Nachwort

Die Autoren

 

Inhalt 

 

 

 

Posthumer Blick aus der Zukunft

in dieser verspäteten Zeit

 

Ein Nachwort von Dieter Schlesak

 

 

 

 

Die nachzustotternde Welt,

bei der ich zu Gast

gewesen sein werde ...

Paul Celan

1

 

Diese Zusammenstellung und Auswahl rumänischer Dichtung nach 1960, ist, wie alle Anthologien, subjektiv; sie stellt die rumänische Gegenwartslyrik, ihren unüberhörbaren besonderen Klang der lange Zeit im Konzert der lyrischen Stimmen der Welt fehlte, mit einem Blick aus der Zukunft und der Überzeugung vor, daß ihr besonderer Ton nur mit diesem Blick wahrnehmbar wird.

Daß Rumäniens Dichter so wenig bekannt geworden sind, lag an den bisherigen Übersetzungen, die dem lyrischen Sprachniveau ihrer Zeit nie gerecht geworden sind. Hans Magnus Enzensberger hat dieses im Vorwort zu seinem "Museum der modernen Poesie" betont und die rumänische Dichtung in seine Anthologie nicht aufgenommen.

Erst in der Sprache Oskar Pastiors konnte Marin Sorescus Dichtung in Deutschland ankommen, Mircea Dinescu in der Sprache Werner Söllners, Gellu Naum übertragen ins Deutsche von Georg Aescht und Oskar Pastior, und schließlich Ana Blandiana Gedichte, übersetzt von Franz Hodjak; mit diesen Übertragungen ist ein Anfang gemacht worden.

Doch nicht nur das mangelhafte Sprachniveau der Übersetzungen, auch die abgelegene, exotisch wirkende Gegend in einem Irgend- oder Nirgendwo des Ostens hat das Vorurteil befördert, diese Lyrik habe nichts als Hirtenpoesie zu bieten.

Seit 1989 ist Rumänien nun mit der Last seiner totalitären Vergangenheit dem Westen näher gerückt und wieder nach Europa gekommen; es ist nicht mehr wie bisher abschiebbar. Ein Zeichen dafür ist auch Mircea Dinescus Publikumserfolg; sein Auftritt und sein Stil hatten einen Nerv auch des jungen westlichen Publikums getroffen.

Hinzu kommt die Aktualität eines besonderen Charakterzuges dieses historisch in

Schlägen und Vergeblichkeit geschulten Volkes - heute in einer allgemeinen Niederlage der weißen Zivilisation: "Welch ein Volk!" schrieb Emile Cioran 1989: "Unendlich passiv ... und zugleich abgebrüht, als habe es bereits alles durchschaut und könne sich deshalb weder zu einer Illusion aufraffen noch sich zu ihr herablassen". Heute, in diesen "Neuen Zeiten" weltweiter Hoffnungs- und Utopielosigkeit klingt uns dies nun auch recht vertraut.

Aversionen gegen jeden Brustton der Überzeugung spielen im rumänischen Gedicht kurz vor und dann nach 89 eine wichtige Rolle; und ein ganzes Kapitel der "Gefährlichen Serpentinen" (VI: "Die kläglichen Reste des Heiligenscheins") ist dieser Aversion (oder war es ein Verlust?) gewidmet; Walter Benjamins Analyse des "Trauerspiels" scheint heute aktueller denn je zu sein: "Auf dem Antlitz der Natur steht `Geschichte` in der Zeichenschrift der Vergängnis." ( In unserer Anthologie ist im Kapitel: "Er-Schöpfung" viel davon und von mancher "Ruine" die Rede): "Die allegorische Physiognomie der Natur-Geschichte, die auf der Bühne durch das Trauerspiel gestellt wird, ist wirklich gegenwärtig als Ruine." Der posthume Blick nach vorn (einer erinnerten Zukunft) erkennt die Ruine als Grabstein. Und die Auflösung der Grenzen von "alter" Geschichte nach Auflösung der System- und Stacheldraht- Zäune gibt den Blick auf ein totales Endspiel, und zugleich auf eine andere, die Grenze des "Ganz Anderen" frei. Es gibt ein wunderbares Zitat von Heiner Müller dazu: "...wenn die Chancen vertan sind, beginnt, was Entwurf einer neuen Welt war, anders neu: als Dialog mit den Toten." Es ist ein Dialog mit den Opfern, erst sie schließen die Vergangenheit, aber auch die Zukunft auf, so daß Geschichte die Geschichtsbücher verläßt; in diesen Stimmen der Opfer nämlich wird Geschichte transparent, in ihrem Grauen also wirklich sichtbar. ( "Bis ans jenseitige Ende der Welt/ bleibt die Wüste neutral: /.../ Fünf Sinne habe ich noch/ und alle fünf sind sie/ anscheinend jetzt erst zurückgekehrt/ aus Auschwitz." Elena Stefoi * 1954, in Kapitel VIII).

Die junge rumänische Lyrik also bringt das traditionell wichtigste rumänische Thema Tod und Transzendenz in einen neuen, nämlich einen geschichtlich-posthumen Kontext, zwingt es zur Umkehr, zwingt es zu jenem Blick, der modernen Stil erst möglich macht.

DIE ZEIT analysierte das rumänische Zentralthema anhand des eben erschienenen Romans "Nostalgia" (dt.1997) von Mircea Cártárescu (*1956) zeit-los als reines Phantasie-Spiel und Märchen-Wunder. Das Thema Tod ist für diese Literatur in Wirklichkeit nicht nur ein Leit-, sondern ein kollektives Leidmotov. Und das vermeintliche Auferstehungs- und Unsterblichkeitsspiel in "Nostalgia", dann die Tendenz, geschichtliche Zeit abzuschaffen ("Boykott der Geschichte") ist ein Akt höchster Komprimierung unausgesprochener Verletzungen. Diese Literatur saß nie auf einem Traumschiff ins Fantasialand mit Abendsonne und Geisterspuk, heut auf dem Weg in ein postmodernes Paradies. Und Mircea Cártárescu hat niemals "die schöne mythische Seele" seines Volkes "fleißig herausgearbeitet". Diese "mythische Seele" ist alles andere als "schön". Sie ist nach all den Erfahrungen des Grauens vergiftet, gequält und verletzt, und als Motto dazu ließe sich das alte Liebes-Gebot völlig umkehren in: "Hasse deinen Nächsten wie dich selbst". Da das Bindemittel Haß gegen den Diktator nicht mehr existiert, wirken diese freien Haß- und Wut-Energien bis in die Liebesbeziehungen hinein ("Zwischen dir und mir ist eine Wand aus Eis", III). "Draußen" aber erwartet die Patienten wie überall im Osten eine wilde und rohe Geld- und Ellenbogen-Gesellschaft, die man keine zilvile nennen kann, und die jenem Haß erst die entsprechende Grundlage gibt. (»Willkommen, Konsumgesellschaft,/ entjungfere auch du uns, nimm auch du uns/ von vorn, drechsle uns aus den Nierensteinen/ ein paar Glückswürfel. Ab heute reden wir/ den Arsch nicht mehr mit Genosse/ sondern mit Herr an", Mircea Dinescu, Rede anläßlich der Aufnahme eines östlichen Landes in Europa.)

Aber nicht nur von Stars wie Mircea Dinescu oder neuerdings Mircea Cártárescu ("Einer, der hundert Jahre lang tiefgefroren war,/ öffnet die Augen und entscheidet sich fürs Sterben"), sondern auch von den ganz Jungen kommen scharfe Töne, und von den Frauen: Ileana Máláncioiu (*1940), Ana Blandiana (*1942), Mariana Marin (*1956), Elena Stefoi (1954) - und die Jüngeren, wie Rodica Draghincesu (*1962) lassen ihrem Zorn oder ihrem ohnmächtigen Mitleid freien Lauf. Auch eine der Älteren, Florenta Albu (*1934), geht in ihrem neuesten Band "Aurolac" (1997) mit diesem Fluch um. Aurolac ist eine ordinäre Lackart, jene Armendroge, die die verwaisten Straßenkinder Bukarests inhalieren, wenn sie im Kanalsystem der Hauptstadt hungern und frieren; über ihnen, heute abgeräumt: Kränze und Kreuze und die Massengräber von 1989. "Aurolac" ist eine Metapher des Grauens: ("Die Stadt versinkt in die Massengräber/ versinkt ins Vergessen - /übertünchtes Gedächtnis/ übertünchter Schnee./... Kränze - Heldenzertifikate/.../ Worte, Worte, Reden/ vom Winde verweht.")

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Vier Generationen, die Verletzungen und Niederlagen erlitten haben, sind in dieser Anthologie vertreten: die Generation der sechziger Jahre, dann die Generationen der siebziger, achtziger und neunziger Jahre. Im Zentrum steht die Generation der achtziger Jahre (generatia ´80). Wenn wir ihren Stil der "Postmoderne" zuordnen wollen, wie es oft geschieht, dann am besten als Abweichung vom westlichen postmodernen Stil: In Rumänien ist er kein unverbindliches papierenes Spiel mit Versatzstücken, sondern eine leidgeprüfte, ironisch-sarkastische Wiederaufnahme der im Westen oft genug zur Mode erstarrten Form. Das Absurdistan der rumänischen Zustände (vor, während und nach der Diktatur) hat den Stil und die Haltung dieser Generation geprägt

Die rumänische Nachkriegsliteratur begann - außer einem Intermezzo von 1944-1947 - in Rumänien erst 1960. Dieses "Intermezzo" der rumänischen Avantgarde aus der Zwischenkriegszeit war der einzige Lichtblick; heute knüpft die jüngere Generation dort an, wo Rumänien von Gott und der eigenen Geschichte verlassen, seine Patientenkarriere begonnen hatte: 1944, und schlägt den Bogen noch weiter zurück. Drei der Avantgarde-Autoren, ohne die der heutige Stil rumänischer Poesie nicht denkbar wäre: Gellu Naum (*1915), Constant Tonegaru (1919-1952) und Geo Dumitrescu (*1920) sind in dieser Anthologie vertreten. Der Originalton der rumänischen Avantgarde hatte auch Paul Celan während seiner Bukarester Zeit (1945-1947) fasziniert; die frühen Gedichte (einige auf Rumänisch), darunter die "Todesfuge", sind von ihr beeinflußt. Auch ein anderer "Nachtrag zur Weltliteratur", das jetzt erst entdeckte rumänische "Endspiel", der Roman von Alexandru Vona "Die vermauerten Fenster" (dt.1997) ist 1946 geschrieben worden.

Zwischen 1947 und 1960, mit einer kurzen Unterbrechung 1956, als eine Gruppe von Lyrikern um die Klausenburger Zeitschrift "Steaua" (Der Stern) es wagte, unpolitische, intime Dichtung zu schreiben, gab es nur stalinistische Dürre, Angst und seelische Not; dazu klapperten die proletkultistischen Gebetsmühlen im Lande der Lager und Foltergefängnisse; für ein "regimefeindliches Gedicht" konnte man jahrelang hinter Gitter kommen. Eine halbe Million Tote sind zu beklagen.

Erst mit dem beginnenden Tauwetter 1960/61, und vor allem nach 1965, als Ceausescu, aus Machtkalkül, das Land liberalisierte und in der Literatur Stilvielfalt zuließ, die eigene (bisher verbotenen) literarische Tradition der Zwischenkriegszeit und die Dichtung des Westens wieder gelesen werden durfte, entstand die neue rumänische (und auch die rumäniendeutsche) Nachkriegsdichtung. Die Moderne wurde zuerst nur nachgebetet. Dann aber entstand aus Moderne und Autochthonem, Einflüssen der eigenen Avantgarde im spannungsgeladenen "Versteckspiel mit der Metapher", der eigene Stil der Generation ´60. Vor allem der alle überragende Nichita Stánescu (1933-1983) und seine Metasprache machten Schule. Nichita Stánescu, Cezar Baltag (1938-1997), Marin Sorescu (1936-1997) und Ilie Constantin (*1939) begründeten die SammlungLuceafarul" (Der Abendstern). Dazu kam etwas später die sogenannte "Oneiriker"-Gruppe um D. Tepeneag (*1937) und den genialen Maniersten Leonid Dimov (1926-1987), dann der "Sprach-Surrealist" Virgil Mazilescu (1942-1984) und der "wissenschaftliche Mystiker" Daniel Turcea (1945-1979), der sanfte und opulente Emil Brumaru (*1939), die Formenspieler Sorin Márculescu (* 1936), dann VintilăIvánceanu (1940) mit Grotesken, schließlich die eigentlich einer älteren Generation angehörenden Mircea Ivánescu (*1931) und Stefan Aug. Doinas (*1922), die bisher geschwiegen hatten; sie wirkten an dieser neuen Sprache der rumänischen Poesie mit. Die Oneiriker waren eine Art "politische Schule der Träume". Sie hatten eine gewisse Öffentlichkeit und konnten sogar den "rumänischen Solschenizyn" Paul Goma (*1935) unterstützen und schützen. Mircea Dinescu (*1950) wurde von ihnen seltsamerweise nicht in den engsten Kreis aufgenommen. Diese "Waisenkinder des Klassenkampfes" erarbeiteten unter Druck eine subtile, sprachgeschärfte, äußerst spannungsgeladene Poetik: "Aus Geschichte wird seelische Abstraktion". Innerlichkeit war ein Politikum sondergleichen. So ist etwa bei Nichita Stánescu das Gedicht ein Weltinnenraum, diesseits der sinnlichen Wirklichkeit. Zwischen den Zeilen wird nicht selten Verbotenes mittransportiert (vgl. Kapitel V: "Das Messer zwischen den Blättern"). Poesie hatte damals sehr hohe Auflagen. Doch nicht das Politische war ausschlaggebend, sondern eine transzendierende Bewegung in der Sprache: Das lyrische Ich (und das Autoren-Ich) gehen in Richtung eines offenen Horizontes. Es ist ein metasprachlicher Raum, bei dem die Grenze zum Numinosen offen steht. ( Vgl. vor allem Kapitel XIX: "Es kommt der weltblenden-mensch/ leer von drüben/ und noch viel weiter als von drüben/ kommt er." Aus: 11 elegien.) Ein Innenraum, wo auch die Toten (ähnlich wie bei Rilke oder Celan) ansprechbar werden. ("In mir, schau her, sind alle meine Toten /erwacht/ und alle Toten meiner Toten/ und alle Freunde und Verwandten/ der Toten meiner Toten." (Kosmogonie oder Wiegenlied. Kapitel XIX)

Die neuen Formen und die so nuancenreiche lyrische Sprache waren Destillate unter starkem Druck, Sprach-Innenräume als letzte Zuflucht des Geistes, ethische Arbeit durch Poesie. Stefan Augustin Doinas fand neue Formen im Balladesken, Geo Dumitrescu fand diese im Alltagsgedicht, Ion Gheorghe (*1935) im Mythischen, Ioan Alexandru (*1942) im Hymnus, Marin Sorescu im Ironischen und Parodistischen, Cezar Baltag im meta-pherein, einer Umkehr der Metapher. Für Stánescu aber wurde vor allem - wie später für die Generation der achtziger Jahre - alles zur Poesie, die Wand zwischen Innen und Außen fiel, das "Wesen" wurde im "Kern" sichtbar, auch wenn es nur ein Wortwesen war, es umkreiste "gefühlte" Essenz. Allerdings war´s auch eine Entlarvungs-Aktion; der verhüllende Schleier der Worte wurde von den so gebrannten Kindern der Diktatur (überfüttert mit Ideologie-Parolen) als Trug gesichtet, und so mußten "Nichtworte" (necuvinte) gefunden werden, um jene "gefühlte" Essenz und damit sich selbst auszudrücken. ("stand ich angespannt da/ zu erinnern jene blitzartig erkannte Welt/ die mich mit diesem Körper bestraft/ der sich nur langsam sprechend in sich hält." Die dritte elegie. Kapitel XIX).

Schon damals also, inmitten einer subtilen, sehr bewußten Wort-Forschung, kam das, was heute "postmodern" genannt wird, angereichert und leidvoll ins Blickfeld der Schreibenden. Bei der Generation der achtziger und der neunziger Jahre (generatia ´80, generatia ´90) ist es nun ein zentrales poetologisches Wissen. Mircea Cártárescu läßt seinen Protagonisten im Roman "Nostalgia" äußern: "Ich wollte alles über mich sagen, restlos und absolut alles." Aber da fahre sofort "in den Füllhalter führenden Finger wie in einen Handschuh eine fremde Klaue..." Was also tun? Die befreiende paradoxe Antwort Cártárescus: "Als Leser kommt nur noch der Tod in Frage".

 

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Zwei Haupttendenzen haben sich in der rumänischen Poesie herauskristallisiert: die Regression ins Autochthone, andererseits die Moderne und die "Postmoderne". Schon ab 1960 gab es eine seltsame Mischung zwischen Moderne und Lust an der Tradition. Dann gab es langsam eine Spaltung der Lager, wie übrigens in den dreißiger Jahren auch, als die Legionäre und ihre intellektuellen Mitläufer die pseudomystische Tiefe des "Eigenen", bis hin zum rituellen Fressen von Gräbererde der "Ahnen", zelebrierten und wider die Moderne und den Westen wetterten. Parallel dazu aber gab es die rumänische Avantgarde, deren wichtigste Vertreter weltbekannt wurden: Tristan Tzara und Eugène Ionesco.

Neben den Hymnikern der Blut- und-Boden-Regression gibt es die wichtigere, die störende satirische Traditionslinie des großen Dramatikers Ion Luca Caragiale ( 1852-1912), der von den Achtzigern, aber auch von Dinescu besonders verehrt wird. Dazu die Tradition des Surrealisten avant la lettre Urmuz: Entlarvung der Trug- und Scheinwelt und der Sprachklischees, Zerstörung der Scheinwelt "Realität" im Wort. Sprache, die sich gegen sich selbst wendet. Die Poesie der rumänischen Avantgarde, von der später Paul Celan wesentlich beeinflußt wurde, war in diesem Raum angesiedelt.

Ab 1960/65 wiederholte sich das Spiel dieser zwei Fronten, es dauert bis heute an. Einerseits der "mioritische" Hirten- und Lämmerraum, der eher schwarze Schafe beherbergt, wie die Hofpoeten des Diktators Adrian Páunescu (*1943), Vadim C. Tudor und eine recht ansehnliche Zahl von Mitbarden, oder den eher "unschuldigen" Ion Gheorghe (*1935), der aus eigner Überzeugung und Substanz dem Autochthonen und der neolithischen Urahnen-Nostalgie frönt, ohne erkennbare Hintergedanken. Seine Archaismen, die plötzlich, ähnlich wie Negerplastiken bei den Kubisten, bis ins Dadaistische umschlagen, sind echt und stilistisch abgesichert. Gheorghe hatte als Redakteur Dinescu entdeckt und veröffentlicht, und der wird nostalgisch, wenn er über diese "außerordentliche Figur" Ion Gheorghe spricht, der sich zwischen sublim und lächerlich bewege. Doch er verteidigt auch Páunescu, der in seiner Jugend herrliche Gedichte geschrieben habe.

Aber nicht diese Seite der Sechziger zählt und wurde in die "Gefährlichen Serpentinen" aufgenommen, sondern die "Modernisten", die alle eine Poesie im Leeren, Autonomie in der Sprache als einzigem festen Boden aufzubauen versuchten; zu ihnen gehören auch Ältere wie St. Aug. Doinas (*1922), der meint, daß Geschichte und Zeit banal geworden seien, jetzt gehe es um Reinheit, um Transzendenz; Schweigen, das Magische des Wortes. Wie bei Kafka: "Poezia este o somatie adresatărealului". (Die Poesie ist eine Warnung an das Reale). Oder der alte Avantgardist Geo Dumitrescu (* 1920), der allerdings im Konkret-Erlebten, der Alltagssprache, ein Mittel wider Ideologien, Mythen und Verführungen aller Art erkennt, er gehört vor allem zur Traditionslinie der Achtziger. Vielleicht hat seine Taktik, die wichtigsten Wahrheiten wie nebenbei und fast versteckt ins Gedicht einzubringen, so daß diese, genau wie im Leben, erst entdeckt werden müssen, das Interesse der Achtziger geweckt. Das Konventionelle, Vorgefaßte und Platte sei ein ganz allgemeines "totalitäres Merkmal jeder Gesellschaft", meint er, in der Diktatur träten diese nur deutlicher und quälend banal zum Vorschein. Jede gute Dichtung sei immer schon subversiv gewesen. Die 1966 geschriebene Ballade Dumitrescus "Afrika unter der Stirn" ist heute sogar noch aktueller als zu Zeiten des Diktators. (vgl. Kapitel VIII: "Draußen verflossen die Zeitungen".)

Neben Geo Dumitrescu war es vor allem Gellu Naum, einer der bedeutendsten lebenden Surrealisten, der die Achtziger beeinflußt hatte; wie sehr er bei den Jüngeren Schule gemacht hat, zeigt schon die Tatsache, daß sie in ihrer Zeitschrift "Contrapunct" kurz nach dem Dezemberaufstand ein langes Interview (Gesprächspartnerin: Elena Stefoi) mit ihm veröffentlicht haben: Naum sprach über die Schuld der Männergesellschaft, ihre "Pornographie der Macht", die den Sinn für das Mirakel des Lebens, seine Poesie, für die Liebe, das Genie des Femininen erledige. Zu jener Pornographie gehören für Naum auch "Literatur" und "Pohesie", ihre Kritiker und Funktionäre, alle Ismen. Das Mirakel des Daseins aber werde von einem andern "Plan" gelenkt, als dem sozialen und historischen, oder gar dem literarischen, das wahre Leben und sein Mysterium sei anderswo, daher sei es wichtig: "die Poesie abzuschütteln, indem man Poesie macht". Der berühmte "objektive Zufall" führe in die Offenheit der Geheimnisse, die nur von "unser aller medialen Fähigkeit" erreicht werden können. Das heißt, Naum suchte nach dem undurchschaubaren Beziehungsnetz kosmischer Größe, dassich wie ein momentaner Querschnitt in unserer Sphäre - und nach außen nur als Zufall äußern kann. So taucht der Kreative in das Flüstern der Eingebung ein, wo sich jenes Beziehungsnetz neu knüpfen kann - bis hin zur Beschwörung von Todesahnungen, die die Grenze des Gewußten überspringen. Es sei eine "aktive Erwartung", die auch in der Sprache im freien Spiel der Bedeutungen das Unbewußte, das ans Geheimnis angekoppelt ist, als Brücke verwendet, um den "Gesamttext" zu erreichen. Ion Pop, der ein Vorwort zu "Black Box" geschrieben hat, spricht von dieser "aktiven Erwartung", Ich und Universum werden als "kommuniziende Gefäße" gesehen, in deren rational nicht faßbarem Beziehungsnetz das Unerwartete geschehe.

Außer "Der Vorgeburtsbruder" ist keines der großen Schlüsselgedichte bisher im Westen auf Deutsch erschienen, so "Belvedere" nicht, die Begegnung mit einem toten Freund, der das "fürchterliche Buch" unterm Arm hält, das in jener umfassenden nichtverbalen Sprache geschrieben ist, "die wir in Gedanken sprechen", oder andere Begegnungs-Gedichte mit den Toten, die über jenes Beziehungsnetz am besten Aufschluß geben können, sind bisher dem deutschen Leser schwer zugänglich, so: "Unter der Haut", "Der brandneue Bruder", "Wie kalt" "Die Prozessionen", "Das Bermudadreieck" (hier in: Kapitel XIX). Es sind Gedichte, die nicht nur sprachspielerisches Vergnügen bereiten, sondern Sinn-Teilstücke des kosmischen theatrum mundi spiegeln, das nur metasprachlich erreichbar ist; das surreale Sprachspiel, die Paradoxien, Grotesken, Träume - sie sind, ganz im Sinn des Manifestes von Breton, nichts als ein Mittel dazu, genau wie die Ironie und Selbstironie; es ist Antiliteratur - meta-physisch bewußt, profund elegisch, weil sie vom unerkennbaren und unausdrückbaren existentiellen Mysterium weiß, weshalb Naum auch über die "Pohesie" spottet. Darüber hinaus weiß sein Gedicht auch viel vom Schein aller Dinge, vom Unglück dieser Welt, ihrer in Verhärtung und Machtlüsternheit verfallenen freudlosen Nutzlosigkeit, gegen die er dennoch eine Art geistigen Aufstand in Bewegung setzt: wider die tägliche Trägheit im Sozialen, die "bösartige Hygiene" der Erbgutvermittlung, wider die unsinnige Todesangst, da es doch die andere Welt gebe, die "großen nicht kommunizierbaren Evidenzen"; gegen diese kollektiven Neurosen könne nur eine Stimmung andauernder "aktiver Erwartung" gesetzt werden, die von den meisten nicht geübt, nicht einmal geahnt wird. In den Tiefen der Poesie und der Liebe aber gebe es das Kostbarste auf dieser Erde: den Widerschein jener posthumen Welt! Und es wird heute gern vergessen, daß der Surrealismus genau von jener Wirklichkeit ausging, daß er nicht nur ein Konglomerat von Techniken ist.

Gellu Naum sucht das Geheimnis urban und surreal mit Mitteln eines unabhängigen sarkastischen und ironischen Bewußtseins, und gerade seit dem ersten Gedichtband nach 1947 (1968: "Athanor"), und nach den Jahren des Schweigens in der Diktatur, wurde Naum inhaltsreicher und substanzhaltiger, auch unnachahmbar intim und persönlich; so kommt er dem Rätsel der Existenz in jedem Alltagsdetail ganz natürlich nah. ( Etwa in dieser Astral-Projektion: "Mir ist kalt bedeck mich mit einem Fetzen Stoff, einem Stückchen Papier/... / setzt dich zu mir uns zu lieben ganz nah/ um uns schwebt eine Silberschnur".) Das ursprüngliche surrealistische Programm einer Grenzöffnung zum Unvorhergesehen, Unbewußten des Tremendum, das wie ein Blitz schmerzhaft einschlagen kann, das das Wachen als Traum erhellt, das Undenkbare, ja, logisch Unmögliche wird von Naum nicht aufgegeben, sondern mit großem Können und Kunstverstand dem Alltäglichen hinzugefügt, "eingemeindet", als wäre es nun auch "wirklich". Oder besser: dieses wird transparent für jene vergessen Wirklichkeit! Der vielleicht sensibelste rumänische Kritiker Lucian Raicu erkannte schon Ende der siebziger Jahre Naums meta-physische Intention, die "Naturalisierung des Ungewöhnlichsten", den Abgrund und Schrecken der uns alle erwartenden Totenwelt: "Domestizierung der Phantome und der Welt der Erscheinungen, daß Naum das Imaginäre in ein familiäres Wunder, mit dem es sich leben läßt, zu konvertieren versteht."

Nach Gellu Naum war es die Generation der Sechziger, die die junge Generation beeinflußte: Stilbildend wurden vor allem Nichita Stánescu und Marin Sorescu oder der inzwischen ebenfalls verstorbene Cezar Baltag. Baltags Gedicht geht in anderer Perspektive als Naum jenen Grenzgang im posthumen Bereich der Zeit an. Ohne aus der Sicht der Toten oder mit ihnen zu lesen, tappt man als Leser auch hier, ähnlich wie beim Lesen der "Duineser Elegien" Rilkes, im Dunkeln. Äußerste Verdichtung und Reinigung von jeder Kontingenz verlangte Cezar Baltag, der im Schlüsselbegriff "Metaferenz", ähnlich wie Stefan Aug. Doinas oder der Klassiker der rumänischen Moderne Lucian Blaga, ein neues Verständnis der Metapher als wichtigste "Realität" anstrebte, eine Metapher, die den Schein der Welt in seine Transparenz verwandle und aus ihr letztlich einen sakralen Ort mache. (Vgl. Die Zeit und Orpheus; in Kapitel XIX). Vor allem durch den frühen Tod seiner Frau, mit der er, wie seine großen Vorgänger in der Weltliteratur, im Vers über den Abgrund hinweg Totengespräche führte, sich als Orpheus sah, der der Reinheit wegen, sich selbst blendet, um die geliebte Tote nicht durch ein unwillkürliches Sichumwenden und Zurücksehen von neuem zu verlieren, entwickelt Baltags Gedicht seinen "okkulten Lyrismus" einer metaphysischen Traurigkeit, eine Art Sehnsucht nach dem Nichtsein; seine letzten Gedichte sprechen vom eigenen Tod.

Ioan Alexandru (*1942) verbindet die pindarsche Hymne und die Tiefen des Numinosen mit farbiger Sinnlichkeit, und das Autochthone, Mioritische nahtlos mit der Moderne, ähnlich wie Ion Gheorghe (*1935) in seinen späten Gedichten. Nicht weit davon entfernt ist die Poetik Ana Blandianas (*1942). Ihr sind ethische Kategorien der "Reinheit" und "Lauterkeit" wichtig, die sie (nicht nur im Gedicht) immer wieder erörtert. (Vgl. dazu auch Dan Damaschin, L.I. Stoiciu, Mariana Marin, Dan Culcer, Ioana Cráciunescu, Doinas: Alibi, in Kapitel I). Ana Blandiana scheint zur Dissidentin und zur Bürgerrechtlerin vorbestimmt: ihre Familie hatte politische Verfolgung zu erleiden, sie hatte Publikationsverbot (ihre Gedichte transportierten Brisantes zwischen den Zeilen: Die Zeugen; Im Schlaf; Müdigkeit; Psalm. I, IV). Blandiana war im Leitungsrat der "Front zur Nationalen Rettung" und arbeitet zur Zeit führend in der außerparlamentarischen Opposition. (Vgl. Würmer auf Wanderschaft). Ihre Poesie aber kennt leise, verhalten Töne, immer wieder die Metapher des Schlafes, des Vegetalen, der Sehnsucht nach diesem "göttlichen Zustand" der Sicherheit im Ei, in der Nuß, im eigenen Haus, eine Art vorgeträumte Eremitage aus Instinkt und Harmoniebedürfnis (wie im Gedicht Bindungen).

Der im Westen, neben Mircea Dinescu, am meisten bekanntgewordene Dichter der Sechziger ist Marin Sorescu (1936-1997); Sorescu hat das schlaue Spiel und die Gewitztheit nicht nur in literarischer Form entwickelt, er wurde sogar Kulturminister in der Iliescu-Regierung. Auch er suchte einen neuen Stil, der nicht abhob, sondern, so weit das in der Diktatur möglich war, den Alltag, die Alltagssprache mit einbezog, und das Lächerliche der Ideologie, aber auch die spießige Reaktion auf die Diktatur (Ich komme mir verdächtig vor: Kapitel IV). Im ironischen Spiel mit dem Banalen, dem er erstaunlich viel Sinn abgewann, suchte er und fand wie Stánescu ein Jenseits der bisherigen Poesie, das Nichtverführbare, vor allem das Nichtverfügbare und einen ontologisch festeren Boden, der "alles", auch die Schrecken des Jahrhunderts und das selbsterlebte Trauma umfassen konnte, wo Literatur nicht nur Literatur war, sondern sich selbst parodierte, man sich über sie amüsieren konnte. (Schicksal, in Kapitel XV). Im Zentrum steht die Kraft des Zufalls und des Nichtverfügbaren (Einflüsse aus der Zufalls- und Chaostheorie), das Unvorhersehbare, das Sorescu schlau dem Plansystem entgegenstellte (so in: Der von ungefähr dort um die Ecke; Bis die Bohnen kochen; Warten auf Wirkung, in Kapitel VIII), der eigentliche Feind des geschlossenen Systems in der Diktatur, der diese schließlich an sich selber scheitern ließ.

 

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Am intensivsten hatte sich der bedeutendste rumänische Lyriker der Nachkriegszeit, Nichita Stánescu, auf die Suche nach einer neuen Ontologie und Poetik begeben; doch ihm gelang es kaum, die Wirklichkeit der Diktaturerfahrung mit zu integrieren. Zwischen seinem Leben und seinem Schreiben entstand ein Bruch; die Schizophrenie der Ceausescu-Epoche zeigte sich bei ihm am stärksten: Einerseits hatte er Leitungsfunktionen im Schriftstellerverband und wohl auch in der Partei, andererseits schockierte er seit 1966 mit seiner vertrackten anti-metaphysischen Poetik (sein wichtigster Essayband heißt "Antimetafizica") von kosmologischen Entwürfen Kritik, Zensur und Leser.

Bei einem langen Gespräch, das ich mit Vertretern der Achtziger in der Redaktion von "Contrapunct" kurz nach der Revolution führte, bezog er von den jungen Kollegen symbolisch Prügel. Mariana Marin griff ihn, "den sie auch liebe", gnadenlos an. Sie sagte: - "der Poet Nichita Stánescu war der Repräsentant dieser ceausistischen Epoche, hinter seinem breiten Rücken gab es das Loslösungsspiel von der Realität." Aber nicht nur sein Verhalten, sondern auch seine hochgestochene Lyrik wurde attackiert ("als die Dinge waren wie sie waren, schrieb er über Wunderpferde" , Mariana Marin), und seine "Gedichte der Gedichte", die sich selbst als Subjekte erkennen, wurden kritisch kommentiert.

Heute, acht Jahre später, hat sich auch die jüngere Lyrik diesem Stil wieder angenähert. Und wenn man den erregenden Augenblick der komplexen Gedicht-Aktion des heimlich von ihnen Verehrten in Betracht zieht, so ist verständlich, daß die Wolkenkuckucksheime der Subjekte und des Selbst Stánescus, die sich selbst transzendieren, bei einigen Achtzigern wieder auftauchen, so etwa bei Liviu. I. Stoiciu (Direkte Verbindungen zur jenseitigen Welt; XIX. Oder bei Dorin Tudoran: Die Unbekannte/Distanz, XIX) und sogar bei Mariana Marin ( M.M.) - Freilich geschieht dieses nicht so im "abstrakten Stimmungsbild" als außer-ordentlicher Zwischenzustand eines Selbstgesprächs mit dem tieferen Ich (über die "Außenwelt" des Wortsinns) wie bei Nichtita Stánescu, doch die Grenzgänge sind wieder da, sogar die säkularisierten orthodoxen "Herzensgebete", wie Stánescu sie selbst bezeichnete, doch so, als wäre er Barnards Patient, der sein eignes (herausoperiertes) Herz zur Meditation in der Hand hält, ohne dabei zu sterben: alles ist nur ein vibrierendes Erstaunen im Augenblick. Vielleicht hat diese Tendenz Stánescus zur Auflösung einer starren, festen Außenwelt ( vgl. Kapitel XIV: "Lacrimae rerum"), die zum eignen Geschmack, Geruch, zum eigenen Sehen, Hören, Tasten wird, so als würde sich der Dichter in dieser Verschmelzung mit den Dingen selbst erlösen, endlich Wirklichkeit erfahren, die Achtziger und auch die noch Jüngeren, am stärksten beeinflußt. Es ist bei Stánescu alles ein Auflösen (über das Wort) in ein eigenes, bewußtgewordenes Körpergefühl. ( "Ich bin ein Vogel im Flug,/ hinter dem die Luft versteinert./ Ich bin ein Wort, das, einmal ausgesprochen,/ einen Leib hinterläßt./Ich bin die Zeit, die aus/ einer Uhr springt, die kristallisiert.// Ich bin das Gras,/ das bucklig ist vor lauter Grün./ Ich bin der Hunger, der voraneilt einem Bauch." Vorwärtsbewegung; Kapitel XIV ). Und das Körpergefühl ist extrem wichtig bei den Achtzigern, das Körperdasein und seine Szenerie wird selbst zur nüchternen hirnsyntaktischen Allegorie, etwa bei Rodica Draghincescu (In richtung perfektion; prinzip des poems) - die an einer Dissertation über Nichita Stánescu schreibt. Auch einer der hellsten Köpfe der Achtziger, Cristian Moraru, hat ein Stánescu-Buch erarbeitet.

Alles was um ihn wirklich ist, wird bei diesem Dichter er-selbst, vielleicht ist das eine späte Wiederaufnahme von Rimbaud, Mallarmé, Valéry - nach der radikalen Zerstörung der Zeit im Realen (totalitäre Zeit) und nach der wirklich erlittenen Auflösung des Ich. Paradoxe, bestürzende Wahrheit: das Lyrische folgt nun extrem konzentriert dem inneren Diktat aufs poetische "Wort", dies aber bleibt letztlich ein Geheimnis, ein Daedalus-Ort, also ein gefährliches Rätsellabyrinth in seiner Bauweise, seiner Poesis, bis hin in die Nullbereiche der "Necuvintele", der Nichtworte. ("Blitzartig ist erhellt eine Welt /schneller als die Zeit des Buchstaben A./ Ich wußte nur soviel: sie existiert/ obwohl das Sehn hinter den Blättern sie gar nicht sah." Die dritte elegie; XIX) Poesie des Unmöglichen, die aus Sich-Selbst steigt, sich selbst als Struktur denkt: Eteologie also wie bei T.S. Eliot, ein Entkommen aus dem Ich, dem persönlichen Gefühl, der eigenen Erinnerung. Stánescu versucht Erkennen als ein Aufheben der Trennung zwischen Subjekt und Objekt an diesem besonderen Ort dem Wort anzuformen, ein-gehen in die Dinge, sie von innen weckend. Wichtig bleibt bei dieser die Grenze überschreitenden Sinnsuche (die durchaus von der Heisenbergschen Unschärferelation und der Quantenphysik weiß!) - daß Nichita Stánescus ars combinatoria alles ihm zugängliche Wissen, von der Astronomie und Mathematik, Physik, bis zur Biologie und Medizin mit einbezieht, also schon eine enzyklopädische Poesie versucht. Diese Poetik/Poiesis gewinnt durch das emotionale und terminologische Substrat der Wissenschaften eine die Wissenschaften spiegelnde Metaphorik; es ist ein neues Wortverständnis, das den Abgrund zwischen sinnlicher Erfahrung und dem Jenseits von Raum und Zeit und Sprache liegenden "Weltinnenraum" überbrückt; es ist eine Art Lupe, mit der die Körperwelt, vor allem der eigene Körper, von innen und aus der Ferne gesehen werden kann. Es ist eine Poetik, die heute auch für den Westen aktuell werden könnte, nachdem die sichtbaren Grenzen gefallen sind, sich nun unsichtbare, ontologische Grenzen und Mauern einer neuen inneren Zensur zeigen, die zu öffnen wären, um jenem erwähnten Abgrund zwischen sinnlicher Erfahrung und elektronischer Geisterwelt beizukommen.

Es wird noch dauern, bis die Achtziger erkannt haben werden, was sie an Nichita Stánescu und der sechziger Generation haben. Der Theoretiker der Gruppe, Alexandru Musina, wertet (noch 1996) in einem neuen Essayband ("Unde se aflăpoezia"/ Wo steht das Gedicht) die sechziger Generation ab, sie habe letztlich den Anfangserwartungen nicht entsprochen, Stánescu habe zwischen 1972-1982 nur noch schwache Gedichte veröffentlicht, auch Unfertiges, Ion Gheorghe habe sich in den autochthonen Sumpf verirrt, sein Gedicht mit Überbedeutungen zugedeckt, so unlesbar gemacht. Auch Ioan Alexandrus Hymnen seien fast schon klerikale Ideologie, mit seinen "Byzantinischen Hymnen" sei er ab 1983 sanftmütig geworden und habe versöhnlerisch das (quasireligöse) Dogma "Demut" und Liebe im Ceausescu-Reich der Securitate gepredigt.

Freilich - und dies gilt für die gesamte Generation 60 - ist diese Polyphonie und das ästhetisch kodierte hermetische Metaphernspiel auch als Ort zu sehen, wo man sich verstecken, wohin man flüchten und im Versteckspiel mit der Metapher auch der Zensur ein Schnippchen schlagen konnte. Es waren auch Interlinearversionen einer stilistisch hochentwickelten Sklavensprache während der Diktatur, in der brisante Aussagen an den Leser gebracht wurden, "Transzendenz als Politikum."

Die rumänische Kritik war damals ziemlich frei, sie analysierte genau und so, als gäbe es keine Zensur; umso unangenehmer wirken die Verrenkungen, die in DDR-deutschen Elaboraten zu dieser Lyrik, auch als Vorworte zu Lyrikbänden, in jenen Jahren in Ostdeutschland erschienen sind. Und das ist schade, denn nur dort gab es Interesse und relativ viele Übersetzungen, einen ernsthaften Umgang mit dieser Literatur.

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Die Tendenz zur Bewußtseinsspaltung verschärfte sich auch in Rumänien, als Ceausescu 1971 eine neue restriktive Kulturpolitik einführte, gegen jede - bisher tolerierte - Vielstimmigkeit vorgegangen, die Poeten in neue von der Realität abgeschirmte Wolkenkuckucksheime getrieben wurden. Der "Opportunismus" der Generation ´70, die weniger klingende Namen hervorgebracht hat, ist die Konsequenz der neuen Kältewelle nach dem Juli 71. Die siebziger Jahre - nach den berüchtigten "Julithesen" Ceausescus (proletkultistische "Kulturrevolution" nach chinesischem Vorbild!) - waren magerer und führten dazu, daß sich auch Stánescu und eine ganze Reihe Sechziger kompromittierten und einer "neuen Öffentlichkeit" dienten. Erst die Generation ´80 leitete eine neue poetische Autonomie ein.

Alexandru Musina hat in seinem neuen Essayband die Flucht der Generation ´70 ins Irreale und Utopische charakterisiert: so Adrian Popescus (*1947) "Umbrien", das thanatho-erotische Baal-Projekt von Cezar Ivánescu (*1941 ), das "moldauische Arkadien" von Emil Brumaru (*1939) oder die Esoterik von Ion Mircea (*1947) und Daniel Turcea (*1945).

Mircea Dinescu (*1950) war die große Ausnahme; doch gibt es außer ihm auch den eigenwilligen Poeten Dorin Tudoran (*1945), den seine unbeugsame Art ins langjährige Exil trieb. ("Aber ich seh sie ist wieder gekommen/ die Zeit der Abfahrt").

 

Mircea Dinescu hat dieser Haltung - in saloppen und sarkastischen Versen versteckt - zu einer großen Wirkung verholfen und er suchte, auch, weil er wirklich noch an die Kraft der Poesie glaubte, die Konfrontation mit dem großen Feind, der das Gegenteil wollte und glaubte, nämlich, daß nichts als die Macht gelte. Er attackierte jene, die angeberisch das Absolute wie eine Fahne vor sich her trugen, entlarvte es als falsche Ewigkeit, und die rote Ideologie, als deren Bastard, fiel gleich mit in diese Falle. Daher das Erfrischende seiner Poesie. Er war eine Art Vorläufer der Achtziger, denn bei jedem Vers schien er sich zu fragen: ist Poesie unter diesen Umständen in denen wir leben müssen, überhaupt noch möglich? Und jedesmal gibt Dinescu eine bejahende Antwort - nämlich durch das Gedicht selbst. Seine ästhetische Verfremdung ist kein Spiel, sondern "effektvoll pointierte Verbindung von Gegensätzlichem, Mischung von Schmerz und Spottlust, Witz und Entsetzen", so daß die Texte "mühelos als Abbilder einer höchst wirklichen, verkehrten, verkrüppelten Welt de-kodiert werden" konnten (Peter Motzan). (Vgl. dazu etwa Die Lawine in Kapitel III). Das unerträglich Wirkliche der umgebenden Finsternis und Kälte läßt Dinescu nicht ruhen ("Guillotine, die wie eine Geige mir am Nacken sang"). Die drei F: frig, foame, frică(Kälte, Hunger, Angst) bedingten in den achtziger Jahren alles und jeden. Und sie steigerten sich noch ab 1982, als der Diktator seine brutale Schuldentilgungspolitik einleitete - und durchhielt.

 

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Ein besonderes Ereignis in jenen Jahren (1982) war das Erscheinen einer vom Literaturwissenschaftler Peter Motzan herausgegebenen Anthologie mit zehn rumäniendeutschen Lyrikern in rumänischer Übersetzung: Rolf Bossert, Franz Hodjak, Anemone Latzina, Johann Lippet, William Totok, Horst Samson, Richard Wagner, Hellmut Seiler, Helmut Britz, und R.F. Marmont. Schon Anfang der siebziger Jahre hatten die Rumäniendeutschen den Stil, den in den achtziger Jahren dann die rumänischen Kollegen schrieben, vorweggenommen. Ende der siebziger Jahre erst hatte sich die Generation der Achtziger formiert. Ausgangspunkt waren die studentischen Literaturzirkel in Jassy, Klausenburg und vor allem an der Bukarester Universität, der sogenannte "Montagszirkel", wo Lyriker zu Worte kamen. Er wurde geleitet vom Hochschulprofessor und Literaturkrititiker Nicolaie Manolescu. Zu den Gründungsmitgliedern gehören auch die hier in der Anthologie vertretenen Autoren, damals Studenten der Philologie und Philosophie an der Bukarester Uni: Traian T. Cosovei (*1954), Elena Stefoi (*1954), Florin Iaru (*1954), Ion Stratan (*1954), Magdalena Ghică(*1955), Mircea Cártárescu (*1955), und Mariana Marin (*1956). Sie konnten alle mehrere Sprachen, lasen nordamerikanische Lyrik, südamerikanische Romane, kannten alle Spielarten literarischer Hermeneutik, den deutschen Expressionismus, verstanden sich als Träger eines neuen ästhetischen und poetischen Bewußtseins des Ludischen und Metaliterarischen. Vor allem Studentenzeitschriften und mutigere Publikationen ("Echinox", "Dialog", "Orizont", "Amfiteatru" u.a.) unterstützten sie. Und Studentenzirkel. Der Teilnehmerkreis erweiterte sich bald, aus der Provinz kamen zu den Literaturkreisen der Hauptstadt Novizen, wie bei der Gruppe 47 auch, kam Presse, kamen Verlagsredakteure.

Wir dürfen nicht vergessen, daß auch die Regionen, vor allem Siebenbürgen (Zentrum die Universitätsstadt Cluj-Klausenburg mit der Zeitschrift "Echinox", Sibiu-Hermannstadt mit der Zeitschrift "Euphorien"), und das Banat (Temesvar) ihre besondere Eigenart haben; heute gehört auch die ehemalige Sowjetrepublik Moldau dazu; scharfzüngige junge Poeten kommen aus Chisináu (etwa Iulian Fruntasu, Mein Land; oder Emilian Galaicu-Páun, Die Auflösung des Kadavers). Und bei "Echinox" haben in den siebziger Jahren Peter Motzan, Werner Söllner, Georg Aescht, Edith Konradt, Helmut Britz, Klaus F. Schneider die deutschen Seiten redigiert; sie gehören alle mit zu den Übersetzern dieser Anthologie.

Die "Neue Literatur" veranstaltete nach Erscheinen der rumäniendeutschen Anthologie auf Rumänisch eine Art Rundtischgespräch mit den rumänischen Kollegen. Dabei ergaben sich doch auch sehr wichtige Unterschiede: Es war die Direktheit, das Rationale bei den Deutschen, die eher einer "Hirnoperation" ähnele, so meinten die rumänischen Kollegen: während man bei den Achtzigern eher von einer "Herzoperation" sprechen könne.

Nach Traian T. Cosovei, neben Cártárescu wohl der wichtigste Vertreter der Achtziger, war ihre Poesie eine rumänische Variante der amerikanischen Beatgeneration, gefiltert durch den rumänischen Surrealismus (Gellu Naum, Geo Dumitrescu), sowie durch das Abstrakt-Visionäre von Nichita Stánescu. Für die Achtziger findet ganz illusionslos die Erlösung der Dinge durch das Wort nur im Buch statt ( vgl. dazu Kapitel XIV: Lacrimae rerum). Das Gedicht ist das Auftauchen eines Phantoms in der Realität, die die Realität "mitnimmt". (P. Romosan: Sommermärchen; Der Idiot und die Blüte). Diese Haltung ist nicht nur systemkritisch, sondern generell gegen die Zwänge des Abstrakten gerichtet, der Ideologie- und Utopieverdacht war immer wach (Kapitel VI). Und: Als hätte es Ceausescu nie gegeben, seine "Wirklichkeit" war für die jungen Poeten eine rein ideologische Existenz, also nichts als Schein. Der Diktator war fast zu unwichtig, ein lästiges Hindernis. Eine Poetik des negativen Spiegels entstand. Wirklichkeit war erst, wenn Worte - und das Ich der Poeten auch - nicht da waren! Tabula rasa also, leergefegte Plätze des Bisherigen, Nullsituation war der Ausgangspunkt dieser Poesie (Kapitel XV und XVI: Er-Schöpfung).

Am genausten beschreibt Matei Visniec dieses poetische Bewußtsein im Vakuum, und der neue Gott wider jenes Monstrum der ideologischen Scheinwelt ist die normale Alltags-Wirklichkeit, Achtziger sind "hypnotisiert von der Unmenge natürlicher Poesie, die ihr entströmt". Die bisherige Form der "lyrischen Synthese" - Höhepunkt Nichita Stánescu- wird von ihnen zerstört. Die Dichtung der Achtziger sei "überraschend irdisch", und die "Banalität empfange täglich Visiten der Poesie"; das "Weltall" sei städtisch geworden, und die Ekstase "aus den Innenräumen auf die Straße hinausgetreten", keine "metaphysischen Stoßseufzer" mehr, es gebe "neue Masken" und Gefäße für das nicht direkt Sagbare, nämlich die berühmte "morgendliche Kaffeetasse", "die Zeitung", der "Einkauf"; anstatt "sphärenmusikalischer Solfeggien" sind "die Mülltonnen auseinanderzunehmen". Im Zentrum die geheimnisvolle Sinnlichkeit der Körperwelt also. Was aber dabei herauskam, war keine neue rumänische Sachlichkeit, sondern eine Art hellwache Präsenz im Jetzt: und transparente Sinnlichkeit der Dinge als " Offenbarung". Pikant auch, weil die unverhüllte Wahrnehmung der miesen Realität von der Diktatur besonders gefürchtet wurde, ihr gesamtes Parolenarsenal diente nur dazu, diesen grauen und quälenden Alltag in der Diktatur zu verstecken.

Dieser "Stil der Mündlichkeit" (er ist erst heute in Deutschland Mode geworden), die Entdeckung der entsprechenden Stilfiguren im spontanen Text eines "unüberwachten (und freien) Ausdrucks", der das Unbewußte vom Korsett der eingebleuten Sprachlogik befreite, dürfte in den achtziger Jahren in Europa neu gewesen sein. Die (innere und äußere) politische Zensur wurde dabei eher mit Nichtachtung gestraft, als wäre auch dieses eine Taktik der mit einem freieren Bewußtsein aufgewachsenen Generation, und als lebte diese schon in der Zukunft. Mariana Marin betonte die "Freimütigkeit" der Achtziger, die unbelastet von Zwängen und Ängsten offen und selbstverständlich sogar der Securitate gegenüber treten konnten. Geformt in der Tauwetterzeit 1965-75, war es die erste Generation, die von der Diktatur nicht verbogen worden war, eine "normale" Sozialisation genossen, und auch Rezeptionsmöglichkeiten der rumänischen Moderne und der Weltliteratur ohne Zensur und Giftschränke hatte, was auch auf ihre Generationskollegen, die Poeten der rumäniendeutschen "Aktionsgruppe Banat" zutraf, mit der sie vieles verband. Ihr Geist war schon "posttotalitär" - luzide, skeptisch, ironisch, der Glaube an große Entwürfe, Ideen, Utopien zerbrochen. Ironie, Mündlichkeit, Humor, das Komische zog sie an. Freilich, auch das alte "Walachische Nichts" der Vergeblichkeit (als antiideologisches und antiutopisches Gegengift), und das Zufällige, ja der gelebte Moment als Mirakel, eine Art Lupe mit "monströsem Blick" (Beispiele in Kapitel II: "Ansonsten gesund". "Schauen wir der Wirklichkeit ins Gesicht/ in ihr dickes Gesicht einer Hausfrau, ohne Ansprüche...// Wie wir in ihrer krausen Mähne hocken, Ameisen, Mikroben,/ Zecken (Löcher, Schlitze, Türen)/../ Sie ist dabei, uns zu verschlingen, zu kauen, sie schließt uns/ in die Arme/ als wär´s ein Liebeskuß, Ekstase, Verschmelzung/ mit dem All, Epiphanie:/ schwarze und grüne Fliegen sangen glückselig Hymnen auf/ dem klebrigen und giftigen Papier." Magdalena Ghicá, Schauen wir der Wirklichkeit ins Gesicht). Ein Blick, der alles verfremdend durchschaut, ent-deckt natürlich auch das Absurdistan staatlicher Unterwelten.

Trotz Generationsgemeinsamkeiten war der Unterschied zwischen den Rumäniendeutschen und ihren rumänischen Kollegen erheblich. Die Deutschen konnten auf eine Tradition, den V-Effekt Brechts, die "Gebrauchslyrik", auf Enzensbergers politische Lyrik zurückgreifen, während die rumänischen Kollegen ähnliches nur sporadisch in der Avantgarde der dreißiger Jahre finden konnten. Bei ihnen ging und geht alles eher in die Tiefe des Einzelnen, entdeckt wird so ein "neuer Anthropozentrismus" (Musina): "Sie sind eher daran interessiert, die Lyrik zu erneuern, als die Gesellschaft zu durchleuchten", die sie prinzipiell ablehnten. Vorbilder waren die entmystifizierende Poesie Sorescus oder die Real-Poesie Petre Stoicas (*1931). Daß sie im leeren Raum und fast traditionslos existierten, sie sich selbst die notwendigen Zitate fabrizieren, die es `an sich´ gar nicht gab, das wußten sie nur zu gut.

Die jungen Rumäniendeutschen, von denen übrigens - in ihrer doppelten Fremdsituation in Rumänien - die Achtziger einiges gelernt hatten (vgl. Mariana Marin, Ohne sie) haben genau dieses bis zur Neige durchlebt: - das Absurde, keine eigene Geschichte (oder nur eine gescheiterte) zu haben. So haben sie sich im Leeren als Gruppe konstituiert. Weder die Rumänen, noch die Rumäniendeutschen wollten, daß ihnen das Regime oder die Kritiker ihre Literatur vor-schreiben.

Entscheidend aber ist, daß die meisten der rumänischen Kollegen kaum die rigide spiegelverkehrte Haltung ihrer deutschen Kollegen zur Ideologie teilten, sondern eher einer negativen Mystik zuneigten. Ein älterer rumäniendeutscher Autor, Joachim Wittstock, berichtet über ein Gespräch mit dem jungen Rumäniendeutschen Roland Kirsch, der sich kurz nach diesem Gespräch das Leben nahm. Der einzige Halt für die "Aktionsgruppe Banat" sei die Politik, eine negative Haltung also, die Gegenposition zur Diktatur gewesen, darüber hinaus gab es keinen metaphysischen oder gar numinosen Halt oder irgendeine Bindung, mit der sie eine seelische Krise bewältigen konnten. Und auch kein Mitschuldbewußtsein durch das Leben in der Diktatur. Kaum ein Gedicht oder Prosastück, daß sich - im Gegensatz zu den rumänischen Kollegen - mit der Schuld, auch einer metapolitischen Schuld, und damit auch mit dem "Ganz Anderen" auseinandersetzt.

(In der Sondernummer ihrer Zeitschrift "Contrapunct", wenige Monate nach der Revolution, haben die rumänischen Kollegen der Generation ´80 "ihre Deutschen" auf Rumänisch vorgestellt, es war eine Art Hommage für die Rumänien-Deutschen und ihren Beitrag zum Widerstand.)

 

Der große Erfolg der Achtziger um das Jahr 1983 ließ "Traditionalisten" und "Realsozialisten" heftig gegen sie vorgehen: Die jungen Autoren hätten mit ihrer Spottlust und ihrem Zynismus den "dichterischen Melos" zerstört, westliche Modekultur importiert, die nationalspezifischen und sozialistischen Werte mißachtet und die wunderbaren Jahre des sozialistischen Vaterlandes schrecklich entstellt. Im Küstenort Mangalia wetterte der Diktator gegen die neue Stilrichtung. Es war der sogenannte "Mangalia-Effekt", der schließlich ab 1984 in allen Redaktions- und Verlagsstuben wütete, der "Montagzirkel" wurde verboten, die Zensur verschärft.

Über diesen Fall kann man Genaueres im 1996 vom "Rumänischen Informationsdienst" herausgegebenen "Weißbuch der Securitate 1969-89" erfahren, auch über jeden einzelnen Autor oder über die Übersetzer, die zum Teil damals noch im Lande waren, läßt sich einiges, oft präziser als in den Literaturgeschichten im "Weißbuch" nachlesen. So zum 27. Februar 84 (streng geheim) über den vom Kritiker Mircea Iorgulescu neu gegründeten Literaturzirkel (Cenaclu din Tei) nach dem Verbot des "Montagszirkels" - wo Matei Visniec ein Stück, "Zellenleben", vorgelesen habe. Vor allem erfahren wir natürlich viel über Mircea Dinescu. Aber auch über Ioan Alexandru, daß er z. B. bei einer Reise in die Bundesrepublik den "idealistischen Philosophen Martin Heidegger" aufgesucht und gesprochen habe. Auch die Observierung der rumäniendeutschen "Aktionsgruppe" ist verzeichnet.

Doch das schöne Programm, das Visniec aufgestellt hatte, war ja, so Peter Motzan sarkastisch in einer Sendung im Hessischen Rundfunk, hinfällig geworden: wie sollte man über die morgendliche Kaffeetasse schreiben, wenn es keinen Kaffee mehr gab, "tägliche Einkäufe?" in leeren Geschäften? In Mülltonnen wühlen? Wo doch dies schon Kinder und Alte taten, die nach Resten suchten?

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Das ging so fünf Jahre lang. Und der Widerstand formierte sich. Er ist ausgeprägter und wichtiger gewesen als im Westen bekannt und beschränkt sich nicht auf Mircea Dinescus Protest in "Libération", seinen Hausarrest und den triumphalen Auftritt im Fernsehen! Dieser Widerstand war für die Achtziger und ihre Haltung gewissermaßen konstitutiv, ja, er ging weit über die Ziele von 1989 hinaus: Einer der Achtziger, Liviu I. Stoiciu, sieht 1989 als Resultat eines historischen und "kosmischen" Postmodernismus, eine Art Einlösung der unmöglichen "literarischen Revolution" nun durch die Wirklichkeit selbst, weil es ja auf dem Papier nicht mehr weiter ging und nicht mehr weiter geht, die Revolution selbst also sozusagen Literatur "realisierte"? Die Poeten standen 89 ganz vorn, wie in der DDR am Anfang ja auch.

Heute sind einige von ihnen die Stars, etwa Mircea Cártárescu, Mircea Dinescu und der Essayist Horia R. Patapievici (der auch Lyriker ist: Apertio templi, Kapitel XIX dieser Anthologie). Patapievici, Mariana Marin und Florin Iaru wurden am 21. Dezember 89 verhaftet, sie wurden gefoltert und mit dem Tode bedroht. Patapievici hat diese Fast-Hinrichtung beschrieben: sein aufsehenerregendes Buch "Politice" beginnt mit jener Nacht vom 21. zum 22. Dezember 89. Das Grauen jener Nacht kommt aus einer KZ-Atmosphäre, war unbeschreiblich. (Vgl. Kapitel IX: "Als die Dinge aus ihrem Namen fielen").

Die meisten aber hatten im Dezember 89 anfangs feige danebengestanden oder gar den Protest abgelehnt, sie hatten das Todesurteil der in jener Nacht Verhafteten "mit unterschrieben", so Patapievici, das hat der streitbare Autor nicht vergessen können und seinen moralischen Abschied vom Land seiner Geburt besiegelt. (Vgl. Kapitel I: "Der Schuldige ist frei".) Eine Reihe von Gedichten sind diesem nationalen Komplex und der Erinnerung an die Toten gewidmet (Ana Blandiana, Die Zeugen; Mariana Marin, Requiem; Ileana Máláncioiu, Bitte). Aber nichts mehr ist so, wie es vorher gewesen war; und die Veränderung des Bewußtseins durch die Revolution läßt sich nicht vergessen, diese nicht mehr verdrängen, im Herzen geht die Revolution bei vielen weiter.

Doch nach 89 enttäuschten die meisten Achtziger. Mit wenigen Ausnahmen; die "Religion des Textes und der ästhetischen Wahrheit" waren wichtiger als Widerstand gegen die neue Realität. So verpuffte die frühere und anfängliche Begeisterung für sie. Und es stellte sich heraus, daß auch sie, wie die andern, gelogen, äsopische Literatur geschrieben, ja, sich moralisch im Kommunismus infiziert hatten, und einige wohl auch Spitzel gewesen waren. (Keiner weiß Genaues: Die Dossiers sind nicht wie in der ehemaligen DDR freigegeben worden.)

Liviu Ioan Stoiciu, der erste Chefredakteur von "Contrapunct", beklagt das Auseinanderdriften der Achtziger nach 89 und nach der hoffnungsvollen Gründung der Zeitschrift (1990): "die moralische Idee der Achtziger wurde begraben." Opportunisten seien die meisten geworden, jeder für sich, und der Markt für sie alle! Konkurrenz und Neidmentalität ganz vorn!

Und bei Patapievici heißt es in "Politice": "Dieses ist die ethnische Aporie der Rumänen, die Kollaboration hat ihnen die Seele krank gemacht." (Vgl. Stefan Aug. Doinas, Alibi.) Es hat zu jenem Zustand des "Hasse deinen Nächsten wie dich selbst" geführt (Kapitel XII). Für viele der Achtziger und ihren Umkreis gab es lange einen Imperativ der Reinheit, vor allem bei den Frauen (von Ana Blandiana bis Elena Stefoi, Mariana Marin und Ioana Cráciunescu; Kapitel V). Für Patapievici sind die Rumänen (ähnlich wie früher für Emil Cioran) ein feiges, charakterloses Volk, das aus Gründen des Überlebens die Schurkerei moralisch vertretbar gemacht habe, und den aufrechten Gang belächele.

( Vgl.Kapitel X: "Ein Besäufnis mit Marx. Alte Leichen, umgebettet in windigere Ewigkeit"; und Kapitel XII: "Rede anläßlich der Aufnahme eines östlichen Landes in Europa"; Mircea Cártárescu, Der Westen.)

Über die Katastrophe der rumänischen Identität in posttotalitärer Zeit und das historische "Unglück ein Rumäne zu sein" (Cioran) schreibt nicht nur H.- R. Patapievici, der mit dem Land hart ins Gericht geht, auch der bekannte Philosoph und Verleger Gabriel Liiceanu hat ein Buch darüber vorgelegt, ebenso der erste Kulturminister nach 89, Andrei Plesu, (gegenwärtig ist er rumänischer Außenminister) der von den Masken und dem Karneval des "Übergangs" spricht, vom hybriden Charakter des Wendehalses und Übergänglers, den Amphibienseelen und neuen Mafioten. Rumänien ist in diesem Übergangszustand für Plesu: Ein Film, eine Mixtur aus Basic instinct und Tanz der Vampire. Ein levantinisches Chaos auch der Institutionen von der Kirche über die Presse bis zur Regierung und dem Parlament.

Die Depression ist allgemein. Der Markt wird beherrscht durch Nachholübungen in Kitsch, Sex, Crime und Esoterik. Doch steht auch die Aufarbeitung der großen Exilliteratur, vor allem Cioran, Eliade, Ionesco, dann Noicas und Steinhardts Gefängnistagebücher, und auch die Gefängnisromane und Tagebücher Paul Gomas im Zentrum der Aufmerksamkeit.

Dinescu schreibt kaum noch Gedichte, ist Herausgeber einer satirischen Zeitschrift "Academia Catavencu", auch er, wie so viele andere, möchte nur noch ironisch auf Rumänien eingehen; auch er, wie jene, die den bisherigen Feind, also auch den bisherigen Stil aufgeben mußten, ist verunsichert. Poesie sei nun kaum noch "Klopfzeichen im Kerker", "und nun ist niemand mehr auf der anderen Seite der Wand", sagte er in einem Interview mit der FAZ im Sommer 93.

Ana Blandiana ist Präsidentin des rumänischen PEN und einer Bürgerrechtsbewegung. Und man kann ihr nur zustimmen, wenn sie von einer amerikanischen Reform in balkanischer Umgebung spricht. Jedenfalls bis zu den Wahlen vom November 96, der Abwahl Iliescus, war alles ein Prozeß der Verpuppung der alten Nomenklatura, aus der die neue Bourgeoisie schlüpfte. Es ist so, als habe sich das levantinische Spiegelkabinett, das sich, Schein des Scheins, in der Diktatur (ideologisch) als Realität ausgegeben hatte, nun nur noch unmäßig in ein wildes Chaos des Scheins gesteigert: die Realität als Spiegelfechterei und manipulierte Gespenstergeschichte, als sollte dem Stil der Achtziger nochmals Material geliefert werden. Und diese balkanische Realitätserfindung ist alt. Ana Blandiana hat sie im Iliescu-Staat als Bürgerrechtlerin bitter erlebt, die "Erfindung paralleler Welten", wie sie sagt. Täuschung und Illusion; ihr Roman über die Ceausescuzeit heißt "Kopie eines Alptraums"; doch geht das heute weiter im Spiegelkabinett der Lügen und Fiktionen , auch nach der Abwahl des ehemaligen Kronprinzen Ceausescus, Ion Iliescu.

Allerdings ist erst jetzt ein Anfang zur Reform gemacht worden, bisher war das Land im Chaos wie eingefroren; das Auftauen freilich ist noch riskanter und gefährlicher, den Rumänen geht es schlechter als vorher, es ist aber eine neue Misere mit mehr Hoffnung.

Einige Emigranten, so der Kritiker Mircea Iorgulescu, fanden die zurückgebliebenen Freunde schon in der Iliescu-Zeit isoliert, vereinsamt, voller Depressionen. Und die bisherige Not bei der Öffnung - wird sich nur noch steigern. Iorgulescu meint, in einem Interview, das bezeichnend "Die rumänischen Literaten sind Zeugen ihres posthumen Zustandes" heißt: Vor allem aber werde verschwiegen, daß die meisten, auch mit ihrem bisherigen Werk, ihren bisherigen Plänen, Posthume sind, alles sei vorbei und Geschichte geworden. Drastisch bringt Mircea Dinescu den neuen Zustand auf den Punkt (in der Rede anläßlich der Aufnahme eines östlichen Landes in Europa;) und Cártárescu in Kapitel XII: "Ich habe New York und Paris gesehen, San Francisco und Frankfurt/ ich war an Orten, von denen ich nicht zu träumen wagte./ Ich kehrte mit einem Stapel Fotos zurück/ und mit dem Tod in der Brust." Der Westen.

Als Gruppe gibt es die Achtziger praktisch nicht mehr, nur als Einzelne, und jeder muß für sich schwer um seine Existenz kämpfen.

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Krisen kündigen meist einen radikalen Umbruch an. Es gibt wieder neue, diesmal unsichtbare Grenzen, nicht nur einen gewendeten Eisernen Vorhang. Und neue Grenzöffnungen scheinen bevorzustehen. Die Generation 90, die Jüngsten, sehen nur noch den Untergang der alten Welt, der wir noch angehören. Ihr Lachen ist trocken, sarkastisch. Wir erleben die kommende neue Welt sowieso als unheilbar Posthume. Noch vor dem historischen Ereignis finde dieses alles schon im Buch statt. Bei Stefan Doru Dáncus (*1968) etwa ist eine Art eschatologischer (ostkirchlich überhöhter) Psalmen-Stil unüberhörbar, Tradition dieser Psalmen sind Gottesflüche und negative Mystik (Schlaf in Frieden, Herr).

Bei den Achtzigern und bei den noch Jüngeren scheint es eine Übersetzung der neuen Stimmung im Osten ins Gedicht zu geben, das sich stark verändert, mehr und mehr zu einer negativen Mystik neigt (das Kapitel XIX, "Grenzgänge und Totengespräche", ist nicht zufällig das längste der "Gefährlichen Serpentinen", deren Sinus und Welle auch eine schöne Umkehr von der Physik heute zum alten "mioritischen" Kennzeichen des Rumänischen ist: die wellenförmige Hügellandschaft.) Nicolae Manolescu, einer der bedeutendsten Kritiker und Literaturprofessoren, heute Politiker, der noch in der Ceausescuzeit den Studentenliteraturkreis der Achtziger in Bukarest begründet hatte, schreibt heute sogar über "das Gedicht als Form des Gebetes", wobei das Gebet die wortlose Substanz , das Gedicht nur seine Möglichkeit sei, die Ausdrucksmöglichkeit dieser Substanz; beide aber seien "aufeinander angewiesen". Das Numinose ohne diese Außenseite des Innern, wäre sprachlos, in sich stumm, wäre formaler Ritus des erstarrten Kirchen-Gottes. - Vielleicht, um mit dem Wort diesen inneren "Kern" zu erreichen, werden die Formen aufgelöst, ein altes Mittel der Moderne; die Gattungen werden immer mehr, wie die Wahrnehmungsgrenzen, zum Zusammenfließen gebracht und vermischt; zumindest äußern sich die Autoren heute auf mehreren Ebenen, nicht nur der Physiker Patapievici, der auch an einer Dissertation zum "Imaginären in der Geschichte der Physik" arbeitet; ein neuer Stil scheint im Entstehen zu sein, der Physik, dann die akuten Traumata und Verletzungen einer brutalen geschichtlichen Erfahrung, östliche Weisheit und die Wahrnehmung der Zukunft voraussetzt, einem so hochkonzentrierten alexandrinischen Gedichttyp zuneigt und wie zeit-los wirkt, es aber beim genauen Lesen durchaus nicht ist. (So Patapievici, Apertio templi, Kapitel XIX); Mariana Codrut und andere Achtziger, auch Cártárescu, schreiben Romane. Bei Cártárescu ist vor allem der neue Roman-Zyklus "Orbitor" (was an Pynchons "Das Ende der Parabel" erinnert, "orbitá" heißt Planetenbahn, aber auch Augenhöhle, und "orbitor" auch blendend) ein Anschluß an Zukünftiges, an das, was Literatur einmal sein wird, bereitet sich vor - "virtuelles" Schreiben: eine Art Brückenbau in andere, in Zukunfts- und Transzendenz-Räume im Sinne des nordamerikanischen Romanciers Thomas Pynchon oder William Gibsons Romanzyklus "Neuromancer" u.a. Diese Einflüsse wurden in Rumänien unter dem totalitären Druck schon in den achtziger Jahren "eingemeindet" (auch die amerikanische Beat-Generation wirkte auf die damals Isolierten) doch alles wurde "heißer" erlebt, auch erlitten. Was sich als "postmodern" im Westen oft als reines formales und langweiliges Affentheater aufspielt, ist bei den Rumänen eine Art "Hyperrealismus" - eine Umformung der alten rumänischen Todesversessenheit und Mystik bis hin zum Kontakt mit dem "Ganz Anderen" - jedoch urban und gereinigt von autochthonem Mief. Der Kritiker Ioan Buduca, einer der wichtigsten Vertreter der Achtziger, wies schon vor anderthalb Jahrzehnten in einem programmatischen Essay ("Das Möbiusband") darauf hin, daß erst seine Generation durchzusetzen versucht, was an der Zeit ist: eine Revolution des Subjekts (1989 hatte die gleichen Grundvoraussetzungen); endlich Zu-sich-kommen, die Wand der Sinne durchstoßen, dazu ist allein der Einzelne fähig, ohne das Subjekt geht nichts, da das Wirkliche, ja erst durch dieses Ich und seine Projektionen erschaffen wird. Alexandru Musina nennt diese neue Haltung "neuer Anthropozentrismus" (in: Wo steht die Poesie?). Inzwischen hat diese Sicht im Westen durch die "Akte X" ein Millionenpublikum erreicht. In der "Zeit" heißt es dazu, daß gerade die Weltsicht des Detektivs Muldor so zeitgemäß sei, da sie mit der Auffassung aufräume, als gäbe es die Wahrheit "irgendwo da draußen", es kann über Wahrheit und Falschheit nur intersubjektiv - und also niemals endgültig - entschieden werden kann, die Resignation angesichts sicheren Wissens, auch angesichts einer geplanten rationalen Aufklärung des Falls, erinnert an die Unschärferelation, wo Nichtwissen mit einbezogen werden muß, um zu einem annähernd richtigen Resultat zu kommen! (Kein Wunder, daß der erfolgreichste Achtziger, Patapievici, von Beruf Physiker ist, der David Bohm ins Rumänische übersetzt hat.) Die Sicht der Generation ´80 sei die Sicht der Quantenphysik und ihrer "Unschärferelation", so schon Buduca, die vom wirklichen JETZT, der beobachteten Momentaufnahme eines kairosähnlichen Schnittes durch den Weltaugenblick ausgehe. Wie übersetzt man diese Sicht in eine neue Poesie? Indem eben , wie bei den Achtzigern, der Alltag, das Rätsel des wirklich gelebten Augenblicks zum Gedicht wird. Und wie schon bei Nichita Stánescu, die Grenze zwischen Bewußtsein und den Dingen fließend ist. Die Trennung zwischen Subjekt und Objekt wird illusorisch und wie beim Möbiusband nur eine Wendung, wobei egal ist, an welcher Stelle angesetzt wird, es ist eine Öffnung ins Ganze ("Alles"), wenn vom wirklichen Ich und vom wirklichen Moment ausgegangen wird, das eingeredete fiktive Ich verschwindet und das Unvorhergesehene möglich wird; ähnlich wie bei Thomas Pynchon muß bei dieser Öffnung die Rede von "allem" sein, anvisiert wird also ein "enzyklopädisches" Poem. So heißt auch ein Gedichtband von Cártárescu "Totul" (Alles).- Das lange Gedicht wird bevorzugt, weil "so viel wie möglich von den Wundern dieses Universums" aufgenommen werden soll. (Mircea Cártárescu, Der Westen; frieden und realismus, in Kapitel XII und XIII.)

Die gesamte Diskussion wird - vielleicht um an den Westen anzuknüpfen - im Rahmen einer Postmoderne-Debatte geführt; sie begann schon ca. ab 1986 (in der Zeitschrift "Caiete critice") über "Textualismus", (1989 dann in "Echinox"). Diese Diskussion, ihr Hauptinhalt: Öffnung als Basisgedanke, war ja anfangs eine Art Widerstand gegen das totalitär geschlossene System. Nach 89 aber hatte niemand mehr Lust zu solchen Diskussionen, hautnah war die "Realität" allen auf den Leib - auch auf den der Gedichte gerückt. Das Gefühl, alles sei gescheitert, auch die Leistungen des vergangen Jahrzehnts, überwog; nach den ersten Befreiungsgefühlen blieb nichts als Depression (Gedichte dazu in: "Er-Schöpfung"; Kapitel XVI).

Erst ab 1995/96 begann wieder eine neue Postmodernismus-Debatte. Jetzt gab es schon Texte der "neuen Zeit", die aber mit nichts vergleichbar waren, was im Westen geschrieben wurde und wird ("Grüß schön! Europa ist auf dem anderen Schiff." Mircea Dinescu, Logbuch) ; viele Texte nach 89 erscheinen wie ein Akt der Verzweiflung auch angesichts der neuen parasitären "Freiheit" und Bindungslosigkeit, die umschlägt in nichts als levantinisches Chaos und in Brutalität. Galgenhumor wird notwendig, weil nichts mehr geht, geht alles, weil nichts mehr zählt, zählt alles; zugleich ist es die Chance einer Öffnung, indem man sein Ich, seine bisherigen Sicherheiten aufgibt, das Ludische gegen die Logik ausgespielt; der Zweifel allein zählt, die Ironie, die Skepsis ("hier und jetzt, ja, hier in nächster Nähe/ so daß man's mit dem Finger berühren kann/ und auf die Wunde sich legen". Marta Petreu, Dies Jahrhundert). Doch was östlich nun umgesetzt wird, ist auch die Angst und zugleich die Befreiung vom eigenen Minderwertigkeitskomplex, der "Westangst" ( vgl. Kapitel XII: Mircea Cártárescu, Der Westen; Augustin Pop, Eintritt in die NATO, Ion Stratan, Der Westen, der Westen). Es ist Befreiung durch Ironie von der okzidentalen Zivilisations- und Kulturmaschine, ja von der Institution des Wortes: die neue, andere Sicherheit liegt jenseits des Wortes; es ist eine Wiederaufnahme der antiliterarischen Haltung aus den achtziger Jahren nun in erlittener Reife: (Vor allem in Kapitel XV:"... denn nur was kein Gedicht ist, kann noch als Poesie bestehen..." Bogdan Ghiu, Poem: "Hier ist der leere Raum des Poems/ (der Raum poementleert"); oder Dumitru Crudu, liubovs sonett, das nur mit Leerzeilen arbeitet!)

 

9

Ein Kritiker der Achtziger, Gheorghe Perian, zeigt das in seiner jüngsten Analyse, als wäre der Stil der Achtziger erst jetzt zu seiner Wirklichkeit gekommen, z.B. bei L.I. Stoiciu die Dissonanzen in der Komposition, syntaktische Brüche, und vor allem das Motiv der Zeit und der "verlorenen Zeit", dann der Tod als Erwecker (L.I. Stoiciu: Entlarvung ) - denn nachdem die alte sichtbare Grenze, und auch die alte innere und äußere Zensur überwunden wurden, wird eine viel schwierige und fast unüberwindliche Grenze im Bewußtsein und in der Sprache erkennbar! Dieses wußte schon Nichita Stánescu ( "11 elegien", hier die dritte elegie; der weltblenden-mensch) , und vorher wußte es auch die alte Avantgarde, und vor allem Gellu Naum hatte dieses Bewußtsein (vgl. die Gedichte in Kapitel XIX). Es ist bei Ionesco, bei Cioran, bei Eliade zu finden. Und nicht unwichtig ist, daß Mircea Eliades Nachfolger auf dem Lehrstuhl in Chicago, Ioan Petre Culianu, gleichaltrig mit den Achtzigern und mit einigen von ihnen befreundet, eine originelle Deutung des Postmodernismus aus der Perspektive theologischer Exegese eingebracht hat, die nicht ohne Einfluß auf die rumänische Literatur geblieben ist: Kein Wunder also, daß in der Zeitschrift der Achtziger "Contrapunct" 1992 ein großer Essay über "Jenseits-Reisen" erschienen ist.

Culianus Konzept der Intertextualität geht durchaus in diese Richtung, daß nämlich extramundane Reisen (Culianu geht von Eliades Untersuchung des Schamanen-Fluges aus), Welten der Transzendenz und der Poesie über die Mauer unserer Sinne hinaus möglich machen (interessant dazu das Patapievici-Gedicht am Ende der Anthologie: Apertio templi, aber auch die Stánescu - und Naum-Gedichte: "wir haben gänge zu euch geschaufelt unsre münder/ mit erde verschlossen/ geliebte ihr habt keine ahnung/ wir kommen in verbänden wir die einzigen die euch nicht/ vergessen haben/ wenn ihr wollt könnt ihr uns auch gebären es ist einerlei/ durcheinandergerollt wie vergeßliche räder", Gellu Naum, Kälte). Daß aber diese Totenkontakte und extramundanen Reisen (Culianu erwähnt auch die Nahtoderlebnisse und die Bewußtseinserweiterung durch Drogen, die Parapsychologie,die Neue Physik und Paraphysik, sowie die große Literatur von Huxley bis Borges), daß diese Erfahrungen immer nur mit den Sprach-Mitteln, die uns unsere Kultur bietet, beschrieben und auch unbewußt assoziert werden, so Culianu, führt dazu, daß wir also Gefangene eines verinnerlichten Zwanges sind, Welt so zu sehen, herzustellen, wie es uns eingebleut worden ist, samt den "Kulturzitaten", die uns nicht loslassen.Dies erinnert nicht nur an die Untersuchungen des amerikanischen Sprachforschers B.L.Whorf, der gezeigt hat, wie sehr unser Bewußtsein und unsere Logik von der Grammatik der abendländischen Sprachen geformt wurden, sondern auch an den Beginn abendländischer Wissenschaft, an Bacon und seine Mahnung, daß wir mit dem vom Ego vergifteten Spiegel Natur nicht zu erkennen vermögen, die ja nach neueren Erkenntnissen "Geist ist, der nicht als Geist erscheint" (C.F. von Weizsäcker), also letztlich Geist von unserem Geist ist.

Ähnlich ergeht es auch Poeten, die aus dem Gefängnis ihrer Sprache nicht herauskönnen; vor allem die Poeten der Generation achtzig haben das erkannt, und sie versuchten dem Gefängnis der Literathure und der Sprachlogik zu entfliehen. Sie versuchen auch das moderne Konzept umzusetzen, daß Welt Projektion, also "die Sichtbarkeit der Seele der Körper ist", und so jene Durchdringung und Transparenz im Gedicht steht: der Körper also das wichtigste ist, was wir hier auf der Erde haben. Daher steht der Körper im Gedicht der Achtziger auch im Zentrum der Wahrnehmung (besonders schön in Kapitel XIV: "Lacrimae rerum"; Ion Stratan, Das Symbol; Oder schon bei den älteren wie Ana Blandiana: Bindungen: "Alles ist zugleich ich selbst./Gebt mir ein Blatt, das mir nicht gleicht,/Helft mir ein Tief finden,/ Das nicht mit meiner Stimme klagt./Mein Schritt zerteilt die Erde, ich sehe/ Tote mit meinem Antlitz sich umarmen/ Und andre Tote zeugen./ Warum so viele Bindungen an diese Welt").

Unter den Achtzigern, die eher "Hunger nach Realität" haben, und zum Teil Rationalisten und westlich-antireligiös sind, war diese Transzendentalpoesie eigentlich eine Ausnahme. Einer der Ausnahmen war Nichita Danilov. Jetzt haben sich mehrere Achtziger diesem Grenzgang angenähert, allen voran Cártárescu, doch auch L.I. Stoiciu, Andrei Zanca (der ein starkes Interesse für Parapsychologie hat) oder vor allem Dan Damaschins und dann Danilovs religiöse, gar mystische Sensibilität aus seinen beiden letzten Bänden "Der blinde Bräutigam" und vor allem "Über den Dingen - das Nichts" müssen hier angeführt werden.

Viele der Achtziger vergaßen anfangs (ähnlich wie ihr deutsches Pendant, die "Aktionsgruppe") in ihrem ironisch-parodistischen Enthüllungsfieber ihre Wurzeln, und versuchten sich (das unendliche Beziehungsgeflecht auch des "Banalen" ausklammernd) an einer neuen rumänischen Sachlichkeit. Die gegenwärtige Phase ihrer Entwicklung geht anders damit um, wie es in einem neueren Traktat über das Numinose und das Postmoderne heiß: "der postmoderne Mensch lehnt weder die Religion, noch die Wissenschaft oder die Philosophie ab", sondern er betrachte sie, "nicht weniger und nicht mehr - als eine Art Sprachspiel", und so werde das Numinose aus dem Religiösen herausgefiltert, als ein "subjektiver Appell", der enthülle, "wie wenig der Glaube bei der Produktion einer höheren Gewißheit in der Hoffnung für das Subjekt dazu geeignet sei". Und eigentlich war ja schon der (rumänische) Surrealismus an diesem Punkt angelangt: daß nach Überwindung des Trugs der Sprache, der Kultur und der Empirie in der Sinnenwelt - Lichter des Ganz Andern aufblitzen können; bei Naum ist das ganz deutlich. Doch wohlverstanden, es ist ein Konjunktiv, nur eine Tabula rasa, eine tiefe Leere, nicht etwa ein neuer Gott oder ein Numen: "Das Bewußtsein, zu glauben oder nicht zu glauben ... ist in gleichem Maße gültig ... keine der Alternativen beweisbar."

Die meisten Achtziger schreiben in der westlichen Tradition und sehen ihren Gegner im antiwestlichen Lager der Fetischisten des Autochthonen. (Und keiner will in den Fehler der genialen Generation der dreißiger Jahre verfallen, zu der solche Namen wie Cioran, Eliade, Noica gehören, die über das Autochthone zu den Grünhemden kamen). Bedingung, daß die metaphysische Poesie nicht ärarisch, gar orthodox-kitschig wird, zeitgeistiger (zeitgeistlicher) Rückfall in peinliche Vernebelung durch kirchlich-liturgische Formeln als Falle wirke, wie bei vielen Rumänien heute, die sich im quälenden Vakuum einer Übergangsgesellschaft nicht auf eine neue Sinnsuche begeben, sondern das fertige Angebot eines abgelebten Glaubens annehmen, ist das klare Bewußtsein einer großen Mutation und die Anbindung an interdisziplinäre Entdeckungen der Neuen Physik und Biologie.

Hier stehen sich nicht nur zwei Denkrichtungen gegenüber, die sich bekriegen, sondern zwei Kulturen, die nebeneinander existieren; zwischen den Intellektuellen der Jahrtausendwende und der alten Dorfkultur, der Kirchenorthodoxie mit ihrem Volkskitsch, die voll auf Seiten der Legionäre und dann der Securitate gestanden hatte, klafft ein Abgrund. Patapievici brachte das Beispiel seiner 1906 geborenen Großmutter, die intelligenter als er sei, aber als Analphabetin eben zu jener "mioritischen" oder "prähistorischen" Kultur des Rumänentums der Schafhirten gehörte, die in vielen Köpfen (auch im Westen) noch heute mit Rumänien schlechthin gleichgesetzt wird.

Doch die heutige posthistorische Weltkultur entdeckt und formuliert nicht nur die Tradition neu, die leere Spielerei der Postmoderne braucht diese Rück-Bindung (re-ligio), um lebendig zu bleiben. Aber für das neue metaphysische Bedürfnis der aus der Diktatur entlassenen Poeten ist der institutions - und kirchenbefreite Gott, noch ein unbekannter Gott. Und das aufgeklärte Subjekt heute kommt, wie diese Lyrik, aus einer Zukunft, die noch aussteht. ( In Kapitel XII: "Letzte Landschaften mit Erscheinungen", sind viele tiefsinnige Gedichte dazu nachzulesen!)

Vorerst hat die Geschichte der Außenwelt, die dem Okzident gehört, das Sagen und die Macht, und diese Lektion muß vom Osten und auch seinen Dichtern erst noch gelernt und verkraftet werden, bevor die langsame Umwandlung des Außen, heute bis zum Äußersten getrieben, umschlägt (Cyberspace und Quantenphysik sind das Wahrnehmungs-Modell einer grandiosen Immaterialisierung der Welt und auch der Motor dafür). Es kann dauern, bis die vielen alternativen Ebenen, die uns umgeben, aber nur mit dem Geist wahrgenommen werden können, "virtuell" und als Projektion erscheinen sie auch in der Poesie, zur Wirkung kommen, und etwa I.P.Culianu, damit die rumänische Art mit "Postmoderne" umzugehen, diese umzugestalten, auch im Westen einmal so wahrgenommen werden wird wie zu seiner Zeit Mircea Eliade.

 

 

 

 

Die Autoren und ihre Gedichte

 

Constantin Abálută*1938. Architekt; Lyriker, Übersetzer (Beckett, Dylan Thomas u.a.) erhielt schon 1973 den Prix des Poètes Francophones für den Band "Poèmes" seither zahlreiche Gedichtbände. - Aleph (in: Vatra 10/97), (D.Schlesak) aus: Manuskript; Ich schreibe (M. Milescu), aus: "Zeitgenössische Dichter aus Rumänien", Bukarest 1981

Florenta Albu *1934. Lyrikerin. Seit 1961: "Fárăpopas" (Pausenlos), zahlreiche Gedichtbände. Lebt als Redakteurin in Bukarest. - Festgewachsen (Orig. in: Vatra 8/1997), (D..Schlesak) , aus: Manuskript

George Almosnino *1936- 1994. Studium der Geschichte. Lyriker. Seit 1971: "Laguna" (Die Lagune) mehrere Gedichtbände, 1984: "Poeme din fotoliul verde" (Poeme aus dem grünen Sessel). - Ich schau zum Kleiderhaken (H. Britz), aus: Neue Literatur, 1987 (Heft 1); Weg I (G. Csejka) aus: Manuskript

Ioan Alexandru,* 1941. Lyriker, Essayist, Übersetzer. Seit 1964 viele Gedichtbände: 1991: "Bat clopotele în Ardeal." Lebt als Universitätsprofessor in Bukarest. - Vision; Herbst (D. Schlesak) aus: Manuskript; Gewässer (Ape, in: Infernul discutabil); Herbstregen (Dar ploile, in: Infernul discutabil) (J.Wittstock), aus: "In einem einzigen Leben. Zeitgenössische rumänische Lyrik", Auswahl und Vorwort Al. Cáprariu, Cluj-Napoca 1975

Liviu Antonesei, *1953. Lyriker, Essayist, Publizist; mehrere Gedichtbände. 1992: "Jurnal din anii ciumei". Lebt als Kulturredakteur in Jassy. - Falls sie mich töten würden (Orig. in: Contrapunct 1, 1990, Zweites Heft) (D. Schlesak) aus: Manuskript

Cezar Baltag ,1937-1997. Lyriker, Publizist. Lange Jahre Kulturredakteur; 1996: "Ultimul Orfeu". - Strahlenbrechung der Zwei (Rásfrângere de doi, in: Rásfrângeri) (J. Wittstock) aus: "Karpaten-Rundschau", Nr. 9, 5.März 1971; Die Zeit, Merry go round; Orpheus (A. Latzina) aus: Neue Literatur, 37, 1986 (Heft1)

Mircea Bârsila *1952. Studierte an der Temeswarer Universität Philologie (Rumänisch und Latein). Veröffentlichte mehrere Lyrikbände. Lebt als Theaterdirektor und Kulturredakteur in Pitesti. - Brief (J.Lippet/ W.Totok); Dort (J.Lippet/ W.Totok) aus: Neue Literatur 28, 1977 (Heft 1)

Ana Blandiana *1942. Pseudonym für Ottilia-Valeria Rusan, geb.Coman. Lyrik, Prosa und Essays; Bürgerrechtlerin; Vorsitzende der oppositionellen "Bürgerallianz". Seit 1964 viele Gedichtbände. Reiseaufzeichnungen, Essaybände und mit Romulus Rusan zwei Interviewbände.1988 wegen des Kinderbuches "Begebenheiten in meiner Straße" Publikationsverbot; 1996: "In dimineata de dupămoarte." (Am Morgen nach dem Tode). Auf Deutsch: Gedichtbände 1979, 1986; 1990: "Kopie eines Alptraumes", Erzählungen; 1993: "Die Applausmaschine", Roman (E. Wichner); "EngelErnte". Rumänisch und deutsch. Auswahl und Übersetzung von Franz Hodjak. Ammann Verlag Zürich 1994. - Alles; Die Zeugen; Würmer auf Wanderschaft (R.F.Marmont) aus: Manuskript; Beweise (D.Roth) aus: Rhein-Neckar-Zeitung, 25.1.1992; Im Schlaf (H.H. Fassel) aus: Neue Literatur 32, 1981 (Heft 8); Die Eisorgel; Wie leicht; Fall; Müdigkeit (F. Hodjak) - aus: "EngelErnte", Ammann Verlag, Zürich 1994; Psalm (D. Schlesak) aus: Halbasien 2, 1992 (Heft 2); Ich glaube (K.Hensel) aus: Neue Literatur 41/42, 1990-91 (Heft9-10); Wir, die Zeugen (D. Schlesak) aus: Manuskript; Bindungen (Legáturi, in: A treia tainá) (J.Wittstock) aus: "In einem einzigen Leben. Zeitgenössische rumänische Lyrik", Cluj-Napoca 1975

Emil Brumaru *1939. Lyriker und Arzt. Seit 1970 "Versuri" (Verse) und "Detectivul Arthur": mehrere Gedichtbände. 1983: "Ruina unui samovar" (Ruine eines Samovars). - Freudenjauchzer (F. Hodjak) aus Neue Literatur 33, 1982 (Heft 5); Elegie (A. Kittner) und Naives Lied (A. Latzina) aus: "Zeitgenössische Dichter aus Rumänien", Bukarest 1981

Romulus Bucur *1956. Lyriker und Essayist. 1989: "Literaturá, viata". Lebt als Kulturredakteur in Arad/Banat. Schießt nicht auf den Pianisten (D .Schlesak), aus: Manuskript; 20&2, Lob des Augenblicks (H. W. Mühlroth), aus: Manuskript

Constanta Buzea *1941. Lyrikerin, Prosa-Autorin, Kinderliteratur; seit 1963: "De pe Pámînt" (Von der Erde), viele Gedichtbände. Vor allem Liebeslyrik. 1988: "Pietre sálbatice" (Wilde Steine). Lebt als Literaturredakteurin von "România literará" in Bukarest. - Gelegenheit (M. Lakebrink) aus: "Zeitgenössische Dichter aus Rumänien", Bukarest 1981 und "Moderne rumänische Gedichte", Übers. und herausgegeben von Markus Lakebrink, Stuttgart 1981

 

Mircea Cártárescu *1956. Lyriker und Essayist, Romanautor. Zeitweilig Lehrer. Herausragender Vertreter der "Generation 80". Seit 1976 mehrere Gedichtbände. 1989: der Roman "Visul" (Der Traum), verstümmelt von der Zensur, 1993 Neuauflage unter dem Titel "Nostalgia" (Übers. ins Französische, Spanische, Niederländische). 1997 dt. "Nostalgia" (Übers. G. Csejka). 1994: "Dragostea" (Liebe), Gedichte; 1996: "Orbitor", Roman. Erster Band einer Trilogie. Lebt als Universitätsassistent in Bukarest.

Ruxandra Cesereanu *. 1993: Grádina deliciilor (Lustgarten); NachMittag (in: Grádina deliciilor/ Lustgarten), (D.Schlesak) aus:Manuskript

Dumitru Chioaru *1957. Lyriker und Essayist. .Seit 1982 mehrere Gedichtbände. 1994: "Nopatea din zi". Veröffentlichte in Anthologien und Zeitschriften. Lebt als Literaturredakteur bei der Zeitschrift Euphorion und Dozent an der Uni in Sibiu-Hermannstadt, Siebenbürgen. - Rückzug aus dem Himmel ( Retragerea din cer in: secolul sfîrseste într-o duminecá) (D. Schlesak) aus: Manuskript; Die Lügenbrücke (D. Schlesak) aus: Manuskript

Mircea Ciobanu 1940-1997. Lyriker, Prosa-Autor, Essayist und Übersetzer. Seit 1977 mehrere Bände, "Istorii I" (Historien I). Wurde nach 89 vor allem durch seine Gespräche mit dem ehemaligen König Michael I bekannt; lebte als Verlagslektor, zuletzt Verlagsleiter in Bukarest. Raub (G. Csejka) aus: Manuskript; Der Wind Ahab; Gedicht aus einem einzigen Stein (H. Seiler) aus: Manuskript

Teo Chiriac * 1956. Mehrer B#nde seit 1987: " Lucrare de control" (Kontrollarbeit), 1996 "Critica iratiunii pure (Kritik der reinen Unvernunft). Lebt als künstlerischer Direktor einer Aktioengesellschaft in Chisináu, Republik Moldau.

Hu-uuuuu ( in: Vatra , 9/96) (D. Schlesak), aus: Manuskript

Nocolae Coande *1962; Lyriker ; vielbeachtet wurde sein erster Gedichtband, (mehrere Preise) 1995: "In margine" (Am Rand); bereitet einen neuen Band vor: "Finder". Lebt in Südrumänien, in Craiova. - Gott fehlt; Der Dichter weist den Ruhm zurück (D. Schlesak aus: Manuskript

Mariana Codrut *1956. Lyrikerin, Romanautorin; vier Gedichtbände, Debüt 1982: "Mácesul din magazia de lemne" ( Der Mispelbaum aus dem Holzlager); 1994: "Existentăacutá" (Akutes Dasein), 1997 der Roman: "Das Haus mit den den gelben Rouleaus". Lebt als Verlagslektorin und Universitätsdozentin in Jassy. - Lied zum Erschrecken; Lebendig und warm in meinem Herzen ist nur der Tod (D.Schlesak), aus: Manuskript; ritual (H..Mühlroth), aus: Manuskript

Denisa Cománescu *1954, Lyrikerin. Übersetzerin aus dem Englischen. Seit 1979: "Izgonirea din Paradis" (Vertreibung aus dem Paradies) mehrere Gedichtbände; 1987: "Barca pe valuri" (Der Kahn auf den Wellen). Lebt als Chefredakteurin des Univers-Verlages in Bukarest. Sylvia; Lückenhaftes Gewebe (G.Tartler/ H. Britz) aus: Neue Literatur 39, 1988 (Heft 12)

Magdalena Constantinescu *1938. Lyrikerin. Prosa. Übersetzungen. Seit 1970 mehrere Gedichtbände; 1996: "Nachts Weinen" (deutsch) - mit Übersetzungen aus der rumänischen Frauenlyrik; lebt seit 1971 als Krankenschwester in München. Leitet seit 1996 den "Novalis"- Literaturkreis. - Sei milde; Gefahr der Ordnung (D. Schlesak) aus: "Briefe über die Grenze", 1978

Ilie Constantin *1939. Lyriker, Prosaautor, Kritiker, Publizist und Übersetzer (aus dem Italienischen, Französischen). Seit 1960 (Debüt gemeinsam mit Cezar Baltag und Nichita Stanescu): "Vîntul cutreiere apele" (Der Wind über den Wassern); 1972: "Celálalt" (Der Andere); mehrere Gedichtbände. Auch in französischer Sprache: 1983: "L´Ailleurs" u.a. Lebt seit 1973 in Paris. Mehrere Berufe. Zur Zeit Zeitschriftenredakteur. - Welten gehn durch Welten (Z.Franyó), aus: "Rumänische Lyrik. Eine Auswahl übersetzt und herausgegeben von Zoltan Franyó", Wien 1969; Glatt ist das Wild (D. Schlesak), aus: "Fische und Vögel. Junge rumänische Lyrik", Regensburger Hefte, hg. von D. Schlesak und W. P. Schnetz, 1969

Traian T. Cosovei, *1954. Mitbegründer der Gruppe 80 und des "Montagszirkels". Debütiert mit "Ninsoarea elektrica" (Elektrischer Schnee), 1979; veröffentlichte kontinuierlich mehrere Gedichtbände. 1994: "Bátránetile unui báiat cuminte" (Das Alter eines braven Jungen), 1996: "Ioana care rupe poeme" (Ioana, der die Poeme zerrreißt). Lebt in Bukarest. - Wiegenlied (H. Samson) aus: Neue Literatur, 1981 (Heft 12); Die siamesischen Gedichte, V; Eines schönen Tages (P. Motzan) aus: Neue Literatur 3/1986

Iosif Costinas *1940. Z.Z. Sekretär bei ARIA Temeswar. Verfasser von fünf Theaterstücken, darunter "La doi pasi orasul" (Zwei Schritte von der Stadt), 1980 am Temeswarer Nationaltheater aufgeführt. Debüt als Lyriker 1981. - Hausordnung (E. Schneider), aus: Neue Literatur, 1981 (Heft 12)

Dumitru Crudu *1967. Moldavischer Dichter; gehört zur "Gruppe Brasov" um Alexandru Musina. 1994: "Falsul Dimitrie" (Der Falsche Dimitrie). Lebt als Universitätsassistent in Brasov-Kronstadt. - Liubovs Sonett (in: "Falsul Dimitrie", 1994) (D..Schlesak), aus: Manuskript

Ioana Cráciunescu *1950. Lyrikerin,Theater- und Filmschauspielerin. Seit 1977: "Scrisori dintr-un cîmp cu maci" (Briefe aus einem Mohnfeld), mehrere Gedichtbände. 1988: "Caetul cu adnotári". Lebt als beliebte Schauspielerin in Bukarest (Bulbucata) und Paris.

Macht, Versuchung; Unendliche Sekunden (in: "Iarna clinicá") (D. Schlesak), aus: Manuskript

Daniela Crásnaru *1950. Lyrikerin und Prosaautorin (Kurzprosa). Seit 1967 zahlreiche Gedichtbände. 1988: "Fereastra în zid" (Das Fenster im Mauerwerk). - Atem; Der Feuerschlucker; Alter; In den Zielgeraden (alle P.Motzan) aus: Neue Literatur 40, 1989 (Heft 4)

Dan Culcer *1941. Literaturkritiker, Publizist, Lyriker; Redakteur; Seit 1973 "Un loc geometric"(Ein geometrischer Ort), mehrere Bände, vor allem Kritik. Lebt seit 1987 in Frankreich als Publizist, Funk- und Fernsehpublizist und Übersetzer. - Tierkreis; Ethik (W. Söllner) aus: Neue Literatur 28, 1977 (Heft 12)

Stefan Doru Dâncus *1968. 1996:"Dormi în pace. Antidiavolul" (Schlaf in Frieden. Der Gegenteufel). Lebt in Sibiu-Hermannstadt. - Niemand ist unversehrt geblieben; Der Brief; (in: "Dormi în pace") (D. Schlesak), aus: Manuskript

Nichita Danilov *1953. Lyriker, Essayist und Publizist. Kulturredakteur, Verleger. Seit 1977 mehrere Gedichtbände; 1995: "Mirele Orb" (Der blinde Bräutigam) -"Über den Dingen - das Nichts" (1990). Lebt als Theaterdirektor und Verleger in Jassy. Landschaft (in: Vatra, 9,96) (D. Schlesak), aus Manuskript; Die Guillotine (E. Schneider), aus: Neue Literatur, 1981 (Heft 12)

Dan Damaschin *1951. Lyriker, Verlagslektor. Seit 1975 "Intermundii) mehrere Gedichtbände, 1991: "Kaspar Hauser"; 1996: "Cartea expierilor (Das Buch der Sühne). Damaschin schreibt eine besonder Art metaphysischer Dichtung. Vertreten in der Anthologie "Young poets of a new Romania", London und Boston 1991; lebt in Cluj-Klausenburg. - Botschaft (H. Seiler) aus: Manuskript

Simona-Grazia Dima* 1958. Lyrikerin, Essayistin, Publizistin und Übersetzerin. Seit 1985: "Ecuatie linistitá" (Stille Formel) vier Gedichtbände, 1997: "Focul matematic"(Mathematisches Feuer). Lebt in Temeswar. - Eine Feder; Die Gefahren (D. Schlesak) aus: Manuskript

Leonid Dimov 1926-1987. Lyriker und Übersetzer; studierte Philologie, Philosophie, Theologie, Biologie; gehört zur Gruppe der "Oneiriker"; aufsehenerregendes Debüt 1956; seit 1965 zahlreiche Gedichtbände. 1980: Texte (Auswahlband). Das Lied von den Wohnräumen (E. Kornis), aus: "Zeitgenössische Dichter aus Rumänien", Bukarest 1981 Rondell vom verschwundenen Spieler (C. Alioth), aus: "Die Mutter der Aufständischen, die Nachtigall. Zeitgenössische rumänische Lyrik. Ausgewählt und mit einem Essay: Transzendenz als Politikum von Dieter Schlesak", in: Die Horen 21, 1976 (Heft 3); Sonett; Hetze; Rondel mit aufgesteckter Kerze (D. Fuhrmann), aus: Neue Literatur, 1988 (Heft 6).

Mircea Dinescu *1950. Lyriker, Publizist. Seit 1971 zahlreiche Gedichtbände. Übersetzungen in mehrere Sprachen, dt. "Ein Maulkorb fürs Gras. Gedichte Rumänisch und Deutsch. Ausgewählt und übersetzt von Werner Söllner", Ammann Verlag Zürich, 1990. Rechnete im März 89 in einem Interview mit der französischen Zeitschrift "Libération" mit dem Ceausescuregime ab. Wurde darauf unter Hausarrest gestellt; verkündete am 22. Dezember 89 den Sturz des Diktators im Fernsehen. Jetzt erfolgreicher Herausgeber einer ätzend satirischen Zeitschrift: Academia Catavencu, Auflage über 100000. - Nachsicht zur Winterszeit; Die Heilige Familie; Die Lawine; Eine Fabrik; Endloser Sonntag; Liebesbriefe (P. Motzan); alle aus: Neue Literatur, 1983 (Heft 9); (Orig. in: "Teroarea bunului simt", Terror des Feingefühls, 1980; "Democratia naturii", Demokratie der Natur, 1981); Vertagt (G. Csejka) aus: Neue Literatur, 1989 (Heft 11); Ein Besäufnis mit Marx; Logbuch; Rede anläßlich der Aufnahme eines östlichen Landes in Europa; Der Zweifel der Verlobten (W. Söllner), aus: Herkunft Rumänien. "Freunde wundert euch schleunigst". Unter Mitwirkung von Franz Hodjak und Werner Söllner /Herausgegeben v. Ludwig Krapf, Edition Isele 1993

Stefan Aug. Doinas *1922. Lyriker, Dramatiker, Kinderliteratur, Essayist, Literaturkritiker und Publizist, bedeutender Übersetzer (Goethes Faust); Akademiemitglied; Debüt 1939; Buchpublikationen aber erst gemeinsam mit der Generation 60: 1964 "Mareelor" (Den Gezeiten), 1966: "Omul cu compasul" (Der Mann mit dem Kompaß). Veröffentlichte seither zahlreiche Bücher. Letzte Bände 1993: "Lamentatii" (Lamentos), 1995: "Aventurile lui Proteu" (Die Abenteuer des Proteus). 1996: "Alfabet Poetic/ Poetic Alfabet", (zweisprachig), Vorwort von Grete Tartler. "Habeas corpus poeticum" - seine ars poetica in Versen. Essays 1992: "Mástile adevárul poetic" (Die Masken der poetischen Wahrheit). 1997: "Eseuri". Lebt in Bukarest, Chefredakteur der Weltliteraturzeitschrift "Secolul XX". - Alibi (A. Latzina), aus: "Rumänische Gedichte", Schriftstellerverband der SRR, Bukarest 1970. Zwischen mir und meinem Vetter, Bericht aus dem Sack (W. Aichelburg), aus: "Zeitgenössische Dichter aus Rumänien", Bukarest 1981

Marian Drághici * 1953. Bibliothekar. Lyriker. Lebt erklärtermaßen vor und nach 89 im "innern Exil". Spätes Gedicht-Debüt 1988: " Despre arta poeticá" (Zur ars poetica); 1996: "Lunetistul & cocosul de tablá" (Der Scharfschütze und der Blechhahn". Lebt seit 1989in Bukarest. -Etwas realer als das Nichts ( Ceva mai real decît neantul in: Partida de biliard din pádurea ruseascá/ Billiardpartie im russischen Wald), (D.Schlesak) aus: Manuskript

Rodica Draghincescu *1962. Lyrikerin, Romanautorin, Übersetzerin und Essayistin; debütierte 1993: Gedichtband "Aproape cald" (Fast warm); 1996 ein Roman: "Distantăîntr´un bárbat îmbrácat si o femeie asa cum E" (Die Distanz zwischen einem bekleideten Mann und einer Frau, so wie sie IST); 1997: "Obiect de lux ascutit ..." (Luxusobjekt, angeschärft...); lebt als Sprachforscherin der Akademie und als Universitätsdozentin in Temesvar. - In Richtung Perfektion (in: "Luxusobjekt") und Prinzip des Poems (beide D.Schlesak), aus: Manuskript

Vasile Petre Fati *1944 - . Veröffentlichte seit 1967 mehrere Prosa- und Lyrikbände. Bis zu seinem Tode war er Beamter des Schriftstellerverbandes. Gefährliche Bindungen; Ein Mann mit Zukunft (H. Samson) aus: Manuskript

Carmen Firan *1958. Dichterin, Mathematikerin, Publizistin. Seit 1981: "Iluzii pe cont propriu" ( Illusionen auf eigene Gefahr) - zahlreiche Bücher, Lyrik, Kindergedichte, Prosa ( 1991: Tot mai aproape/ Immer näher), Dramen, zwei Drehbücher. Letzte Gedichtbände: 1995: "Negru pur" (Reines Schwarz), 1997: "Locuri de tráit singur" (Orte, um allein zu leben). Vertreten in Anthologien und Zeitschriften in Frankreich, Deutschland, USA, Großbritannien, Ungarn. Lebt als Mitglied des Vorstandes einer Stiftung: "Fundatie CulturalăRomâná" in Bukarest. - In den Ruinen, Es gab diese Zeit (D. Schlesak), aus: Manuskript; (Orig. in: Arc, 1-2, 93).

Lebt zur Zeit als Leiterin des "Rumanian Cultural Center" in New York.

Augustin Frátilă*1953. Mehrere Berufe; Musiker; Kulturredakteur; Lyriker. 1981 gemeinsam mit Nichita Stánescu und Constantin Crisan eine Platte: "O recitare" (Eine Rezitation). 1995: "Gramatica mortii" (Die Grammatik des Todes) 1997: "El-Roi" (Gedichte). Lebt als Verlagslektor in Bukarest. Bibliothek, Ballade (D. Schlesak), aus: Manuskript, (in: "Gramatica mortii").

Iulian Fruntasu * 1970. 1996: "Beata în marsupiu (Die Arme im Beuteltier). Lebt als Mitglied der Mission ODCE in Georgien. Mein Land (D. Schlesak) aus: Manuskript; ("Tara mea", in: Vatra 1/97).

Dan Dánilă *1954. Graphiker, Maler, Dekorateur und Redakteur; Lyriker, Essayist und Übersetzer. Veröffentlichte spät, 1993: "Dintr-un sertar" (Aus einer Schublade); 1994: "Parcul salvat" (Der gerettete Park). Lebt seit 1990 in Deutschland. Paris (G. Scherg), aus: Südostdeutsche Vierteljahresblätter 46, 1997 (Heft 2)

Geo Dumitrescu *1920. Lyriker, Essayist, Übersetzer. Eine Zeitlang Redakteur, Chefredakeur bis 1972 der "România literará". 1941: "Aritmeticá" (Arithmetik) unter dem Pseudonym Felix Anadam; Ist 1946 durch den Lyrikband "Libertatea de-a trage cu pusca" (Die Freiheit mit dem Gewehr zu schießen) bekannt geworden, veröffentlichte bis zur Tauwetterperiode nicht mehr, dann erst gemeinsam mit der Generation 60: 1963 "Aventuri lirice" (Lyrische Abenteuer). - Das Afrika unter der Stirn (R. Bossert) aus: Geo Dumitrescu, "Nur schlechte Nachrichten", Kriterion Verlag, Bukarest 1991; Romantik (P. Motzan), aus: "Zeitgenössische Dichter aus Rumänien", Bukarest 1981

Emilian Galaicu-Páun *1964 . Lyriker. Redakteur. PEN-Mitglied.; mehrere Lyrik-Bände seit 1986: " Lumina proprie" (Eigenlicht), 1986 "Abece-Dor" (Sehnsuchtsfibel), 1996 "Trilogia nimicului" (Trilogie des Nichts). Lebt in der Republik Moldau (Bessarabien) und Moskau. - Auflösung des Körpers ("Dizolvarea cadavrului", Fragmente, in Vatra 3/97), (H.Seiler), aus: Manuskript

Ovidiu Genaru *1934. Lyriker, Prosaautor. Seit 1966: "Un sir de zile" (Eine Reihe von Tagen) zahlreiche Prosa- und Lyrikbände. 1983 "Poeme rapide"; 1984: "Flori de cîmp" (Feldblumen). - Silbriges Bohnenkraut (A. Latzina) aus: Neue Literatur 27, 1976 (Heft 10).

Ion Gheorghe *1935. Lyriker, Publizist. Redakteur bei Literaturzeitschriften (Gazeta literará, Luceafárul) und nach 1989 beim "Socialistul". Seit 1957 ( Pîne si sare" (Brot und Salz) zahlreiche Lyrikbände ("Cáile pámîntului"). 1980: "Elegii politice" (Politische Elegien). - Unaufhörlich aus Gewehren feuernd (D..Schlesak), aus: Manuskript

Magda Cârneci (veröffentlichte unter dem Pseudonym Magdalena Ghicá) *1955. Kunstwissenschaftlerin; Lyrikerin, Essayistin, Publizistin. Seit 1970 mehrere Gedichtbände. Bekannt wurde besonders "Hypermateria" (Die Hypermaterie) 1980, 1992: "Haosmos" (Chaosmos); und 1996 ein wichtiger Essayband über die Achtziger: "Arta anilor ´80" (Die Kunst der achtziger Jahre); lebt als Kunsthistorikerin (Institut für Kunstgeschichte) in Bukarest. - Der Wirklichkeit ins Auge sehen (H. Frauendorfer), aus: Neue Literatur, 1981 (Heft 12) und: orte - Schweizer Literaturzeitschrift 18. Jg, Nr.87,1994, Chaosmos (Orig. in: "Haosmos") (H.W. Mühlroth) aus: Manuskript

Bogdan Ghiu *1958. Poet, Essayist, Publizist; Erstveröffentlichung zusammen mit Romulus Bucur, I.B. Lefter, Mariana Marin, Alexandru Musina: "Cinci" (Fünf) 1982, eine der ersten Publikationen der "Generation 80". Ein eigener Band erst 1989: "Manualul autorului" (Handbuch des Dichters). Lebt als Redakteur der Zeitschrift Dilema in Bukarest. Gedicht; Gedicht (C.F.Schneider), aus: orte - Schweizer Literaturzeitschrift 18. Jg, Nr.87, 1994; Poem (Orig. in: "Cinci", ed. Litera, 1982) (D. Schlesak), aus: Manuskript

Grigore Hagiu *1933 - 1985. Filmstudium, Literaturkritik und Germanistik; Redakteur bei der Zeitschrift Der Abendsstern; Lyriker. Seit 1962 zahlreiche Bände: "Portret în august" (Porträt im August). Letzter Gedichtband: 1986: Poeme. - Gelöschte schrift (litere sterse, in: "Spatiile somnului") (J. Wittstock) aus: Manuskript; Wir träumen so einsam, träumen (D. Schlesak) aus: "Fische und Vögel. Junge rumänische Lyrik", Regensburger Hefte, hg. von D. Schlesak und W. P. Schnetz, 1969

Petru M. Has *1947. Lyriker, Prosaautor, Essayist, Publizist und Übersetzer. Seit 1969: "Dor negru" (Schwarze Sehnsucht), mehrere Gedichtbände. Lebt als Lehrer in Fágáras-Fogarasch/ Siebenbürgen. - Heut ist der Siebzehnte; Pierre dem Unedlen, (H. Anger) aus: Neue Literatur 29, 1978 (Heft 10)

Emil Hurezeanu *1955. Jurastudium, Dichter und politischer Kommentator. 1983-1994 Redakteur, danach stellvertretender Direktor beim Sender "Freies Europa", zur Zeit leitet er die rumänische Sendung der "Deutschen Welle" in Köln; wird zur "Generation 80" gezählt; 1979: "Lectia de anatomie" (Anatomiestunde); 1994: "Primele, ultimele" (Die ersten, die letzten). - Nachtrag zum Nicht-Gewesenen (E. Axmann) aus: Manuskript (Orig. in: "Primele, ultimele", 1994). - Du müßtest deinen Körper einstudieren ; Lob der Unfähigkeit (H. Seiler) aus: orte, a.a.O.

Florin Iaru (Pseudonym von Florin Râpá) *1954. Gymnasiallehrer, dann Buchhalter; schreibt wenig. Lyriker, gegenwärtig auch Romancier (Science-fiction); 1981 "Cintece de trecut strada" (Gesänge, um die Straße zu überqueren); 1990: "Innebunesc si-imi pare ráu" (Ich werde wahnsinnig und es tut mir leid). - High fidelity; Guten Morgen; Unsauberer Sonntag (A. Latzina) aus: Neue Literatur 35, 1984 (Heft 10) (Orig. in: "La cea mai înaltăfictiune"/ Super-Fiction)

Cleopatra Lorintiu *1957. Kybernetikerin; Lyrikerin, Kinderbücher, Übersetzungen, Publizistik. Seit 1978 mehrere Lyrikbände; 1992: "Fetita care eram" (Das Mädchen, das ich war). Lyrikveröffentlichungen in den USA, Rußland, Tschechien. - Die kurzen Jahre (H. Seiler), aus: Manuskript

Marius Iosif *1953. Essayist, Prosaautor, Lyriker und Übersetzer; war während des Studiums in Klausenburg Redakteur von "Echinox" (1978-79), einer der Zeitschriften der "Achtziger", wo er auch debütierte. Veröffentlichungen in vielen Zeitschriften; arbeitet seit Jahren an einem Roman "Petra", einer deutsch-rumänischen Liebes-und Abschiedsgeschichte. Lebt als Gymnasiallehrer in Schäßburg/Siebenbürgen. - Unnnötig und schön (D. Schlesak) aus: Manuskript

Nora Iuga *1931. Dichterin, Prosaautorin, Übersetzerin. Redakteurin bei Zeitungen und Verlagen. Übersetzte aus dem Deutschen. Schreibt auch deutsche Texte. Nach 1968: "Vina nu e a mea" (Es ist nicht meine Schuld) mehrere Bände. 1993: "Sápunul lui Leopold Blum" (Die Seife des Leopold Blum). Die Leere auf dem weißen Papier (G. Csejka) aus: Manuskript; Die Reise nach Plowdiw (L. Happel), aus: Manuskript;

VintilăIvánceanu *1940. Lyriker, Romancier, Theaterautor, Filmemacher. Gehört zur Gruppe der "Oneiriker". Emigrierte schon 1970 nach Wien. Seit 1967 mehrere Bücher. Dt. 1971: "aus", Roman; 1972: "Unser Vater der Drache", jüngste Vröffentlichung: "Zero Körper - Der abgeschaffte Mensch", Wien 1997, zusammen mit Josef Schweikhardt.. - Genügend männerschenkel (D. Schlesak) aus: "Fische und Vögel. Junge rumänische Lyrik", Regensburger Hefte, hg. von D. Schlesak und W. P. Schnetz, 1969

Mircea Ivánescu * 1931. Redakteur und Verleger; Lyriker, Essayist, Übersetzer. Erst 1968 erschien sein erster Gedichtband: "Versuri" (Verse). Seither mehrere Gedichtbände. 1973 "Amintiri" (Erinnerungen) in Zusammenarbeit mit Leonid Dimov und dem Graphiker (und Original) Florin Pucá. - Rufe über den Wolf (Strigînd despre lup, in: "Pesii nouá") (J.Wittstock), aus: Karpaten-Rundschau, Nr.21, 25.Mai 1984; baustein in einer pyramide (G. Csejka) aus: Manuskript; Oder aber Schach spielen (O.Pastior) aus: Manuskript

Dan Laurentiu *1937. Lyriker und Essayist. Kulturredakteur. Seit 1967: "Pozitia astrilor" (Die Position der Sterne) zahlreiche Gedichtbände; 1989: "Psyche"; 1991: "Frau schlafend". - Die blaue Farbe; Dies illa (D. Schlesak) aus: Manuskript

Ion Bogdan Lefter *1957. Dichter, Kritiker und Literaturhistoriker, Essayist. Lehrer, dann Redakteur und Verlagsdirektor. Nach 1983 "Globul de cristal" (Die Kristallkugel), mehrere Bücher. Lebt zur Zeit als Universitätsassistent in Bukarest. Mit eigener Hand; Vielfarbiges Rot (G. Csejka) aus: Neue Literatur, 1983 (Heft 6)

Iolanda Malamen *1948 . Lyrikerin; "Starea de gratie" (Begnadeter Zustand ); 1997: "Ingerul coborit in stradá" (Der Engel der auf die Straße niederstieg); "Triumful dantelei" (Triumph der Spitzen)

lebt in Bukarest .- Die Zukunft der Wut (R. F. Marmont) aus: Manuskript

Angela Marinescu *1941. Lyrikerin, Publizistin. Seit 1969 "Sînge albastru" (Blaues Blut), mehrere Gedichtbände. 1991: "Parcul" (Der Park). Lebt als Redakteurin der Zeitschrift Vatra in Târgu-Mures/ Siebenbürgen. - Die Sonnenblume (H.Seiler) aus: Manuskript

Ileana Máláncioiu *1940. Lyrikerin, Essayistin. Seit 1967: "Pasárea táiata"(Der geschlachtete Vogel), mehrere Gedichtbämde. 1985: "Urcarea muntelui" (Bergsteigen) wurde gleich nach Erscheinen verboten, jegliche Rezension untersagt. Nach 1990 mehrere Texte zur Verteidigung der Revolution. 1990: "Poezii" (Gedichte). Lebt als freie Autorin und Redakteurin in Bukarest. - Wer ist ausgewiesen (Orig. "Incepe iar exodul", Románia Liberá, 19.Okt 90) ; Bitte (D. Schlesak), beide aus: Manuskript; Schlußakkord; Vergeblichkeit (E.Wichner), aus: Manuskript

Sorin Márculescu *1936. Lyriker, Essayist, Übersetzer. Seit 1968: "Cartea nuntilor", mehrere Gedichtbände; lebt als Verlagslektor in Bukarest. Imagomachia (IX) (G.Gutu) aus: "Zeitgenössische Dichter aus Rumänien", Bukarest 1981

Mariana Marin *1956. Lyrikerin, Publizistin. Mehrere Gedichtbände, davon zwei in Frankreich, 1981: "Un rázboi de o sutăde ani" (Ein hundertjähriger Krieg); 1991: "Les ateliers". Führte die radikalste Feder unter den Lyrikern der "Generation ´80", sie protestierte öffentlich gegen die repressiven Maßnahmen des Regimes, forderte den Rücktritt Ceausescus, trat zeitweilig in den Hungerstreik. - Dark Ages; Liebesgedicht; Offener Brief (G. Csejka), aus Neue Literatur, Neue Folge, 1992 (Heft 1); Requiem (Orig. in der Zeitschrift Robinson 1, 1990, 1) (D. Schlesak), aus: Manuskript; Ohne sie (in: Vatra 226) (D. Schlesak) aus: Manukript; Elegie (G. Csejka) aus: Neue Literatur 34, 1983 (Heft 5); M. M. (E. Konradt), aus: orte - Schweizer Literaturzeitschrift 18. Jg, Nr.87,1994

Virgil Mazilescu 1942-1984. Lyriker, Übersetzer Lehrer; Literaturredakteur bis zu seinem Tod in Bukarest; gehörte dem Kreis der "Oneiriker" an; veröffentlichte seit 1968 zahlreiche Gedichtbände, 1968: "Versuri" (Verse); 1983: "guillaume poetul si administratorul" (guillaume der dichter und der verwalter); dt. "asketische zeichen, gedichte" (R .F .Marmont), Cluj-Napoca, 1988. - die worte eines freundes; liebes getier (R. F. Marmont) aus: "asketische zeichen, gedichte", Cluj-Napoca 1988 (auch Neue Literatur 8,87); Der Verwalter kann; Der Verwalter erklärt, die Worte des Poeten; Erste Geschichte für Stefana (R. Bossert) aus Neue Literatur 35, 1984 (Heft 12); Die Mutter der Aufständischen, die Nachtigall aus: "Die Mutter der Aufständischen, die Nachtigall. Zeitgenössische rumänische Lyrik. Ausgewählt und mit einem Essay Transzendenz als Politikum von Dieter Schlesak", in: Die Horen 21, 1976 (Heft 3)

Gabriela Melinescu *1942. Lyrikerin. Seit 1965: "Ceremonie de iarná" (Winterzeremonie), zahlreiche Gedichtbände; auch Prosa ("Bobinocarii"). Lebt seit vielen Jahren in Schweden. - 200 Jahre; Privatunterricht; Die Prinzessin (Orig. in: România LiterarăNr.15, 1970) (O.Pastior) aus: Manuskript

Virgil Mihaiu *1951. Lyriker und Essayist, Englischlehrer, Jazzwissenschaftler, Übersetzer; seit 1983 Redakteur der Zeitschrift "Jazz Forum", seit 1990 Redakteur der Literaturzeitschrift Steaua in Cluj-Klausenburg. Seit 1977 mehrere Gedichtbände; 1993: "Jazzorelief" und "Paradies pierdut in memorie" (Verlorenes Paradies in der Erinnerung). Seine Gedichte wurden in mehrere Sprachen übersetzt und sind in vielen Anthologien enthalten. Heiter; Waage (M. Peter ist: P. Motzan) aus: Neue Literatur 40, 1989, (Heft 7); (Orig. in "Poeme", 1986); Mit eigenen Augen; Auf der Lauer; Mildernde Umstände aus: Neue Literatur 36, 1985 (Heft 10)

Ion Mircea *1947. Lyriker und Essayist. Seit 1971 zahlreiche Lyrikbände; Redakteur in Sibiu-Hermannstadt. Dt. erschienen "Die Würde der Rose" (R. Ungar), Cluj-Klausenburg 1989. - Glockenton (W. Aichelburg) aus Neue Literatur 28, 1977 (Heft 6); Welch aus: "Die Würde der Rose", a.a.O.

Florin Mugur *1934-1991. Lyriker, Prosa- und Kinderbuchautor, Essayist; Lehrer. Verlagslektor in Bukarest. Seit 1967 zahlreiche Gedichtbände. 1988: "De firea lucrurilor" (Vom Wesen der Dinge). dt. Bukarest 1988: "Pflichtleben. Gedichte" (H. Britz). - Hamlet (D. Schlesak) aus: Fische und Vögel. Junge rumänische Lyrik" a.a.O.; Splitterglück (H. Britz) aus: "Pflichtleben. Gedichte", a.a.O.

Ion Muresan *1955. Lyriker und Essayist. 1981: "Cartea de iarná" (Das Winterbuch); 1993: "Poemul care nu potae fi înteles" (Das Poem, das nicht verstanden werden kann). Lebt als Redakteur der Zeitschrift Tribuna in Cluj/Klausenburg. - Orpheus, Untertänigst; Das Schwimmende Gedicht; Der Frühling (G. Csejka) aus: Manuskript (Orig. in "Poemul care nu poate fi înteles", Arhipelag, Târgu-Mures 1993)

Viorel Muresan * Lyriker. Seit 1982: "Scrisori din muzeul pendulelor" (Briefe aus dem Pendelmuseum) mehere Gedichtbände, zuletzt 1995: "Pietrele nimicului" (Die Steine des Nichts).

Der Fotograf (D. Schlesak) aus: Manuskipt; Und ein kleines Liebeslied (R.F. Marmont) aus: Manuskript

Alexandru Musina *1954. Dichter und Essayist; Gymnasiallehrer; dann Literaturredakteur. 1982: "Strada castelului" (Schloßstraße); seit 1992 mehrere Bände in rascher Folge: 1992: "Lucrurile pe care le-am vázut 1979-1986" (Die Dinge, die ich 1979-1986 gesehen habe); 1993: Herausgeber der Lyrikanthologie "Anthologia poeziei generatiei ´80"; 1994: "Budila-Expres". Lebt als Universitätsdozent in Brasov-Kronstadt.- XVIII. Ode - "Sol" aus: orte - Schweizer Literaturzeitschrift 18. Jg, Nr.87,1994; Tomographie (in: Apostrof II, 1991, Nr. 5); Im Park (D. Schlesak), beide aus: Manuskript

Gellu Naum *1915. Lyriker, Prosaautor, Übersetzer. Einer der letzten Vertreter des Surrealismus, 1938/39 Parisaufenthalt und Kontakte zu den Surrealisten um Breton und zum Maler Victor Brauner; Mitbegründer der rumänischen Surrealistengruppe in Bukarest Anfang der 40er Jahre. Vertreten in vielen Anthologien in den USA, Frankreich u.a. Seit 1936 : "Drumul incendendiar" (Flammender Weg) mit Zeichnungen von Victor Brauner; zahlreiche Bände auch nach 1947, doch vor allem Kinderbücher und Jugendprosa. Erst ab 1968: "Athanor", 1985 auch einen Roman "Zenobia" (dt. 1990: "Zenobia" (G. Aescht)). 1983: "Zähne von Worten zermalmt. Gedichte", Aus dem Rumänischen von Anemone Latzina, Bukarest. 1993: "Black Box. Poeme. Aus dem Rumänischen von Oskar Pastior und Georg Aescht", Wieser Verlag, Klagenfurt Salzburg 1993. Naum lebt in Bukarest und in Comana. Aquatisches Quadrat (D. Schlesak) aus: "Die Mutter der Aufständischen, die Nachtigall", a.a.O. in: Die Horen 21, 1976 (Heft 3); Die Schuhe von Gheorghe Lazár (A. Latzina) aus: "Die Wolkentrompete. Rumänische Dichtung der Avantgarde. Übertragen von Anemone Latzina und Heinz Kahlau", Bukarest 1975; Alles ist folglich; Belvedere; Bermudadreieck; Wie kalt; Der brandneue Bruder (A. Latzina) aus: "Gellu Naum, Zähne von Worten zermalmt. Gedichte"; Der Vorgeburtsbruder (G. Aescht), aus: "Black Box", a.a.O.O

Ion Neagos *1947. Lyriker und Essayist; leitet den Literaturkreis "Agora" und organisiert die Poesie-Festivals in Schäßburg/Sighisoara, die zur Öffentlichkeit und Selbstfindung der "Achtziger" beitrugen. Seit 1974 Lyrikveröffentlichungen. Ein Buch (Essay) über Mircea Eliade ist in Vorbereitung. Lebt als Gymnasiallehrer in Schäßburg. - Gymnastik am Abend; Perfektes Stück (R. F .Marmont); Mann am Fenster (D. Schlesak) aus: Manuskript

Gabriela Negreanu *1947- 1995. Lyrikerin; mehrere Gedichtbände seit 1979; war Verlagslektorin in Bukarest. - Das Kind (W. Söllner) aus: Neue Literatur 30, 1979 (Heft 2)

Iustin Panta *1964. Lyriker, Kurze Prosa, Publizist; debütierte mit "Obiecte miscate" (Bewegte Objekte). 1995: "Familia si echilibrul indiferent" (Die Familie und das indifferente Gleichgewicht); lebt als Chefredakteur der Zeitschrift "Euphorion" in Sibiu -Hermannstadt; vertreten in Anthologien: Spanien, Kanada. - Erstes Bild Kommentar im Spiegel (Orig. in: "Familia si echilibrul indiferent") (D. Schlesak), aus: Manuskript

Aurel Pantea *1952. Dichter, Essayist, Publizist; Gymnasiallehrer. Seit 1980 "Casa cu retori" (Haus mit Rhetoren), mehrere Lyrikbände. 1993: "Negru pe negru" (Schwarz auf Schwarz). Redakteur der Zeitschrift Vatra in Târgu-Mures und ist Universitätslehrer für vegleichende Literaturwissenschaft in Alba Iulia. - Das Grausame Auge; Jene hauchdünne Substanz (Orig. in: Vatra, 1997) (D. Schlesak) aus: Manuskript

Ioana Pârvulescu *1960. Gymnasiallehrerin, dann Lektorin; Lyrikerin, Prosaautorin, Essayistin und Übersetzerin. 1991: "Lenevind intr-un ochi" (Trödelnd auf einem Auge), in Vorbereitung ein Roman "Oglinda venetianá" (Der venezianische Spiegel). Lebt als Redakteurin (România literará) und Verlagslektorin (Litera) in Bukarest. - Trödelnd auf einem Auge; Wenn ich nicht zu Hause bin (B. Schuller); Phantastische Wellen (Pârvulescu), aus: Manuskript

H.-R. Patapievici * 1957. Physiker (Optik, Spektroskopie, Laser, Plasma), seit 1985 in der wissenschaftlichen Forschung; Universitätsassistent bis 1996. Bereitet eine Dissertation über das Imaginäre in der Philosophie der Physik vor. Debütierte erst 1992 in "Contrapunct". Essayist, Lyriker, Übersetzer: 1996, 1997: "Politice" Essays. In Vorbereitung: "Viata la 17 ani" (Das Leben mit 17), picarescer Roman. Übersetzte David Bohm: 1995: "Plenitudinea lumii si ordinea ei (Die Fülle der Welt und ihre Ordnung). Lebt in Bukarest. - Apertio templi (Orig. in: Vatra 1/97), (D. Schlesak), aus: Manuskript

Mircea Petean *1952. Lyriker; Debüt in Echinox. Nach 1981: " Un munte, o zi" (Ein Gebirge, ein Tag), mehrere Gedichtbände; 1993: "Zi dupăzi" (Tag um Tag); 1996:"Ocolul lumii. In 50 de jocuri creative" ( Reise um die Welt. In 50 kreativen Spiele) mit Ana Petean, eine Art erster rumänischer kreativer Schreibkurs; 1996: "Dincolo de marginea marginii, poezii 1974-1996 (Rand der Ränder); übersetzt in mehrere Sprachen, darunter in Anthologien: "Young poets of a new Romania", London und Boston 1991. In Vorbereitung: "Lovituri de Nisip" (Sandschläge). Lebt als Redakteur des Dacia Verlages in Cluj/Klausenburg. - Land Kirchlein; Berg Kirchlein (D. Schlesak) aus: Manuskript

Marta Petreu (Pseudonym von Rodica Marta Crisan) *1955. Lyrikerin und Essayistin; Redakteurin. Seit 1981 mehrere Essay- und Gedichtbände. 1993: "Poeme nerusinate" (Schamlose Gedichte). Lebt als Chefredakteurin der 1990 von ihr gegründeten Zeitschrift Apostrof und als Universitätsdozentin in Cluj/Klausenburg. - Abendmahl; Dies Jahrhundert; Tag der Wut; In vorgestellter Erinnerung (E. Wichner) aus: Manuskript

George Pitut *1940-1991. Lyriker. Prosaautor. Übersetzer (aus dem Deutschen). Literaturredakteur. Seit 1966: "Poarta cetátii" (Das Burtor), mehrere Gedichtbände. 1969: "Ochiul neantului" (Das Auge des Nichts); 1977: "Stele fixe" (Fixsterne). 1983 erscheint der Roman " Aventurile marelui motan criminal Maciste" (Die Abenteuer des kriminellen Katers Maciste). - Monolog; Mit dem Bleistift; Das Zeichen (A. Hauser) aus: Neue Literatur 34, 1994 (Heft 8)

Augustin Pop *1952. Lyriker, Literaturwissenschaftler, Essayist. Seit 1981 mehrere Lyrikbände; 1992 (in Zusammenarbeit mit mehreren Autoren) "Convorbiri euharistice" (Eucharistische Gespräche), dt. 1993: "Poesis - elf lyrische Miniaturen" (zweisprachige Ausgabe). Lebt als Universitätsdozent in Cluj/Klausenburg. Die Veränderung; Eintritt in die NATO (Orig. in: Vatra, 1997) (D. Schlesak) aus: Manuskript

Nicolae Popa *1940. Maler und Lyriker; litt an Alkoholismus; debütierte mit einem Band erst 1994. zuletzt 1996: "nu văseparati dacăcerul e albastru"(Trennt euch nicht, wenn der Himmel blau ist". Lebt in Temeswar. - Grenzfurche mit Augenringen (in: auzind, s-a fácut întuneric/ während des Hörens wurde es dunkel, 1995) (H. Samson) aus: Manuskript

Violeta Popa * 1953. Lyrikerin, Übersetzerin, Dramaturgin. 1996: "Sonete"; 1996: "Sfioase Panthere" (Schüchterne Panther). Lebt als Dramaturgin am "National- Theater" in Bukarest. - Durch deinen Schlaf; Der Leib unsicher (Orig. in: Sonete) (D. Schlesak), aus: Manuskript

Adrian Popescu *1947. Lyriker, Prosaautor, Essayist, Übersetzer; Redakteur der renommierten Zeitschrift Echinox. Seit 1971 zahlreiche Gedichtbände; 1993 ein Roman über Franz von Assisi "Tînárul Francisc". Dt.: "Die Amseln sind im allgemeinen ungefährlich" (F. Hodjak), Kriterion Verlag, Bukarest 1985. Lebt in Cluj/Klausenburg. - Die Rohre; Phantombild; Armer Henker (F. Hodjak) aus: "Die Amseln sind im allgemeinen ungefährlich", a.a.O.

Simona Popescu *1965. Dichterin, Essayistin, Publizistin; Gymnasiallehrerin; Korrektorin bei einem Verlag. Veröffentlicht seit 1983 in Zeitschriften; seit 1990 Gedichtbände. 1994: "Iuventus". Lebt zur Zeit als Universitätsassistentin in Bukarest. Wenn ich tot bin (H.W.Mühlroth), aus: Manuskript

Nicolae Prelipceanu *1942. Lyriker, Prosaautor, Essayist; Kulturredakteur. Zahlreiche Gedicht- und Prosa-Bände. Dt.: "Was tatest du in der bartholomäusnacht" (P.Motzan), Cluj/Napoca 1985. 1996: "Binemuritorul" (Der Schönsterbende). - Wintermode; Krankenhaus; Vor geraumer Zeit (alle P. Motzan) aus: "Was tatest du in der bartholomäusnacht", a.a.O.

Marius Robescu, 1943-1985. Lyriker, Literaturredakteur, Theaterrezensent. Seit 1967: "Ninge la izvoare" (Es schneit an den Quellen) mehrere Gedichtbände und Kinderbücher. 1978: "Spiritul însetat de real" (Der nach Wirklichkeit dürstende Geist).- Frei atmen (G. Csejka) aus: Manuskript

Petru Romosan *1957. Lyriker. Seit 1977 mehrere Gedichtbände. Lebt in Paris. -

Sommermärchen; Der Idiot und die Blüte; Schafft Dante herbei; Kunst (alle H.H. Gruenwald) aus: Neue Literatur 33, 1982 (Heft 4)

Ara Alexandru Sismanian *1951. Orientalist; wissenschaftliche Arbeiten; Essayist und Lyriker. Politische Verfolgung nach 1977 (Unterschrieb den Appell Paul Gomas "Charta 77"). Verließ 1983 das Land, lebt seither in Paris. Organisierte 1993 ein internationales Colloquium zu Ehren des ermordeten I.P. Culianu (Eliades Nachfolger in Chicago). Veröffentlichte Lyrik in Zeitschriften; 1997: "Triptic 1". - Blick(e) (Orig. in: "Triptic 1"), (D. Schlesak) aus: Manuskript

Marin Sorescu 1936-1996. Lyriker, Prosa- und Theaterautor, Essayist, Publizist, Übersetzer, Kunstmaler; Redakteur mehrerer Literaturzeitschriften; eine Reihe von Auslandsstipendien. 1991 rief er die von Alexander Macedonski 1880 gegründete Zeitschrift Literatorul wieder ins Leben. Seit 1992 Akademiemitglied. 1993 Minister für Kultur. Debütierte 1964 ("Singur între poeti" - Allein unter den Dichtern); zahlreiche Lyrikbände, Theaterstücke, Essaybände. 1991: "Poezii alese de cenzurá" (Von der Zensur ausgewählte Gedichte); 1993 Theaterstück: "Várul Shakespeare" (Vetter Shakespeare). Wurde in viele Sprachen übersetzt, sogar ins Chinesische. Deutschsprachige Ausgaben: "Sphären und Reifen" (D. Roth), Bukarest 1968; Trojanische Pferde", 1975; "Aberglaube" (O. Pastior), Berlin 1974; "Noah, ich will dir was sagen", 1975; "Der Fakir als Anfänger" (O. Pastior), München 1992. - Und siehe, die Dinge (D. Schlesak), aus: "Fische und Vögel. Junge rumänische Lyrik" a.a.O. - Der von ungefähr dort um die Ecke; Bis die Bohnen kochen; Warten auf Wirkung, Der Bericht (O. Pastior) aus: "Der Fakir als Anfänger. Gedichte und Ansichten", Aus dem Rumänischen von Oskar Pastior, Edition Akzente Hanser, München 1992; - Studie ("Studiu", in: "Tineretea lui Don Quijote"); Schicksal ("Destin", in: "Tusiti"); Freikörperkultur ("Nudism", in: "Tusiti") (D. Roth) alle aus: Neue Literatur 26, 1975 (Heft 8); Als ich einmal fliegen wollte; Das Alphabet (D. Roth) aus: Manuskript; Kopf und Bett; Himmelsleiter; Wasser; Masken ("Ultimele Poeme", in: Literatorul 47/1996) (O. Pastior) aus: Manuskript; Mysteriöses Verschwinden (D. Schlesak) aus: Manuskript

Nichita Stánescu 1933-1983. Lyriker, Essayist, Übersetzer. Seit 1960 bis zum Tod zahllose Bände, auch posthum. 1988: "Poezii" (mit einem Nachwort von Cristian Moraru); 1992: "Argotice. Versuri înedite." (Argotisches. Unveröffentlichte Verse. Zwischen 1954-1960). Nach seinem Debüt 1960: "Sensul iubirii" (Der Sinn der Liebe); 1964: "O viziune a sentimentelor" (Eine Sicht der Gefühle) zahlreiche Gedichtbände, die alle einen neuen Ton in die rumänische Lyrik bringen und einen Werdegang kennzeichnen, der die rumänische Lyrik in schwindelnde Höhen der Erkenntnis katapultiert; wichtig vor allem "11 elegii" (11 Elegien) 1966; 1967: "Alfa"; 1969 "Necuvintele" (Die Unwörter); 1972: "Máretia frigului" (Die Erhabenheit der Kälte); 1973 "Starea poeziei" (Der Zustand der Poesie); 1978: "Epica Magna"; 1982: "Noduri si semne" (Knoten und Zeichen). Essays: 1972 "Cartea de recitire" (Das Wiederlesebuch); 1985: "Antimetafizica". Deutsche Übersetzungen in Zeitschriften und Anthologien und: "11 Elegien"(D. Schlesak) (zweisprachig), Bukarest 1969; 1984 "Im Namen der Vögel" (R. F. .Marmont), Bukarest. - Welche oberste Kraft (O. Pastior) aus: Manuskript (Orig. in "Necuvintele", 1969); Lied (O. Pastior); Laus Ptolemaei. X Ärger darüber, daß zu wenig Gefühle rings (O. Pastior) aus: "Jahresring" 79-80, DVA Stuttgart 1979 (Orig. in "Laus Ptolemei"); Vorwärtsbewegung; Die Lektion vom Würfel (R.F. Marmont) aus: "Im Namen der Vögel" , Bukarest 1984. Lied (D. Schlesak) aus: Manuskript; Elegie; Die dritte Elegie; Der Weltblenden-Mensch (D. Schlesak) aus: "11 Elegien" , Bukarest 1969; Kosmisches Wiegenlied (A. Latzina)? aus: "Rumänische Gedichte", Bukarest 1970; Naturgesetz (O. Pastior) aus: Merkur, 1970 (Heft 9); Flugunterricht ("Lectia de zbor") (J. Wittstock) aus: Manuskript

Traian Stef *1954. Debütierte 1974 in der Zeitschrift Familia. 1993: "Cálátoria de ucenic" (Reise des Lehrlings). Lebt als Redakteur der Zeitschrift Familia in Oradea. - Falls du nicht schreiben kannst ( in: Vatra, 1997), (D. Schlesak) aus: Manuskript

Elena Stefoi *1954. Studium der Psychologie und Philosophie in Bukarest; Geschichtslehrerin in einem Bukarester Vorort. Lyrikerin, Publizistin. Debüt 1975 in der Zeitschrift Tribuna (Cluj-Klausenburg). 1997: "Alinierea la start" (Ausrichtung beim Start) Gedichte. Chefredakteurin der Zeitschrift Dilema in Bukarest, ist heute persönliche Referentin ds Außenministers Andrei Plesu. - Ode an die blinden Musen (Orig. in: "Cîteva amánunte", Etliche Einzelheiten); Bis ans andere Ende der Welt; Liebesbriefe (Orig. in: "Schite si povestiri", Skizzen und Geschichten); (E. Wichner) Zwei Schritt vom Horizont; Direkt auf den Olymp (R.. Bossert) aus: "Neue Literatur", 1981 (Heft 12)

Überwachte Beziehungen mit dem Tode; Nichts wie verschoben (D. Schlesak) aus: Manuskript

Petre Stoica *1931. Lyriker. Schrieb Tagebücher: "Viata mea la tará" (Mein Leben auf dem Lande), Übersetzer. Seit 1957: "Poeme", zahlreiche Veröffentlichungen; 1992: "Piata Tien Amen II" (Der Tien Amen Platz). Übersetzungen aus dem Deutschen: 1967: "Poezia germanămoderná", 1967: "Georg Trakl, 59 Poeme", 1970: "Poezia austriacă moderná". Auf dt. "Und nirgends ein Schiff aus Attika" (Oskar Pastor), LBC-Editionen, Berlin 1977. Lebt in Jimbolia/Banat als freier Autor.- Hoffnung meine schwarze tulpe, Option (O. Pastior) aus: Manuskript; Nach der Trennung; Unsere lieben Toten (D. Schlesak) aus: Neue Literatur 41-42, 1990 (Heft7/8)

Liviu Ioan Stoiciu *1950. Lyriker und Publizist. Seit 1982: "La fanion", mehrere Bücher. 1991: "Poeme aristrocratice"; 1990: "Jurnalul unui martor, 13-15 iunie 1990, Bucuresti" (Über die " minerada" der gewalttätigen Bergarbeiter). Bisher letzte Gedichtbände: 1996: "Singurátatea colectivá" (Kollektive Einsamkeit); 1997: "Ruinele poemului" (Ruinen des Poems). - Bedrängt; Verdorben: (Orig. "Impresurati; Alterati" in: Ramuri, 7-8, 1991); Wie unirdisch doch (D. Schlesak), Direkte Verbindung mit der anderen Welt; "Legáturi directe cu lumea cealaltá"; Schwüle Tage; Entlarvung (in: "Ruinele poemului"), (D. Schlesak) alle aus: Manuskript

Ion Stratan *1955. Lyriker und Publizist; Bibliothekar. Seit 1981: "Iesirea din apá" (Das Wasser verlassend), mehrere Gedichtbände; 1992: "Lux". - Das Symbol; Trauriges Billett (H. Britz ) aus: Neue Literatur 38, 1987 (Heft 11); Der Westen, der Westen (D. Schlesak) aus: Manuskript

Eugen Suciu *1952. Lyriker. Nach dem Debüt 1979: "Bucuria anonimatului" (Die Freuden des Anonymates) Hat wenig veröffentlicht. Aleph; Die bildliche Realität (B. Rolf ist Rolf Bossert) aus: Neue Literatur 36, 1985 (Heft 1); Gefühle zu haben (Orig. "A avea sentimente", in: Contrapunct 1, 1990, Zweites Heft) (D. Schlesak) aus: Manuskript; Aleph, Die Bildliche Realität (R. Bossert) aus: Neue Literatur,1985 (Heft 1)

Daniel T. Suciu 1961-1981: Tod infolge eines Verkehrsunfalls, verursacht von der Konkubine eines Securitate-Offiziers. Posthum 1983: "Copilul între noi" (Das Kind unter uns). - Apropanz (E. Konradt) aus: orte - Schweizer Literaturzeitschrift 18. Jg, Nr.87,1994

Marin Tarangul * 1938. Mehrere Bände seit 1968: "Trenos". Lebt seit Jahren in Paris.

Vijiind (D. Schlesak) aus: Manuskript

Grete Tartler *1948. Orientalistin. Musikerin. Lyrikerin, Publizistin, Übersetzerin aus dem Deutschen und Alt-Arabischen ins Rumänische. "Poezie germanăcontemporaná." (Deutsche Dichtung der Gegenwart) Cluj 1991. Mehrere Gedichtbände seit 1970: "Apăvie" (Lebendiges Wasser); 1992 "Materia Signata" Gedichte.- Lebt als Botschafterin Rumäniens in Kopenhagen.

George Tomozei 1936-1997. Lyriker, Publizist, Prosa-Autor, Herausgeber. Seit dem Debüt 1953 zahlreiche Bücher, erster Band 1957: "Pasárea albastrá" (Der blaue Vogel); zahlreiche preisgekrönte Bände folgten. Veröffentlichte auch Prosa: 1958 "Filigran". 1973: "Istoria unei amfore" (Geschichte einer Amphore), Prosagedichte und Prosa über Dichter und Dichtung. - Das Hotel (D. Schlesak), aus: Manuskript; Aus Algen in Algen (Z. Franyó), aus: "Zeitgenössische Dichter aus Rumänien", Bukarest 1981

Constant Tonegaru, 1919-1952. Lyriker; Gelegenheitsarbeiter, Obstverkäufer, Bahnarbeiter, Tagelöhner. Daktylograph; Mitarbeiter an mehreren Zeitschriften. Debütierte 1942 in "Expresul" (Bráila). Sein erster und einziger Gedichtband erschien 1945: "Plantatii" (Anpflanzungen) . 1969 gab Serban Cioculescu einen Nachlaßband heraus: "Steaua Venerii" (Venusstern).

Die kaffeebraune Frau (H. Kahlau) aus: "Die Wolkentrompete. Rumänische Dichtung der Avantgarde. Übertragen von Anemone Latzina und Heinz Kahlau", Bukarest 1975

Dorin Tudoran *1945. Lyriker, Publizist, Redakteur. Regimegegner. Mehrere Jahre im Ausland, kehrte erst nach der Revolution wieder ins Land zurück. Seit 1973: "Mic tratat de glorie" (Kleine Abhandlung über den Ruhm), mehrere Gedichtbände. - Das Licht; Durchsichtige Strafe (G. Csejka) aus: Neue Literatur 29,1978 (Heft 4)

Daniel Turcea. 1945-1979. Lyriker. Architekt. Gehörte der "Oneiriker"- Gruppe an. Debütierte 1970 mit: "Entropia"; 1978: "Epiphania". Posthum 1982: Gedichte. Einer der wenigen älteren Lyriker, die auch wissenschaftliche Erkenntnisse in die Poesie "übertrugen". Hypnose (D. Schlesak), aus: "Die Mutter der Aufständischen, die Nachtigall." Die Horen 21, 1976 (Heft 3)

Doina Uricariu *1950. Vor 1989 Lektorin beim Eminescu -Verlag, seit 1991 hat sie einen eigenen Verlag: Editurile Universalia. Lyrikerin, Verfasserin eines Buches über Nichita Stánescu. Zahlreiche Gedichtbände: 1995: "Institutul inimii" (Das Herzinstitut). 1996: "Puterea leviatanului" (Die Macht des Leviathans). - Exil; Auf die Körper der Jugendlichen (H. W. Mühlrot) aus: Manuskript

Mihai Ursachi *1941. Lyriker, Literaturwissenschaftler; in den sechziger Jahren politischer Gefangener. In den siebziger Jahren Emigration in die USA. Nach 89 Rückkehr. Seit 1970: "Inel cu enigmá" (Ring mit Enigma), mehrere Gedichtbände. Seine Gedichte erschienen auch auf Deutsch. - Selbstbildnis; Die Stunde Null (H. Fassel) aus: Neue Literatur 29, 1978 (Heft 7)

Ion Radu Vácárescu *1958. Dichter und Übersetzer. 1992: "Exil in der Kaiserstadt". 1997: "Grádina Gutuiului Singur" (Der Garten der Einsamen Quitte.) Lebt als Gymnasiallehrer und Redakteur der Literaturzeitschrift Euphorion in Sibiu/Hermannstadt. - Leere, die brennt (D. Schlesak) aus: Mansukript

Matei Visniec *1956. Dichter und Dramaturg. Seit 1980: "La noapte va ninge" (Nachts wird es schneien), mehrere Gedichtbände; 1991: "Tara lui Gulfi" (Das Land Gulfis); 1992: "Cafeneaua Pas-Parol (Das Café Pas-Parol). Nach 1990 mehrere gespielte Stücke in Bukarest: "Angajare ca clown" (Beruf: Clown). Lebt seit 1987 in Paris. - Man hat einen toten gefunden (K. F. Schneider) aus: orte - Schweizer Literaturzeitschrift 18. Jg, Nr.87,1994; Ein hoher Mann; Die Stadt voller Blumen; Nie sollst du (alle R. Bossert) aus: Neue Literatur, 1981 (Heft 12); Erlebnisse mit der Bestie III (G. Csejka) aus: Neue Literatur"34, 1983 (Heft 5)

Alexandru Vlad * 1950. Lyriker, Prosaautor, Essayist. Seit 1980 "Aripa grifonului" mehrere Bände; 1994: "Athen, Athen"

lebt als Redakteur der Vatra in Cluj. - Letztes Lied für Any (in: Vatra 5/97), (D. Schlesak) aus: Manuskript

Cálin Vlasie *1953. Lyriker, Logopäde und Psychologe; Redakteur, Verlagsdirektor. Seit 1981: "Neuronica", mehrere Gedichtbände. 1993: "Un timp de vis" (Traumzeit). - Straßenbahnen; Traumzeit (Orig. in: "Un timp de vis") (G. Csejka), aus: Manuskript

Theodor Vasilache *1942. Englischlehrer. Seit 1978 in der BRD. Erst nach 89 zwei Bände: 1994: "Fiul risipitor" und 1995: "Turnul Babel pe Main" (Der Babylonische Turm am Main). 1996: "Gegenschauspiel" (H. Samson), Kriterion, Bukarest 1996 (zweisprachige Ausgabe). - Werbung, Seele des Handels (H. Samson) aus: "Gegenschauspiel", a.a.O.

Andrei Zanca *1953. Gymnasiallehrer, Lyriker, Publizist, Übersetzer. Seit dem stark zensierten Band 1986: " Poemele nordului" (Nordpoeme) mehrere Gedichtbände; Redakteur bei der Literaturzeitschrift Vatra; 1997: "Dupăamiazăcu branduardi" (Nachmittag mit branduardi), lebt heute in Heilbronn als arbeitsloser Lehrer. - Monolog nach jetzt (H. Britz) aus: "Echinox"; Pußta auf der Hirnhaut pulsierend ( in: "Euro-blues", 1995) (D. Schlesak) aus: Manuskript

 

Viorel Muresan * 1953. Lyriker und Übersetzer aus dem Rusischen ( Alexandr Blok, Anna Achmatowa, Marian Zwetajewa u.a.). Seit 1982: "Scrisori din muzeul pendulelor" (Briefe aus dem Pendelmuseum) mehrere Gedichtbände, zuletzt 1995: "Pietrele nimicului" (Die Steine des Nichts). Lebt als Gymnasiallehrer in einem Dorf im Norden des Landes.

 

George Almosnino *1936- 1994. Studium der Geschichte. Viele Berufe, zuletzt Buchhändler. Lyriker. Seit 1971: "Laguna" (Die Lagune) mehrere Gedichtbände, 1984: "Poeme din fotoliul verde" (Poeme aus dem grünen Sessel). Posthum: "Marea liniste" (Die große Ruhe) - Ich schau zum Kleiderhaken (H. Britz), aus: Neue Literatur, 1987 (Heft 1); Weg I (G. Csejka) aus: Manuskript

 

Grigore Hagiu *1933 - 1985. Filmstudium, Literaturkritik und Germanistik; Redakteur bei der Zeitschrift Der Abendsstern; Lyriker. Seit 1962 zahlreiche Bände: "Autoportret în august" (Selbstporträt im August). Letzter Gedichtband: 1986: Poeme. - Gelöschte schrift (litere sterse, in: "Spatiile somnului") (J. Wittstock) aus: Manuskript; Wir träumen so einsam, träumen (D. Schlesak) aus: "Fische und Vögel. Junge rumänische Lyrik", Regensburger Hefte, hg. von D. Schlesak und W. P. Schnetz, 1969

 

Vintilă Ivánceanu *1940. Lyriker, Romancier, Theaterautor, Filmemacher. Gehört zur Gruppe der "Oneiriker". Emigrierte schon 1970 nach Wien. Seit 1967 "Cinste speciaá" (Besondere Ehre) mehrere Bücher. Dt. 1971: "aus", Roman; 1972: "Unser Vater der Drache", jüngste Vröffentlichung: "Zero Körper - Der abgeschaffte Mensch", Wien 1997, zusammen mit Josef Schweikhardt.. - Genügend männerschenkel (D. Schlesak) aus: "Fische und Vögel. Junge rumänische Lyrik", Regensburger Hefte, hg. von D. Schlesak und W. P. Schnetz, 1969

 

Dan Laurentiu *1937. Lyriker und Essayist. Kulturredakteur. Seit 1967: "Pozitia astrilor" (Die Position der Sterne) zahlreiche Gedichtbände; 1989: "Psyche"; 1991: "Frau schlafend". 1994 "Montolive"- Die blaue Farbe; Dies illa (D. Schlesak) aus: Manuskript

 

Florin Mugur *1934-1991. Lyriker, Prosa- und Kinderbuchautor, Essayist; Lehrer. Verlagslektor in Bukarest. Seit 1953 "Cîntecul lui Philipp Müller" ( Das Lied von Philip Müller) zahlreiche Gedichtbände. 1988: "De firea lucrurilor" (Vom Wesen der Dinge). dt. Bukarest 1988: "Pflichtleben. Gedichte" (H. Britz). - Hamlet (D. Schlesak) aus: Fische und Vögel. Junge rumänische Lyrik" a.a.O.; Splitterglück (H. Britz) aus: "Pflichtleben. Gedichte", a.a.O.

 

 

George Pitut *1940-1991. Lyriker. Prosaautor. Übersetzer (aus dem Deutschen). Literaturredakteur. Seit 1966: "Poarta cetátii" (Das Burtor), mehrere Gedichtbände. 1969: "Ochiul neantului" (Das Auge des Nichts); 1977: "Stele fixe" (Fixsterne). 1983 erscheint der Roman " Aventurile marelui motan criminal Maciste" (Die Abenteuer des kriminellen Katers Maciste). 1997 Posthum: "Scrisori de iubire din 21 poeme" (Liebesbrief in 21 Gedcihten). - Monolog; Mit dem Bleistift; Das Zeichen (A. Hauser) aus: Neue Literatur 34, 1994 (Heft 8)

 

Daniel T. Suciu 1961-1981: Tod infolge eines Verkehrsunfalls, verursacht von der Konkubine eines Securitate-Offiziers. Posthum 1983: "Copilul între noi" (Das Kind unter uns). - Apropanz. Fragment (Die Rechte für den gesamten übersetzten Zyklus bei:(E. Konradt) aus: orte - Schweizer Literaturzeitschrift 18. Jg, Nr.87,1994

 

 

 

 

 

DER HERAUSGEBER

 

Dieter Schlesak in Siebenbürgen/Rumänien geboren. Lyriker, Essayist, Romancier, Publizist und Übersetzer, Diplomgermanist, Lehrer und Literaturredakteur.1969 Übersiedlung in die Bundesrepublik. Werke: Meditation und Psychiatrie: 1975: "Sozialisation der Ausgeschlossenen". Lyrik: 1968: "Grenzstreifen"; 1978: "Briefe über die Grenze"; 1981: "Weiße Gegend"; 1990: "Aufbäumen; 1997: "Landsehn". Essays, Prosa und Tagebücher: 1970: "Visa. Ost West Lektionen"; 1972: Geschäfte mit Odysseus; 1991: "Wenn die Dinge aus dem Namen fallen" (1997 italienisch: "Brandiere bucate"; 1998 rumänisch: "Revolta morþilor"/ Die Revolte der Toten. 1994: "Stehendes Ich in laufender Zeit"; 1995: "So nah, so fremd, Heimatlegenden". Bildmeditationen in: "Das Neue Licht Michelangelos", Kunstdruckdokumentation der renovierten Sixtinischen Kapelle, 3 Bde. 1989-1991. Romane: 1986: "Vaterlandstage" (1995 rumänisch: "Zile acasã"); Essays über Literatur, Grenzphänomene und Religion in verschiedenen Zeitschriften und für den Funk. Hörspiele und andere Arbeiten für das Radio (vor allem über psychiatrische Kliniken, Patientenkunst, über Meditation und über seine Reisen zu Indianern und Indios in den USA und Mexiko und ihre Riten und Kultformen). Übersetzer- und Herausgebertätigkeit. Essays über rumänische Literatur und Philosophie; mehrere Herausgaben seit 1969: Nichita Stãnescu: "11 elegii/11 elegien", Bukarest. Preise/Stipendien: 1980: Andreas Gryphius-Förderpreis; 1982 und 1987, 1988: Jahresstipendien: Deutscher Literaturfonds; Ministerium für Wissenschaft und Kunst; 1989: Schubart-Literaturpreis; 1990/91: Förderstipendium Akademie Schloß Solitude; 1993: Nikolaus-Lenau-Preis; 1994: Hauptpreis Prosa/ Ostdeutscher Kulturrat. Mitglied des Deutschen P.E.N. Zentrums, des P.E.N. Zentrums deutschsprachiger Autoren im Ausland (London). Lebt seit 1973 in Stuttgart und in der Toskana.

 

Lit. Werner Söllner in KGL 32. Nlg., 1989. Bruno Jahn in: Literaturlexikon, Autoren u. Werke deutscher Sprache (Hg. Walter Killy), Band 10, 1991; Stefan Sienerth in: Lexikon der Siebenbürger Sachsen, 1993. Lexikon deutschsprachiger Schriftsteller, 20. Jahrhundert (Hg. Kurt Böttcher), 1993; Alexander von Bormann in: Geschichte der deutschen Literatur von 1945 bis zur Gegenwart (Hg. W. Barner), München 1994; PEN Bundesrepublik Deutschland: Autorenlexikon, 1993, 1996

 

 

 

 

Der Herausgeber dankt dem Literarischen Colloquium Berlin; Al. Cistelecan von der Zeitschrift "Vatra" (Tg. Mures), Dumitru Chioaru von "Euphorion" (Sibiu-Hermannstadt); Dr. Peter Motzan, Südostdeutsches Kulturwerk München; den Mitarbeitern des Druckhauses Galrev.

 

 

INHALT

 

I ENDLOSER SONNTAG

Alexandru Musina (Klaus F. Schneider) XVIII. Ode - "Sol"

Emilian Galaicu-Paun (Hellmut Seiler) Die Auflösung des Kadavers

Ana Blandiana, (Rolf-Frieder Marmont) Alles

Mircea Dinescu (Peter Motzan) Nachsicht zur Winterszeit

Mircea Ivánescu (Joachim Wittstock) Rufe über den Wolf

Mircea Dinescu (Peter Motzan) Endloser Sonntag

Elena Stefoi (Ernest Wichner), Liebesbrief

Ana Blandiana (Rolf-Frieder Marmont) Die Zeugen

Stefan Aug. Doinas (Übersetzer unbekannt) Alibi

 

II MAN HAT EINEN TOTEN GFUNDEN

Mircea Bârsilă (Johann Lippet/William Totok) Brief

Mircea Dinescu (Peter Motzan) Eine Fabrik ruft nach einer zweiten Fabrik

MagdaCârneci (Helmuth Frauendorfer) Der Wirklichkeit ins Gesicht schauen

Nichita Danilov (Dieter Schlesak) Landschaft

Matei Visniec (Klaus F. Schneider) man hat einen toten gefunden

Geo Dumitrescu (Peter Motzan) Romantik

Dinu Flamând (Peter Motzan) Stadt

Mariana Marin (Gehardt Csejka/ Helmuth Frauendorfer) Dark Ages

Denisa Cománescu (Grete Tartler/ Helmut Britz) Sylvia

Denisa Cománescu (Grete Tartler/ Helmut Britz) Lückenhaftes Gewebe

Iustin Panta (Dieter Schlesak) Erstes Bild Kommentar im Spiegel

Florian Iaru (Anemone Latzina) Unsauberer Sonntag

Petre Stoica (Oskar Pastior) hoffnung meine schwarze tulpe

Petre Stoica (Oskar Pastor) Option

 

III DIE ZUKUNFT DER WUT

Marta Petreu (Ernest Wichner) Tag der Wut

Marta Petreu (Ernest Wichner) In vorgestellter Erinnerung

Iolanda Malamen (Rolf-Frieder Marmont) Die Zukunft der Wut

Angela Marinescu (Hellmut Seiler) Die Sonnenblume

Mariana Marin (Gehardt Csejka/Helmut Frauendorfer) Liebesgedicht

Nora Iuga (Lioba Happel) Die Reise nach Plowdiw

Mircea Dinescu (Peter Motzan) Die Lawine

Mircea Dinescu (Peter Motzan) Liebesbriefe

Elena Stefoi (Rolf Bossert) Zwei Schritt vom Horizont

Florin Iaru (Anemone Latzina) Guten Morgen

Carmen Firan (Dieter Schlesak) Es gab diese Zeit

 

IV HAUSORDNUNG

 

Mariana Codrut (Dieter Schlesak) Lied zum Erschrecken

Florin Mugur (Dieter Schlesak) Hamlet

Marin Sorescu (Dieter Roth) Studie

Andrei Zanca (Helmut Britz) Nur anstatt

Marius Robescu (Gerhardt Csejka) Frei atmen

Virgil Mazilescu (Rolf Bossert) Der Verwalter kann jeden Augenblick

Iosif Costinas (Eduard Schneider) Hausordnung

Traian T. Cosovei (Horst Samson) Wiegenlied

Romulus Bucur (Herbert-Werner Mühlroth) 20 & 2

Virgil Mazilescu (Rolf-Frieder Marmont) die worte eines freundes

Eugen Suciu (Dieter Schlesak) "Gefühle zu haben"

Adrian Popescu (Franz Hodjak) Die Rohre

Ana Blandiana (Horst Helge Fassel) Im Schlaf

Ana Blandiana (Franz Hodjak) Müdigkeit

Ioana Cráciunescu (Dieter Schlesak) Macht, Versuchung

Dan Culcer (Werner Söllner) Ethik

Mircea Dinescu (Gerhardt Csejka) Vertagt

 

V DAS MESSER ZWISCHEN DEN BLÄTTERN

Nichita Stánescu (Dieter Schlesak) Die zweite elegie. getica

Marin Sorescu (Dieter Schlesak) Und siehe, die Dinge sind

Ilie Constantin (Dieter Schlesak) Glatt ist das Wild.

George Almosnino (Gerhardt Csejka) Weg I

Ana Blandiana (Klaus Hensel) Ich glaube

Ana Blandiana (Dieter Schlesak) Psalm (Paraphrase)

Matei Visniec (Rolf Bossert) Ein hoher Mann ging vorbei

Matei Visniec (Rolf Bossert) Die Stadt voller Blumen

Matei Visniec (Rolf Bossert) Nie sollst du

Dan Dánilă (Georg Scherg) Paris

Matei Visniec (Gerhardt Csejka) Erlebnisse mit der Bestie III

 

VI DIE KLÄGLICHEN RESTE DES HEILIGENSCHEINS

Nichita Stánescu (Oskar Pastior) Naturgesetz

Nichita Stánescu (Oskar Pastior) Laus Ptolemaei. FragmenteElena Stefoi (Rolf Bossert) Direkt auf den Olymp wirst du gelangen

Doina Uricariu (Herbert-Werner Mühlroth) Exil

Virgil Mihaiu (Peter Motzan) Mit eigenen Augen

Virgil Mihaiu (Peter Motzan) Auf der Lauer

Virgil Mihaiu (Peter Motzan) Mildernde Umstände

Augustin Frátilă (Dieter Schlesak) Bibliothek.

Virgil Mazilescu (Dieter Schlesak) Die Mutter der Aufständischen, die Nachtigall

 

VII PRIVATUNTERRICHT

Daniel T. Suciu (Edith Konradt) Apropanz, wie kein anderer

Gabriela Melinescu (Oskar Pastior) 200 Jahre

Gabriela Melinescu (Oskar Pastior) Privatunterricht

Gabriela Melinescu (Oskar Pastior) Die Prinzessin

VintilăIvánceanu (Dieter Schlesak) Genügend Männerschenkel

Mariana Marin (G. Csejka/ H. Frauendorfer) Offener Brief

Virgil Mihaiu (Peter Motzan) Heiter

Virgil Mihaiu (Peter Motzan) Waage

Emil Brumaru (Alfred Kittner) Elegie

Emil Brumaru (Alfred Kittner) Naives Lied

Leonid Dimov (Else Kornis) Das Lied von den Wohnräumen

Leonid Dimov (Dieter Fuhrmann) XXXIV. Sonett

Leonid Dimov (Dieter Fuhrmann) Hetze

Leonid Dimov (Dieter Fuhrmann) Rondel von der aufgesteckten Kerze

Leonid Dimov (C. Alioth) Rondel vom verschwundenen Spieler

Leonid Dimov (Oskar Pastor) Im hohen Bogen

Sorin Márculescu (George Gutu) Imagomachie (IX)

Augustin Frátilă (Dieter Schlesak) Ballade

 

VIII WARTEN AUF WIEKUNG

Geo Dumitrescu (Rolf Bossert) Das Afrika unter der Stirn

Marin Sorescu (Oskar Pastior ) Der von ungefähr dort um die Ecke

Marin Sorescu (Oskar Pastior ) Bis die Bohnen kochen

Marin Sorescu (Oskar Pastior ) Warten auf Wirkung

Grete Tartler (Grete Tartler) Im Fahrstuhl

Ion Gheorghe (Dieter Schlesak) Unaufhörlich aus Gewehren feuernd...

Elena Stefoi (Ernest Wichner) Ode an die blinden Musen

Elena Stefoi (Ernest Wichner) Bis ans andere Ende der Welt

Adrian Popescu (Franz Hodjak) Armer Henker

 

IX ALS DIE DINGE AUS IHREM NAMEN FIELEN

Nichita Danilov (Eduard Schneider) Die Guillotine

Dumitru Chioaru (Dieter Schlesak) Rückzug aus dem Himmel

Marin Sorescu (Oskar Pastior ) Der Bericht

Liviu Antonesei (Dieter Schlesak) Falls sie mich töten würden

Elena Stefoi (Dieter Schlesak) Überwachte Beziehungen

Mihai Ursachi (Horst Helge Fassel) Selbstbildnis

Mariana Marin (Dieter Schlesak) Requiem

Constantin Abálută (Dieter Schlesak) Aleph

Petre Stoica (Dieter Schlesak) Unsewre lieben Toten

Traian T. Cosovei (Peter Motzan) Die siamesischen Gedichte

Mircea Cártárescu (William Totok) Plan

Mircea Bârsilă (Johann Lippet/William Totok) Dort

 

X EIN BESÄUFNIS MIT MARX

Ana Blandiana (Rolf-Frieder Marmont) Würmer auf Wanderschaft

Cálin Vlasie (Gerhardt Csejka) Straßenbahnen

Mircea Dinescu (Werner Söllner) Ein Besäufnis mit Marx

Mircea Dinescu O betie cu Marx

Mircea Dinescu (Werner Söllner) Logbuch

Mircea Dinescu (Werner Söllner) Die Rückkehr der Babaren

Mircea Dinescu (Werner Söllner) Peinliche Moritat

Marta Petreu (Ernest Wichner) Dies Jahrhundert

Carmen Firan (Dieter Schlesak) In den Ruinen

Dumitru Chioaru (Dieter Schlesak) Eine schöne Lüge

Ion Radu Vácárescu (Dieter Schlesak) Leere

Alexandru Musina (Dieter Schlesak) Im Park

Rodica Draghincescu (Dieter Schlesak) In richtung perfektion

Alexandru Musina (Dieter Schlesak) Tomographie

Cálin Vlasie (Gerhardt Csejka) Traumzeit

 

XI RUMÄNIENKRANK ZURÜCK AUS DEM EXIL

Nicolae Coande (Dieter Schlesak) Gott fehlt

Nicolae Coande (Dieter Schlesak) Der Dichter verweígert den Ruhm

Andrei Zanca (Dieter Schlesak) Pußta auf der Hirnhaut pulsierend

Florenta Albu (Dieter Schlesak) Auf den Wurzeln gehen

Magdalena Constantinescu (Dieter Schlesak) Sei milde wenn du fortgehst

Ileana Máláncioiu (Dieter Schlesak) Wer ist hier ausgewiesen

Aurel Pantea (Dieter Schlesak) Das grausame Auge des Autors

 

XII REDE ANLÄSSLICH DER AUFNAHME EINES ÖSTLICHEN LANDES IN EUROPA

Mircea Dinescu (Werner Söllner) Rede anläßlich der Aufnahme

Mircea Dinescu Discurs

Iulian Fruntasu (Dieter Schlesak) Mein Land

Augustin Pop (Dieter Schlesak) Die Veränderung zum Guten

Augustin Pop (Dieter Schlesak) Eintritt in die NATO

Ion Stratan (Dieter Schlesak) Der Westen, der Westen, der Westen

V.Petre Fati (Dieter Schlesak) Ein Mann mit Zukunft

V.Petre Fati (Dieter Schlesak) Gefährliche Liebschaften

Mircea Cártárescu (Gerhardt Csejka) Der Westen

XIII HASSE DEINEN NÄCHSTEN WIE DICH SELBST

Marin Sorescu (Dieter Roth) Als ich einmal fliegen sollte

Marin Sorescu (Dieter Roth) Freikörperkultur

Liviu Ioan Stoiciu (Dieter Schlesak) Bedrängt

Liviu Ioan Stoiciu (Dieter Schlesak) Verdorben

Traian T. Cosovei (Peter Motzan) Eines schönen TagesRomulus Bucur (Dieter Schlesak) Schießt nicht auf den Pianisten

Theodor Vasilache (Horst Samson) Werbung, Seele des Handels

Mircea Cártárescu (Gerhardt Csejka) Frieden und Realismus

Mircea Dinescu (Werner Söllner) Die Zweifel des Verlobten

Mircea Dinescu (Werner Söllner) Taschenlied

Florin Iaru (Anemone Latzina) High Fidelity

Cleopatra Lorintiu (Hellmut Seiler) Die kurzen Jahre

Stefan Doru Dáncus (Dieter Schlesak) Schlaf in Frieden, Herr

Stefan Doru Dáncus (Dieter Schlesak) BriefDer Brief

Mariana Codrut (Herbert-Werner Mühlroth) Ritual

Ileana Máláncioiu (Dieter Schlesak) Bitte

 

XIV LACRIMAE RERUM

Ana Blandiana (Joachim Wittstock) Bindungen

Mircea Ivánescu (Gehardt Csejka) Baustein in einer Pyramide

Ion Neagos (Dieter Schlesak) Mann am Fenster

Ion Neagos (Dieter Schlesak) Gymnastik am Abend

Ara Alexandru Sismanian (Dieter Schlesak) Blick(e)

Emil Hurezeanu (Elisabeth Axmann) Nachtrag

Gabriela Negreanu (Werner Söllner) Das Kind

Ion Mircea (Reimar Alfred Ungar) Ikonen im Herbst

Ioana Pârvulescu (Bettina Schuller) Trödelnd auf einem Aug der Poesie

Ioana Pârvulescu (Bettina Schuller) Wenn ich nicht zu Hause bin

Nichita Stánescu (Rolf-Frieder Marmont) Vorwärtsbewegung

Nicolae Prelipceanu (Peter Motzan) Wintermode

Ana Blandiana (Franz Hodjak) Fall

Mircea Cártárescu (Gerhardt Csejka) Das Spülbeckengedicht

Ion Stratan (Helmut Britz) Das Symbol

Ion Stratan (Helmut Britz) Trauriges Billett

Constanta Buzea (Markus Lakebrink) Gelegenheit

Ion Bogdan Lefter (Gerhardt Csejka) Mit eigener Hand

Ion Bogdan Lefter (Gerhardt Csejka) Vielfarbiges Rot

XV DENN NUR WAS KEIN GEDICHT IST, KANN NOCH ALS POESIE BESTEHEN

Ana Blandiana (Dieter Roth) Beweise

Florin Mugur (Helmut Britz) Splitterglück

Dan Damaschin (Hellmut Seiler) Botschaft

Bogdan Ghiu (Klaus F. Schneider) Gedicht

Viorel Muresan (Dieter Schlesak) Der Fotograf

Romulus Bucur (Herbert-Werner Mühlroth) Lob des Augenblicks

Traian Stef (Dieter Schlesak) Falls du nicht schreiben kannst

Ion Muresan (Gerhardt Csejka) Untertänigst Euer Scardanelli

Ion Muresan (Gerhardt Csejka) Das schwimmende Gedicht

Eugen Suciu (Rolf Bossert) Aleph

Mariana Marin (Dieter Schlesak) Ohne sie

Liviu Ioan Stoiciu (Dieter Schlesak) Wie unirdisch

Nora Iuga (Gerhardt Csejka) Die Leere auf dem weißen Papier

Bogdan Ghiu (Dieter Schlesak) Poem

Dumitru Crudu (Dieter Schlesak) liubovs sonett, tristia 12

Nicolae Popa (Horst Samson) Grenzfurche mit Augenringen

Petru Romosan (Herbert Gruenwald) Sommermärchen

Petru Romosan (Herbert Gruenwald) Der Idiot und die Blüte

Petru Romosan (Herbert Gruenwald) Schafft Dante herbei

Rodica Draghincescu (Dieter Schlesak) Prinzip des Poems

Daniela Crâsnaru (Peter Motzan) Atem

Daniela Crâsnaru (Peter Motzan) Der Feuerschlucker

Daniela Crâsnaru (Peter Motzan) Alter

Daniela Crâsnaru (Peter Motzan) In der Zielgeraden

Petru M. Has (Horst Anger) Heut ist der Siebzehnte

Petru M. Has (Horst Anger) Das Wasser

Petru M. Has (Horst Anger) Pierre dem Unedlen und Ignoranten zum Nichita Stánescu (Rolf-Frieder Marmont) Die Lektion vom Würfel

Stefan Aug. Doinas (Wolf Aichelburg) Zwischen mir und meinem Vetter

Marin Sorescu (Dieter Roth) Schicksal

 

XVI UND KEINE ERLÖSUNG DER DINGE DURCH UNS

Teo Chiriac (Dieter Schlesak) HU-HUUUUU

Ana Blandiana (Bettina Schuller) Elegie

Mihai Ursachi (Horst Helge Fassel) Die Stunde Null

Mircea Cártárescu (Gerhardt Csejka) Provinzler

Gheorghe Pitut (Arnold Hauser) Mit dem Bleistift

Marius Iosif (Dieter Schlesak) Unnötig und schön Idee gewidmet,

Mircea Ivánescu (Oskar Pastior) Oder aber Schach spielen

Ion Mircea (Wolf Aichelburg) Glockenton

George Almosnino (Helmut Britz) Ich schau zum Kleiderhaken

Adrian Popescu (Franz Hodjak) Phantombild

Adrian Popescu (Franz Hodjak) Abwesenheit

Viorel Muresan (Rolf-Frieder Marmont) Ein kleines Liebesgedicht auch

Simona-Grazia Dima (Dieter Schlesak) Eine Feder

 

XVII LANDSCHAFTEN. MIT ERSCHEINUNGEN

Ioan Alexandru (Joachim Wittstock) Gewässer

Ioan Alexandru (Joachim Wittstock) Herbstregen

Grigore Hagiu (Joachim Wittstock) Gelöschte Schrift

Ioan Alexandru (Dieter Schlesak) Herbst

Ovidiu Genaru (Anemone Latzina) Silbriges Bohnenkraut

Dan Laurentiu (Dieter Schlesak) Die blaue Farbe

Dan Laurentiu (Dieter Schlesak) Dies illa

Ion Muresan (Gerhardt Csejka) Der Frühling

Daniel Turcea (Dieter Schlesak) Hypnose

Magda Cârneci (Herbert-Werner Mühlroth) Chaosmos

Dorin Tudoran (Gerhardt Csejka) Das Licht

Dorin Tudoran (Gerhardt Csejka) Durchsichtige Strafe

Gheorghe Pitut (Arnold Hauser) Monolog

Gheorghe Pitut (Arnold Hauser) Das Zeichen

 

VXIII SPIEGEL, DER ENTLANG AN EINEM SPIEGEL FÜHRT

Gellu Naum (Dieter Schlesak) Aquatisches Alphabet

Ge!lu Naum (Anemone Latzina) Die Schuhe von Gheorghe Lazär

Constant Tonegaru (Heinz Kahlau) Die kaffeebraune Frau

Cezar Baltag (Joachim Wittstock) Strahlenbrechung der Zwei

Eugen Suciu (Rolf Bossert) Die bildliche Realität

Grigore Hagiu (Dieter Schlesak) Wir träumen so einsam, träumen

Ion Neagos (Rolf-Frieder Marmont) Perfektes Stück

Emil Hurezeanu (Hellmut Seiler) Du müßtest deinen Körper Gellu Naum (Anemone Latzina) Alles ist folglich

George Tomozei (Dieter Schlesak) Das Hotel

Rodica Draghincescu (Dieter Schlesak) Braune Seidenstrümpfe

Emil Brumaru (Franz Hodjak) Freudenjauchzer

Magdalena Constantinescu (Dieter Schlesak) Gefahr der Ordnung

Alexandru Vlad (Dieter Schlesak) Letztes Lied für Any

Marta Petreu (Ernest Wichner) Abendmahl

Ioana Pârvulescu ( Ioana und Dora Pârvulescu) Phantastische Wellen

 

XIX MYSTERIÖSES VERSCHWINDEN

Nichita Stánescu (Anemone Latzina) Kosmogonie oder Wiegenlied

Nichita Stánescu (Dieter Schlesak) 11 Elegien: Die dritte Elegie

Gellu Naum (Anemone Latzina) Belvedere

Gellu Naum (Anemone Latzina) Das Bermudadreieck

Gellu Naum (Anemone Latzina) Wie kalt

Nichita Stánescu (Dieter Schlesak) Der Weltblenden-Mensch

Nichita Stánescu (Oskar Pastior) Welche oberste Kraft

Petre Stoica (Dieter Schlesak) Nach der Trennung

Nichita Stánescu (Dieter Schlesak) Lied

Gheorghe Tomozei (Zoltán Franyó) Aus Algen in Algen

Cezar Baltag (Anemone Latzina) Die Zeit

Cezar Baltag (Anemone Latzina) Merry so round

Cezar Baltag (Anemone Latzina) Orpheus

Ion Muresan (Gerhardt Csejka) Orpheus

Marian Drághici (Dieter Schlesak) Etwas Realeres als das Nichts

Mircea Ciobanu (Gerhardt Csejka) Raub

Ileana Máláncioiu (Ernest Wichner) Schlußakkord

Ileana Máláncioiu (Ernest Wichner) Vergeblichkeit

Mircea Petean (Dieter Schlesak) Land kirchlein

Mircea Petean (Dieter Schlesak) Berg Kirchlein

Virgil Mazilescu (Rolf Bossert) Das Wort des Poeten

Virgil Mazilescu (Rolf Bossert) Die erste Geschichte für Stefana

Marin Sorescu (Dieter Schlesak) Mysteriöses Verschwinden

Marin Sorescu (Dieter Roth) Das Alphabet

Grete Tartler (Gerhardt Csejka) Ein weißer Korridor

Ruxandra Cesereanu (Dieter Schlesak) NachMittag

Mariana Marin (Gerhardt Csejka) Elegie

Ioana Cráciunescu (Dieter Schlesak) Unendliche Sekunden

Elena Stefoi (Dieter Schlesak) Nichts wie verschoben

Ana Blandiana (Franz Hodjak) Die Eisorgel

Ana Blandiana (Franz Hodjak) Wie leicht

Nicolae Prelipceanu (Peter Motzan) Krankenhaus zu später Stunde

Nicolae Prelipceanu (Peter Motzan) Vor geraumer Zeit

Dan Culcer (Werner Söllner) Tierkreis

Simona-Grazia Dima (Dieter Schlesak) Die Gefahr

Simona Popescu (Herbert-Werner Mühlroth) Wenn wir tot sind

Violeta Popa (Dieter Schlesak) Durch deinen Schlaf

Violeta Popa (Dieter Schlesak) Der Leib unsicher und zerstückelt,

Marin Sorescu (Oskar Pastior) Himmelsleiter

Marin Sorescu (Oskar Pastior) Wasser

Marin Sorescu (Oskar Pastior) Die Masken

Mariana Marin (Edith Konradt) M.M.

Liviu Ioan Stoiciu (Dieter Schlesak) Direkte Verbindungen zur jenseitigen Welt

Liviu Ioan Stoiciu (Dieter Schlesak) Stickige Tage

Liviu Ioan Stoiciu (Dieter Schlesak) Entlarvung

Constantin Abálută (Marcu Milescu) Ich schreibe...

Ilie Constantin (Zoltán Franyó) Welten gehn durch Welten

Gellu Naum (Anemone Latzina) Der brandneue Bruder

Gellu Naum (Anemone Latzina) Die Prozessionen

Mircea Ciobanu (Hellmut Seiler) Der Wind Ahab

Mircea Ciobanu (Hellmut Seiler) Gedicht aus einem einzigen Stein

Marin Tarangul (Dieter Schlesak) Summend

Stefan Augustin Doinas (Wolf Aichelburg) Bericht aus dem Sack

Gellu Naum (Georg Aescht) Der Vorgeburtsbruder

Mariana Codrut (Dieter Schlesak) Lebendig und warm

Dorin Tudoran (Dieter Schlesak) Die Unbekannte/ Distanz

Horia Roman Patapievici (Dieter Schlesak) Apertio templi

Nichita Stánescu (Joachim Wittstock) Flugunterricht

 

 

Dieter Schlesak: Posthumer Blick. Ein Nachwort

 

Die Autoren und ihre Gedichte

 

 

 

 

 

 

Zusätzliche Gedichte 

  

Carmen Firan (Dieter Schlesak)

Es gab diese Zeit

glücklich waren nur wir

 

die Welt bewegte sich wie betäubt

die Kontinente brachen auseinander

und die Geschichte hatte keine Helden mehr

verbraucht das Leben in Verschwörung und Erlässen

es war die Zeit ohne Zeit

sogar unser Hund winselte sich langsam zu Tode

und von einem Ende zum andern war Nichts als nur Sand

keine Stimme mehr keine Brücke

eine Wüste aus Glas und frucht-lose Bäume

Schaufenster grinsend durch die Gitter auf leere Straßen

der einzig lebendige Zustand war - der Überdruß

doch glücklich waren nur wir

 

So bewachend dich/ deinen verzweifelt sanften Schlaf

schlief ich an deiner linken Schulter ein

als wär ich herausgewachsen aus dir

die Schwimmerin in einem Tropfen Tau

dein Arm schrumpfte rechts von meinem Kopf ein

als du erwachtest zitternd mich zu streicheln

das war nicht ich

der Tod

ich hatte gelernt zu weinen

 

 

 

Ana Blandiana

 

Ich glaube

 

Ich glaube wir sind ein Volk von Pflanzen

Wie anders könnten wir sonst ruhig

auf unsere Entlaubung warten?

Würden wir sonst den Mut haben

wie im Schlaf auf einer Rutsche

fast bis in den Tod zu gleiten

mit der Gewißheit

daß es ein leichtes sein wird

noch einmal geboren zu werden ...

Ich glaube wir sind ein Volk von Pflanzen

Wer hat schon einen Bam gesehen

der sich aufbäumt?

 

Klaus Hensel

 

 

 

Nach Petre Stoica: Schwarze Tulpen

Petre Stoica (Oskar Pastior)

 

Option

 

Ich möchte ein für allemal klarstellen

daß es mir nicht um eine

bestimmte Jahreszeit geht

und ich sie gleichermaßen mag

die blauen Schnurrbartspitzen des Flurhüters

genauso wie die Petersilienbeete die bis

tief in den Herbst hinein wie Samt und Seide snd

ja und besonders vernarrt bin ich natürlich

in die Winterabende wenn der Kürbis im Rohr shmort

und der Ziegenbock mit seinen Hörnern an die

Futterkippe klopft

erst einmal dann dreimal dann zehnmal

uns mahnend daß es an der Zeit sei

noch ein Glas zu leeren auf das Recht das heilige

für eine bestimmte Jahreszeit zu optieren

 

 

Micea Dinescu

 

Die Rückkehr der Babaren

 

Gegen Abend

wenn die Barbaren aus dem Westen zurückkehren,

rittlings auf Begriffen, als Abgesandte

großer Salamifabriken, frag sie

nicht weiter nach Pferden, sondern

lösch das Feuer

nimm Glut in den Mund

füll dein Gedächtnis mit Asche

und geh mit deiner Trompete ins Himalaya -

bau dort Lawinen an

oder wechsle dein Geschlecht, den Namen, den Lebensraum

misch dich unter die Gänse gackere, hau ab

mach schnell Profit

spiele den Eskimo

wenn der grüne Nerv des antarktischen Eises

sich langsam entspannt, und halte um die Hand

der rundlichen, lüsternen Seehündin an,

leck den Honig von den Fingern des Bundesverwalters

oder steh ganz einfac demtig da

und hör zu, was die Lokomotive brüllt

und ohne Hebamme auf dem Feld

eine Spur kleiner, funkelnder Lebewesen gebiert

 

 

 

Peinliche Moritat vom gescheiterten Selbstmörder

Anno siebenundvierzig Hunger und Kälte

fast wär ich da geboren worden

aber meine Mutter brachte lächelnd

meinen Bruder zur Welt, den Blinden.

 

Fast hätt ich Maulbeeren gegessen

aber Wind kam auf und sie fielen

in Nachbars Garten

 

Der Krieg war kälter als das Bier

 

Fast wär ich in ein Mädchen geschlüpft

aber ein anderer hat es geschafft

mit Vorfahrt von rechts.

 

Als ich zum Wettkampf antrat

allein, wurde ich Zweiter.

 

Als ich mich in die Seine warf, begann ich, wie

peinlich, zu schwimmen.

 

Werner Söllner

 

  

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