Und 
auch vergeistigte Innenwesen sollten wir nicht Engel nennen, auch der Poesie wegen nicht. Wie 
nehme ich die Hülle weg, auch mein verseuchtes Ich anders zu lenken, als in dieser Tradition. 
Waffengeklirr, Bekehrungseifer. Zwang. Ja, eine Zwingburg, so erscheint der Mont ganz nah, 
Grausen der Gemäuer. Erst von Ferne ist er feenhaft, schön. Und als Mirakel der Natur inmitten 
des Meeres und des Watts zeigt er, was er eigentlich hätte sein müssen: Einsamkeit, 
Weltabgeschiedenheit, doch wund und geöffnet, nicht drei Wachtore.

	Was kann ich erinnert von ihm wiederholen, Stimmung im Wissen vom Geschehen 
steigern? Hundertjähriger Krieg, verbrämt mit dem Wort "Rosen"? Die Schlachtfelder hier eine 
verspätete Rache?

	Nun ja, der Kreuzgang, der Innenhof. Gestickter Stein, nun ja. Oder die Merveille: 
Gästesaal. Nun ja, die Spitzbögen, der Wald von Bögen und Durchbrochenem. Und daß ein 
bestimmtes Bauprinzip, daß die Gewölbe auf einem diagonal verlaufenden Bogengerippe ruhen, 
so war Gotik erst möglich. So waren dickleibige romanische Gewölbe unnötig, und schlanke, 
geistige Gewölbestrukturen eben mit dem ziselierten Licht. Dem Architekten fiel das ein. Woher 
fiel es ein? Das Apriorische beherrscht auch die Baugeschichte!

	Schon 708 brach jener durch, der den "Drachen" besiegt hatte, woher kam er, wer war er? 
Was ist diese postmortale Schicht des Himmels überhaupt, und weshalb konnte der Bischof 
Aubert von Avranches an die Tatsächlichkeit des Anrufes im Traum nicht glauben, ähnlich wie 
einst Thomas nicht? Als sich der Glaube ans Sichtbare, an Reliquien und Mauern, Waffen und 
Güter noch nicht verfestigt hatte, dieser Umgang mit verfestigten Illusionen, die als Machtschutz 
und Machtschutt angehäuft wurden? Dreimal wurde er aufgefordert, ein Kloster auf dem Mont-
Tombe zu gründen, und erst als er nach-drücklich von seiner Hand berührt wurde, glaubte er es. 
Die Delle im Totenkopf  - der schmückt den Kirchenschatz von St. Gervais in Avranches -ist 
noch  als Reliquie zu bestaunen. Mit Mühe gerettet von der Furie der "Revolutionäre" von 1789, 
die auch den Mont beglückten, daraus ein Staatsgefängnis machten, gleich daneben in der 
Merveille eine Schneiderei, die Kirche eine Fabrik für Strohhüte, Theater und Kornspeicher dazu. 
Schon 1791 verließen die letzten Mönche das Areal. War das nun eine Lösung, war nun der Geist 
endlich befreit, die Grenze nicht mehr vermauert? Mitnichten. Nun kam die Wut des Praktischen 
erst recht bis in jedes Detail. Vgl. dazu Walter Benjamins Passagenwerk.
	Totenkopf und kostbare Handschriften wenigstens wurden gerettet. Doch auch in 
Avranches wütete der Plebs, zerstörte die Kathedrale, jene, wo Heinrich II im Büßergewand 
Abbitte geleistet hatte wegen der Ermordung des Thomas Beckett im Dom von Canterbury. Und 
da denke ich jetzt nicht nur an Eliots Stück, sondern auch an die Stimme Becketts heute, der sich 
"meldete" in einer Cottage des Lehrers .... 

	Auch in Coutances, wo mir ein Optiker die Brille reparierte, ist wichtiges Herkunftsland, 
auch literarischer Themen, aber auch des Mordes. Von hier stammt die Familie Hauteville, 
Tancred, Roger, Manfred, Robert Guiscard - die Normannen, die die Königreiche in Sizilien 
begründeten.

28. August. Doch nicht nur die alte Geschichte, sondern bis heute: Utah Beach - Graus dieses 
Erdenlebens. Haben die Amerikaner nicht recht, aus ihrer Landung und  Befreiungsaktion totalen 
Kitsch zu machen, die ganze Landschaft ist mit Gedenkstätten verseucht. In Utah B. am Strand 
alte Panzer und  Kanonen. Feuer dieser Angriffe. Und die Deutschen nicht zu vergessen, die auch 
ein Staat hierher geschickt hat, Zwang, Desertion - dafür steht der Tod. Diese dumme 
Verherrlichung hier der Schlachten. Und immer noch denke ich vor allem an die deutschen 
Gefallenen. L. sagt, ich kann mich nicht identifizieren, auch die deutsche Fahne fehlt ja.
	Und morgen nun Rouen mit Jeannes Verbrennung.
	Die Maschine der Zerstörung außen und innen. Auch in mir spürbar, die Wut gegen die 
Dinge, rast die Furie der Entropie. Was solls. Ohnmächtige Wut des Selbsthasses. Ursache oft 
Mißlingen. Oft Dinge. Vergaß die Kamera. Das Fahrrad ließ sich nicht aufpumpen. Unbehagen 
beim Morgenlauf. Jedes körperliche Dasein, vor allem auch wenn Leute da sind, schafft 
Mißbehagen.
	St. Vaast. angenehmer.

(Für Vortrag: Auch Notizheft vor 26. 8. 
-Gnade der späten "Bewältigung" -  gelassener und aus größerer Distanz. Was allerdings auch 
hieße: daß viel von dem aufgenommen wurde, was allgemein diesen Prozeß bei den Deutschen 
betrifft. Was nicht bei vielen der Fall ist!
- Allgemeinheiten vermeiden. Schon Unterschiede zwischen einzelnen Individuen: Ali- Roland. 
In der eigenen Familie schon. Was ich auch in meiner Prosa versucht habe.
- Wirkliche Fälle und Details, keine Ideologie! Vom Einzelfall, vor allem der "Führung" nicht 
aufs Ganze schließen.
-  Die wirkliche Mühle der Geschichte, die ich jetzt wieder beim Besuch in der Normandie, wo es  
reine militärische Handlungen, auch keine Strafmaßnahmen gab, Landung.  Und die 
"Heldentaten" waren immer dieser Art:  von Hannibal bis Napoleon. Einschub:  Wort und 
Geschehen! Tukydides. Wahnsinn der Zerstörung. Sehr komplex.
-   Die Argumente der Älteren mit ihrer Immer-Noch-Hörigkeit prüfen auch die Gründe. Sie 
gehören mit zur Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. Bei uns sogar zentral:
-Hängen sie auch mit dem Minderheitenstatus zusammen, der altgewohnten und notwendigen 
Selbstverteidigung, und ein bestimmter konservativer Charakter , der daraus entspringt. So schon 
1923. Bedürfnis nach Schutz nach dem Beginn des Minderheitenstatuses ab 1867/76!
	Ist nach 89 wieder ein Besinnen auf Solidarität der Gruppe nötig. Auch weil sie
Auch weil sie klein, geschlagen und dem Untergang geweiht. Jetzt zusätzliche Schwierigkeit: als 
wären wir auch hier wieder Deutsche zweiter Klasse, ja, Fremde. Rente, Paß.
	Daß wir als Beutegermanen mißbraucht, auch in KZ (Herr Liehrer, sänjt ech dat do gesähn 
... Aber andereseits seit 40 mit unserer (jetzt aus diesem Grunde untergegangenn Geschichte) zur 
deutschen Geschichte gehören - ist ein Argument der Anerkennung, des ungeschmälerten Rechtes 
in diesem Lande! Aber auch die Konsequenzen seit 44 sind nicht nur unsere Konsequenzen!!
	Was ist am "Revisionismus" dran?! Und das Relativieren der Nazi-Verbrechen.)

29./30. 8.  Jeder Schritt körperliches Leben ist eigentlich eine Katastrophe, nur Tücke der Objekte 
in ihrer Kleinheit, beschäftigen nicht sie mich andauernd, auch jetzt, obwohl ich St. Vaast von 
vorgstern, Rouen von gestern beschreiben müßte, "Größe". Ha.  Nicht nur die Abnützung der 
Furie rast, sondern auch ihre Erniedrigung auf Schritt und Tritt. Etwa  morgens im Klo, wo ich 
Cioran las, die unwillkürliche Handbewegung, und an der blendendweißen Wand entstand ein 
kritzliges Strichmännchen, suchte das Radiergummi , löschte. Ha.  Oder rieb am blauen Teppich 
vor der Muschel die versehentlich abgetropften Urinspuren weg. Kniend. Von der moralischen 
Erniedrigung durch Worte, die dies Weib, mit dem ich immer noch zusamnenbin, zu schweigen. 
Was war es nur heute? Vorwürfe über V. Daß sie gestern zuviel fahren mußte. Daß ich schrieb, 
zum Fenster raussah. Jetzt daß ich Papier in die Papierkörbe, beim Schneiden der Nägel die 
Nägelspuren in den vorbereiteten Korb geworfen habe. Dann andauernd Mißverständnisse Ich 
sagte Franken, sie verstand Franc. Usw. Oder : Du tust so, als ginge es dich nichts an. (Einkäufe.) 
Oder: Geh jetzt, man kann es ja nicht ansehen, weil ich aufs Klo mußte. So beginnt also ein Tag. 
Vorher anderee Kleinigkeiten beim Morgenlauf: Daß der Hund an der Leine zieht, sich hinsetzt. 
Daß es kein Brot gibt, nur Flûte. Daß dieses auf dem Heimweg zerbricht. Winzigkeiten, die 
meine mangelnde Souveränität zeigen. Und auch im Traum bin ich ein untergeordneter Diener, 
werde von einem Chef (Bank?) beschimpft. Es hängt eigentlich damit zusammen, daß ich nicht 
mit meiner körperlichen Erscheinung, mit den Dingen, den Leuten, der Umwelt umgehen WILL! 
Sie interessieren mich nicht, auch L. und ihr Tag, ihre Art interessiert mich nicht. Und auch diese 
Städte und Landschaften nehme ich nur als "Rohstoff". Mein Lebensstil wäre ein radikaler 
Abschied. Nicht nur von L. sondern von allem, was Außenwelt ist. Also Einsiedlerdasein. Und 
Umgang mit mir selbst in dieser Gedankenwelt. Wie schön wäre es, wenn ich eine Partnerin 
hätte, mit der ich so sprechen könnte, und dann ins Spirituelle gehen könnte.
	Auf allen Ebenen ist es nur ein Kampf um mehr Macht und Einfluß. Ich wünsche sie gar 
nicht, möchte nur in meiner Ruhe gelassen werden, auch von diesr L. Und wehre mich nur, 
manchmal sehr aggressiv und heftig aus lauter Verletzung. Denn sie saugt mich in ihrer 
Primitivität auf, läßt mir keinen Raum mehr. Cioran hat dann recht, wenn er behauptet, das Glück 
könne nur einer Selbstpreisgabe gleichkommen, also Demut? Dann erst steigern wir uns. Früher 
habe es Götter gegeben, denen man sich gab, und jetzt, sind wir freier, da es sie nicht mehr gibt, 
so nicht! Das Nichts aber? Und unsere Sehnsucht frei sei? Mitnichten. Die wird durch solche 
"Götter", wie die Klomuschel und das Strichmännchen und das zerbrochne Brot, der Papierkorb, 
der alltägliche Dreck blockiert! Und die Nachbarn, die Frau. Daß sie so nahe sind, uns 
erniedrigen, unter Leuten, aber auch zu zweit eine Hölle haben, macht die Tage und Nächte 
andauernd voller zermürbender Gedanken, da Haß eingebrochen ist gegen sie. "Wohl mögen wir 
Stunde um Stunde" ihren "Untergang meditieren". "Ihn zu vernichten - dazu stacheln uns alle 
Gedanken an: wenn wir uns endlich entscheiden, so überkommt uns knapp vor der Tat plötzlich 
Feigheit. Wir sind potentielle Mörder jener, die in unserem Umkreis leben; daß wir es nicht 
tatsächlich sein können, frißt an uns, und wir versauern als willensschwache blutlose Versager." 
Ich wäre schon zufrieden, wenn ich mich trennen könnte, allein und in Freiheit zu leben, ohne das 
tägliche Geseiere, die Erniedrigungen, das andauernde streitende Geschrei. 

Dabei bin ich unendlich frei zu neuen "Zuständen" und Wirklichkeiten jenseits der Zeitbund des 
Körpers, und so unendlich weit entfernt von dieser L. und ihren dummen täglichen Ritualien. Sie 
holt mir den Unsinn dessen, was das Leben blockiert, es in dem Wahn des Vergangenen und des 
Körpers  hält, Augenblick für Augenblick beengend nahe. Aber sie treibt mich auch zur Flucht, 
und zu diesem Schreiben.
	Alles, auch St. Vaast von ihr überschattet. Groll in mir. Mit diesem Gefühl umgingen wir 
das große Fort am Meer. Der Festungsturm mit dieser Kappe, man denkt an Don Quijote. 
Unsinnige Militärzone. Wofür heute. Schöner Rundspaziergang am Wattenmer. L. Angst, 
Schwindel, kann auf der Mauer nicht gehen. Der gleiche Turm auf der Insel von St. Vaast. Von 
Hier Jakob II Sohn der Maria Stuart mit Unterstützung des Sonnenkönigs 1692 gegen England 
und Holland aufgebrochen. Die Katastrophe dann vom Kap Hougue. Am Leuchtturm von 
Bartfleur, vorher der Hafen, gefährliche Strömungen, furchtbare Brandung, Klippen, Felsen. Der 
Turm  sehr hoch.
	Hier also die Schlacht. Dann Flucht nach Hague, wo auch Strömung, können nicht nach 
St, Malo. Kommen wieder zurück und hier bei Hougue und der Insel Tatitou werden die 
schönsten Schiffe von Holländern und Engländern angegriffen, verbrennen.
	Überall diese Spuren von wahnsinnigen Machtkämpfen. "Geschichte", Tod. Doch als wäre 
ich da der "Wahrheit" näher. am schlmmsten ist die "Normalität" und Banalität. Sowohl der 
Schrecken, als auch die Schönheit. Jeder Engel ist schrecklich. "Denn das Schön ist nichts/ als 
des Schrecklichen Anfang". Dies also ist es, was mich wieder atmen läßt, der Abgrund, den wir 
andauernd vergessen im banalen Getue. Und dann wäre alles gut, was den Tod als Übergang in 
sich enthält? Abstreift dieses dumme Kleid, den Körper? Alles ein Hilfsmittel zum Untergang? 
Während dieses Geseiere immer nur ein verzögertes Bleiben ist.

	Das Baden, die Umgebung, das Meer, diese Berührung hier, im Gegensatz zum 
verseuchten Utah, da war ich wieder mit dem "Ganzen" verbunden, berührt. Sinn nämlich ergab 
sich. Eine Art Engel unsichtbar in mir, der die Botschaft brachte, es ist nicht alles klein, niedrig 
und sinnlos.
	Auch schon Gedichtbilder: also diese schiefen Boote, die bei Ebbe auf den Trocknen 
liegen, wie Käfer auf dem Rücken, wie tot, Möwen dazwischen, und: von hier ging Wilhelm der 
Eroberer nach England, so, wie ihn der Erzählteppich von Bayeux darstellt, macht diese Bindung 
möglich.
	In Cherbourg verfolgen mich die frühen Gedanken jenes Films "Die Regenschirme von 
Cherbourg", obwohl dieses ein anderes Cherbourg ist. Am alten Hafen? Alle diese alten Häfen 
überlagern sich, jetzt der von Dieppe, Hafenbecken, wo die Boote ganz unten liegen wie in einer 
Gruft, man Angst hat, hinabzufallen!
	Und Cherbourg von oben zuerst mit den vielen Befestigungen, Festungen sogar. Dann 
aber überlagert sich Dieppe und Le Havre. Dieppe, wo ich Granucci und den Anker suche. Wir zu 
den Falaises fahren, wo das Meer tobt und starker Wind.
	Und auch, daß Cioran hier viele Tage verbracht hat: Er schrieb mir Briefe von diesem  
grauen Ort, wie er sagte: anstatt in den schönen warmen Süden zu kommen. Ango, der Reeder 
hier. Kaperten von hier portugiesische Schiffe, über 300 an der afrikanischen Küste. Und 
Canadier sind 1942 hier (aus Heimatleibe) gelandet. Von hier aus wurde Canada kolonisiert.
	Zurückgeblättert:  Besuch des Seine-Tals mit den Klöstern Jumièges und Wandrill. 
Wandrill vor allem, weil Maeterlinck hier war, das Kloster sogar  wieder  von Mönchen 
bewohnbar gemacht? Heute kennt niemand seinen Namen, ich frage nach ihm im "Magazin", wo 
nur lauter katholische Bücher und Kitsch verkauft werden.
	War hier einmal ein Geisterort. Auch Rouen: Jeanne.  Ihre Stimmen machten sie so stark 
und handlungsfest. Doch die Stimmen brachten ihr auch den Tod durch die Inquisition. Jetzt ist 
das Kloster intakt, die Aura des Pförtners strahlt viel aus, eine subtile Geistigkeit. Und ich lese 
von der Hauptbeschäftigung der Mönche: "lecteur divin" lectio divina.  Qui parle ainsi et l`ahme 
qui écoute et répond. Un sorte de "rumination" ce mot qui fait image est lui aussi traditionel, daß 
der Geist langsam das Herz ergreift. Doch selten läßt sich auch so in der Landschaft lesen, auch 
wenn diese sonst zur absoluten Präsenz zwingt, ist es heute schwer, solch eine "Lektüre" zu 
finden! Eine, die ich nicht vergessen kann ist das Val di Csesne mit Kühen, und vielen 
normannischen Strohdächen, abgeschieden, daß es war, als berühre tatsächlich der Geist der 
Landschaft hier, die Aura das Herz.  Hier würde ich gerne leben. Weniger in Jumièges direkt an 
der sanft-gewaltätigen Seine, wo wir am Ufer Mittagessen, darüber nachdenken, daß die 
Selbstmörder von Paris hier vorüberschwimmen müssen. Und Jumièges, die Ruine mit dem 
schönen Park, ein anderes Schandmal der Revolution, es wurde einem Holzhändler überlassen, 
der das Kloster sprengte.

Vor allem aber in Rouen ist der Bauzirkus anhand der Kathedrale  an ihr abzulesen. Der Macht- 
und Glaubenszirkus. Jede Stadt ist eine Mühle der Vernichung, heute besonders, schon damals 
aber war es so. Thron und Altar, man kann die Revolution sogar verstehen. Natürlich gehts um 
Geld und Macht:  1190 beschließt das Kapitel, die Kirche mit einer hohen Mauer abzuschließen, 
Handwerker siedeln sich an, machen den Bürgern Konkurrenz, denn sie müssen keine Steuern 
bezahlen. So reißen sie die Mauer nieder. Das Kapitel exkommuniziert die ganze Stadt, 6 Monate 
keine Taufen, keine Begräbnisse, Hochzeiten etc. Bürger stürmen die "Immunität", schneiden den 
Priestern die Genitalien ab. Genau so ist es mit Jeanne, zuerst lebenslänglich, dann Tod, nach 
einigen Jahren rehabilitiert, im gleichen Gebäude des Erzbischhofs, wir gingen daran vorbei, und 
1920 heiliggesprochenen. Dann die Verwüstungen der Glaubenskriege.
	Auch die Gräber zeigen die Eitelkeit, den Grund, warum darüber Kirchen angelegt 
werden, um Protzentum, Macht und Reichtum zu zelebrieren, nicht etwa Gott, den Kokurrenten. 
Etwa Louis de Brézé und Diane de Poitiers, die wurde Frau Heinrich II. Früher schon seine 
Mätresse. Sich für die Ewigkeit präparieren lassen in diesem Gräberzirkus, so etwa: Richard 
Löwenherz eine Tumba hier mit seinem Herzen, der Körper kam nach Fontevrault, die 
Eingeweide bestattet in Poitiers. Ekelhaft. Diese Reliquien, als wäre der Körper, das alte Kleid zu 
diesem Spektakel am besten geignet! Lächerlich alles. Auch etwa, daß der Butterturm finanziert 
mit Spenden für die Erlaubnis, während der Fastenzeit Milchprodukte essen zu dürfen. Bei der 
Qualität von Käse und Butter hier - der Reichtum des Butterturmes verständlich.
	Und weiter geht die "Geschichte" , die ja sowieso eine Geschichte der Narrheit und 
Verworrenheit ist! "Macht" und Gloire. Neuer Zirkus 1562 - Hugenotten  besetzen Rouen, 
plündern das Gotteshaus der andern, zerschlagen Gräber und Skulpturen, schmelzen den Schatz 
ein. 1683 spendet Ludwig XIV zum Wiederaufbau, natürlich auch geraubtes Geld. Und dann die 
Große Revolution: die Zerstörung geht weiter, alle Metalle, Kupfer, Blei, Gold, Silber, ebenso die 
Glocken eingeschmolzen. Die Achskapelle für ein Getreidelager vermietet, das Ganze wird zum 
"Tempel der Vernunft", hölzerne Tribünen, die Kirche wird zum Konzertsaal. 1822 ein 
Blitzschlag, der Turm beshädigt. langwierige und eitle Diskussionen. Schließlich wirds gußeisern. 
Und natürlich muß nun zur Ehre der Bürger der höchte bekannte Turm entstehen: 151 Meter. 
Man merkt die Absicht ...
	Schließlich kommen die zivilisierten Allierten, Bombardements am 19. April 44, das 
südliche Seitenschiff völlig zerstört. Der Luftdruck zerstört weiteres. Wie wird der Zirkus 
weitergehen. Halt, auch schon 1787 wird der wunderbare Mittelpfeiler des Hauptportals beseitigt,  
um Platz zu schaffen für eitle und protzige Prozessionen des Klerus, für seine Selbstdarsteillung.

	Wahr, daß nur sterbende Gottheiten Freiheit geben. Wie jetzt nach dem Tod der 
Welterlösungsidee.  Verbrauchte Gottheit.  Doch die Psychologie des Irdischen beherrscht alles, 
der Haß, weniger die Sehnsucht. Sklaven, Fremde, die Rom erledigen wollten. Doch es stimmt: 
das reichte nicht. Selbsthaß wars. Der Plebejer, der Nichtse. Und der Sohn war selbst einer, ein 
Niemand, der zur angenagelten Leiche wurde. Schimpflichen Tod starb. Aber Erniedrigung, ists 
nicht Erhöhung?
	Bald aber bemächtigten sich die Reichen und Mächtigen des Armen und machten daraus 
ihr eitles Spiel. Ihre Verbrechen in seinem Namen, der das genaue Gegenteil wollte.