Kultur und Kulturpsychiatrie

(Auch die Sixtinische Kapelle beruht auf dem Hebräischen Code der Kabbalah)

Willkommen und Dank für Ihren Besuch. Dieter Schlesak möchte Sie nicht nur in sein Werk einführen, sondern Sie teilnehmen lassen an vielen geistigen Abenteuern und Proben seiner Arbeiten geben: Eigene Texte, viele Links, Verweise zu den faszinierenden Gebieten, die ihn beschäftigen und über die er Bücher, Essays und Sendungen geschrieben hat:

1. Sixtinische Kapelle. Bildmeditationen aus "Das neue Licht Michelangelos" 3 Bde.Facsimile Verlag, Luzern 1989-1991) Bücher bestellbar in jeder Buchhandlung und über www.telebuch.de

2. Transsylvania (Siebenbürgen)

Die Dracula-Legende (SDR, 12. März 1997; e-mail:

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3 Aktuelle Projekte Zur Bewußtseinsforschung und Kultur-Psychiatrie. Diktaturen Bewußtseinsforschung und Kultur-Psychiatrie. Diktaturen

Der siebenbürgische Auschwitzapotheker

 

Über die Unfähigkeit zu trauern

Oberth-Gedicht

(Aus "So nah, so fremd. Heimatlegenden." (Besprechung) Zu bestellen bei: AGK-Verlag Matthiasstraße 8, D-49413 Dinklage in jeder Buchhandlung und über www.telebuch.de)

 4. Zeit und Revolution (1989). Neue Deutungen 2.

Der Schock und die Öffnung

Telerevolution und Telekratie

(Aus: "Wenn die Dinge aus dem Namen fallen", Rowohlt Verlag 1991)

 

Bio-Bibliographie zu Dieter Schlesak und Stimmen der Kritik. Sekundärliteratur

Bücher bestellbar in jeder Buchhandlung und über www.telebuch.de

 


 

DER SÜNDENFALL. KopieCappella SistinaDer Anfang ist ein Baum inSeinem Alphabet.Was auszuführen wäre, das istein weißer Fleck, und stehtauf einem andern Blatt,unfertig, wie das Leben ist,damit es sei.Der Sündenfall: Wer ihn

besetzt. Denn der verliert, was

möglich ist: sie

nannten ihn auch Gott, den Herrn,

 

der sprach den Baum.

Wer aber spricht uns

frei.

 

(Vertont von Michael Reudenbach, Titel: "Choral", Solitude 1991. Uraufgeführt Schwäbisch Gmünd, 24 August 1991.)

 

( Die Musik von Michael Reudenbach ist ein Echo auf dieses Gedicht, sie löst Namen und Wörter wieder in ihren Ursprung, in Klang auf. Und wir wissen: die Welt besteht aus Klang. Das Gedicht aber ist Echo auf ein Bild von Carlo Mattioli, eines zeitgenössischen italienischen Malers, das den "Sündenfall" aus der Sixtinischen Kapelle auf bewegende Weise deutet: daß wir das Geheimnis verlieren, wenn wir es aussprechen.

Michelangelos Sixtinische Kapelle ist ein Echo auf die Genesis, auf Namen also, freilich auf hebräische; in deren Mittelpunkt steht eben jenes Geheimnis: ER, der unaussprechbare NAME. Den wir nur im Schweigen erreichen können.

Das Gedicht hier dient der Musik als eine Art Partitur; diese Partitur ist seine innere, UNSICHTBARE Form; sie allein macht das Unmögliche möglich, etwas zu umkreisen und zu vermitteln, jenen "weißen Fleck", der auf einem "andern Blatt" steht, der sich jeder irdischen Ausdrucksform entziehen muß, die ihn fest-legt; Er muß sich entziehen, um das, was Er ist: die reine Möglichkeit, nicht der Vernichtung preiszugeben.

Das dritte Kapitel im zweiten Buch Mose, Exodus genannt, gibt eine sehr schöne Erklärung dazu: dort fragt Moses, Verfasser und Hauptfigur in einem, Gott nach dem Namen. Die Antwort lautet: "Ich bin, der ich bin." Doch läßt sich dieses "Ebysch asher ebysch" genauer als reiner Widerspruch erkennen und in eine seltsame Möglichkeits-Form übersetzen: ICH BIN, DER ICH SEIN WERDE, oder: ICH WERDE SEIN, WO ICH SEIN WERDE.

Die unsichtbare innere Form des Gedichts geht von diesem Noch-Nicht aus, das aber trotzdem schon da ist. Darauf baut eine sich selbst aufhebende Ringkonstruktion; diese arbeitet mit Abaelards SIC ET NON; Passage für Passage wird das Gesagte, das ja schon da ist, zurückgenommen, um das Kommende möglich zu machen, so frißt sich das Gedicht selbst auf, und damit auch den Namen als Handelnden. Jener Name also wird gelöscht, der die Welt, in der jüdischen Überlieferung als Baum vorgestellt, durch Sprechen erschaffen hat ( "Im Anfang war das Wort"). Dieser von Ihm gesprochene Welt-"Baum" aber wird sofort zurückgenommen durch das, was "auszuführen wäre", nämlich durch den "weißen Fleck". Was auszuführen wäre, muß nämlich "unfertig" bleiben, unfertig wie das Leben, "damit es sei", sonst wäre es ja fix und fertig und damit tot und erstarrt.

Der Baum also, der am Anfang vorgestellt wird und Sein Alphabet, erweisen sich als menschliche Fälschung, wie alles über Gott Vorgestellte und Gesagte. ("Du sollst dir kein Bildnis machen".)

Adams täglicher Fall durch uns besteht also darin, diesen unbetretbaren weißen Fleck zu "besetzen", ihn in Gedanken und in Kirchen einzusperren, Gott, damit uns, die Freiheit zu nehmen, indem wir ihn festlegen und so unmöglich machen.

So kommt das Gedicht als eine Art Rondo in der Wiederholung von Baum, Blatt, Baum in einem dramatischen Prozess des Verschwindens zum Anfang zurück. Jener, der den "Baum sprach" erweist sich als falscher Name, selbst als Genannter ("sie nannten ihn auch Gott, den Herrn"), und kann uns so nicht frei sprechen. Wer aber könnte uns frei sprechen? Vielleicht genau diese Bewegung der Auslöschung, die sich in der Struktur des Gedichts, der Musik unsichtbar hinter dem Ausgesprochenen vollzieht: der Zustand des Loslösens, wenn wir alles Gedachte, Vorgestellte und Gewußte in uns löschen, hier schließlich auch das Gedicht und die Musik, die uns bis zu diesen Punkt gebracht haben. Alle alten Weisheiten vom Zen bis zur christlichen Mystik kennen diese Katharsis, am schönsten hat sie Dante in seiner Divina Commedia ausgedrückt: bevor das Ich auf seiner Himmelswanderschaft das strahlende Licht und die Liebe ertragen kann, muß es verschwinden, wird es vom Frühling in Lethe getaucht, der Berg der Erinnerungen fällt ab, es nimmt Urlaub von sich selbst.

Zu sagen wäre noch, daß der Ton der Verse eine Variation von A (Anfang, Alphabet) ä,ü, ö und wieder zum A oder zum EINEN zurückführt.)

 

 

 

 

 

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DER INHALT MEINER HOMEPAGE

1 Mitarbeit an der Dokumentation zur renovierten Sixtinische Kapelle.2 Zu seiner Herkunft: Transsylvanien (Siebenbürgen) Die Dracula-Legende

3 Zur Bewußtseinsforschung und Kultur-Psychiatrie. Diktaturen

4 Zeit und Revolution (1989). Neue Deutungen

Aus der Trilogie über 1989 und die Folgen

5 Über Kulturschock. Psychologie des Weltwechsels und die Exilproblematik

9 Aufsätze und Notizen zur Parapsychologie

10 Aufsätze und Sendungen zum Thema: Überleben des Todes

11 Über das brisante Thema der Transkommunikation (mit Stimmbeispielen)

12 Fünfundzwanzig Jahre Erfahrungen mit Yoga und Meditation

13 Reisetagebücher

 

Bio-Bibliographie zu Dieter Schlesak und Stimmen der Kritik. SekundärliteraturBücher bestellbar in jeder Buchhandlung und über www.telebuch.de

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